Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)
Tür hinter uns zu. Dann fischte
er einen Siegelaufkleber aus einem Federmäppchen und klebte ihn längs über Türblatt
und Zarge.
»Wann kann
ich ihn besuchen?«
»Beantragen
Sie bei beim Staatsanwalt einen Besuchersprechschein. Oder am besten gleich einen
Dauersprechschein. Erst wenn Sie einen haben, können Sie sich von der JVA einen
Termin geben lassen, Durchwahl 299. Besuchszeit ist montags bis freitags von acht
bis halb drei. Mittwochs auch bis halb fünf.«
»Geht das
nicht schneller?«
»Tun Sie
Ihrem Freund einen Gefallen und treiben Sie ihm einen guten Anwalt auf. Den hat
er im Moment eher nötig.«
21.
Brülling versprach, in der nächsten
halben Stunde in den ›Bumskopp‹ zu kommen. Entweder war er ein verdammt guter Schauspieler
oder er hatte wirklich keine Ahnung, dass Gregor verhaftet worden war. Für mich
machte es keinen Unterschied. Ich würde ihm die Augen auskratzen. Aber noch nicht
sofort.
Die Theke
im ›Bumskopp‹ war klassisch. Massive Eiche, gehobelte Bierrinne, Messinghandlauf.
Die Gläser rutschten nicht mehr so gut. Der Wirt, den alle Rudi nannten, obwohl
er eigentlich Gustav hieß, wie ich erfahren durfte, schenkte mir ein, ohne nachzufragen.
»Hab die
Bullen draußen gesehen«, sagte er.
»Kennst
du einen guten Anwalt?«, fragte ich.
»Scheidungsanwälte
kenne ich. Mindestens drei.«
»Du wurdest
dreimal geschieden?«
»Hab nie
geheiratet.« Er hob den Bacardi. »Alles Kundschaft.«
»Was ist
mit Strafanwälten?«
»Trinken
nicht in Gesellschaft.«
»Woher weißt
du das? Du kennst doch gar keinen.«
»Ich kenne
die Leute, die sie vertreten.«
35 Minuten
später trat Brülling durch die Tür. Mein Glas war seit mehr als 20 Minuten leer.
Rudi schenkte mir nach und ich raunte.
»Geht aufs
Haus«, sagte er.
Brülling
setzte mich neben mich. Er war außer Atem.
»Sie sind
zu spät«, sagte ich.
»Ich gehe
am Stock.«
»Ich könnte
Ihnen einen elektrischen Rollstuhl besorgen«, sagte ich.
»Wie wollen
Sie das anstellen?«
»Ich habe
eine Waffe in der Tasche.«
Brülling
bestellte Dortmunder Export. »Sie sind noch wütend.«
Ich sagte
nichts, sondern legte ihm stattdessen Marthas Zettel vor die Nase.
»Ich kenne
die Nummer«, sagte er. »Ich habe sie selbst gewählt.«
»Es geht
nicht um die Nummer«, unterrichtete ich ihn. »Der Text ist eine Botschaft.«
»Botschaft
an wen?«
»Gregor
ist überzeugt davon, dass sie uns zu Martha führt.« Ich betonte seinen Namen und
beobachtete die Bewegung in Brüllings Gesicht. Er nahm den Zettel zwischen die Finger.
Sein Daumen glitt über die Buchstaben. Das Bier, das Rudi brachte, registrierte
er gar nicht. Es war offensichtlich, dass er keine Ahnung hatte. Bis jetzt.
»Sie glauben,
ich habe ihn ausgeliefert«, sagte er.
»Es ist
völlig egal, wer am Ende den Anruf getätigt hat.«
Er fuhr
sich durch das Haar. Dann sah er auf die Uhr. »Der Haftrichter ist nie vor halb
acht im Büro. Haben sie eine Durchsuchung angeordnet? Er wird die Ergebnisse abwarten.
Es wird uns zwei weitere Stunden verschaffen.« Er schüttelte sein Handgelenk, bis
die Uhr unter dem Ärmel verschwand.
Er glaubte
tatsächlich, der Kuhhandel existierte noch.
»Es gibt
kein uns «, sagte ich.
»Ich habe
nicht von Ihnen gesprochen«, fuhr er mich an.
»Ich auch
nicht.«
Ich tippte
auf den Zettel in seiner Hand. Mein Finger knallte gegen das Papier und knickte
es. Ich schaffte es, ihm den Finger nicht ins Auge zu rammen. »Verlieren Sie das
Ziel vor Augen nicht.«
Er sah auf
die Buchstaben, doch er las sie nicht. Nach etlichen Sekunden riss ich ihm die Notiz
aus der Hand und umfasste das Glas. Es war leer. Ich musste es irgendwann ausgetrunken
haben, doch ich konnte mich nicht mehr daran erinnern.
Rudi witterte
meine Betroffenheit und half mir aus. Die Flüssigkeit war klar und roch nach Anis.
Ich trank
alles in zwei Zügen. Meine Speiseröhre zog sich zusammen. »Martha, unsere kleine
Detektivschlampe«, sang ich.
»Nennen
Sie sie nicht so!«
»Denkt sich
Scheißrätsel aus.« Ich musterte ihn. Er warf komische Schatten auf dem Holz.
»Sie sind
betrunken.«
»Und Sie
sind ein Arschloch.«
Rudi beugte
sich zu uns. Er lächelte wie die Grinsekatze. »Ein Rätsel? Ich mag Rätsel.« Er sah
auf den Zettel. »AB Massimo?«
Brülling
fuhr sich durch die Haare. »Es ist ein Wortspiel.«
»Und was
soll am Ende dabei rauskommen?«
Ich hob
die Schultern, Brülling schüttelte den Kopf.
»Na dann«,
sagte Rudi und trocknete seine Hände
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