Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)
hätte ich ihm schon
antworten können?
Ich wusste nicht, wie lange ich
noch unter der Markise gestanden hatte. Aber die Zeit reichte offenbar aus, um sich
des Öfteren nach mir umzudrehen. Mehr noch: Die Dahergelaufenen schienen nach einem
Becher oder einer Mütze zu suchen, in welche sie ihr Almosen hineinwerfen konnten.
Ich musste einen wirklich erbärmlichen Anblick abgegeben haben.
Als ich
die Wohnung erreichte, war ich völlig durchnässt. Seit Längerem schon war der Regen
nur so von mir abgeprallt, da die Fasern meiner Klamotten nicht in der Lage waren,
noch mehr Wasser aufzunehmen. Meine Füße standen in Pfützen, jeder Schritt quatschte
und trieb das kalte Regenwasser zwischen meine Zehen. Ich fühlte mich dick und schwer
und um Jahre gealtert.
Ich drehte
den Schlüssel im Schloss und ließ Schuhe und Socken gleich auf der Fußmatte stehen.
Barfuß watschelte ich in den Flur, knipste das Licht an und blickte mit meinen Detektivaugen
in sämtliche Winkel. Erst dann entledigte ich mich allem, was ich nicht hätte abrasieren
können, und trabte triefend und zähneklappernd in das kleine Badezimmer. Die alte
Wäsche quoll aus der Waschmaschine. Es roch nach Rasierschaum. Ich beugte mich über
die Badewanne und ließ heißes Wasser ein. Dann setzte ich mich geduldig auf den
Klodeckel und wartete.
Es war lediglich
eine Frage der Zeit, bis Brülling erfuhr, dass der Deal geplatzt war. Dass sein
wasserdichter Plan ein Leck hatte. Und dass Pankowiak, Ansmann und zwei weitere
Polizisten wegen diverser Delikte angeklagt werden würden.
Gregor hatte
den Kuhhandel meinetwegen ausgeschlagen.
Ich fühlte
überhaupt nichts. Ich horchte in mich hinein, doch weder war ich wütend, traurig
oder gar geschmeichelt. Es war, als wäre irgendwo in meiner Birne eine Sicherung
durchgebrannt und alle Systeme hätten sich abgeschaltet.
Vielleicht
hatte ich mir eine Erkältung eingefangen.
Ich drückte
eine halbe Tube Duschgel in das Wasser. Das Zeug reagierte sofort. Berge von weißem,
großblasigem, nach Davidoff riechendem Schaum türmten sich vor mir auf und ich steckte
die Arme bis zu den Ellenbogen in die Brühe. Plötzlich hörte ich einen Schlüssel,
der sich im Schloss drehte, und ich stand kerzengerade vor der Wanne. Stiefel scharrten
über den Fußboden. Dann hörte ich die Plastikarretierung des Kinngurtes, die gegen
die Beschichtung schlug, als er den Helm vom Kopf nahm. Ich zog ein Badetuch vom
Stapel und wickelte mich akribisch darin ein. Anschließend schlüpfte ich durch die
Tür. Gregor war im Flur stehen geblieben. Der Regen triefte von seinen Haarspitzen,
die sich gekringelt und zu dicken Strähnen zusammengedreht hatten. Seine dunkelblaue
Jeans erschien schwarz. Selbst aus der Entfernung sah ich die Gänsehaut auf seinem
Hals und seinen Armen. Er starrte auf das Handtuch. Ich zitterte.
»Es hat
geregnet«, sagte ich.
»Ich weiß.«
Mühsam streifte
er sich die Jacke vom Körper und ließ sie neben meiner Wäsche auf den Boden fallen.
Das Poloshirt darunter war kaum weniger durchnässt. Seine harten Brustwarzen zeichneten
sich unter dem klebrigen Stoff ab. Ich spürte, dass ich errötete und flüchtete ins
Bad. Die Tür ließ ich angelehnt. Langsam tauchte ich unter die Schaumdecke ins Wasser,
während Gregor vor der Tür auf und ab lief.
»Es gibt
keinen Massimo in dem Gebäude. Keinen einzigen.«
Ich hörte
ihm gar nicht richtig zu. Zu deutlich hingen mir Schalkes Worte noch in den Ohren.
»Die Durchwahl
auf dem Zettel gehört seit sieben Jahren zu ein und derselben Person. Einer Frau.«
Ich konnte
es nicht fassen, dass Gregor einfach weiter sein Programm abspulte.
»Außerdem
verwenden die keine Anrufbeantworter.«
Ich hörte,
wie er sich an die Tür heranschlich.
»Hörst du
mir überhaupt zu?«
»Ja.« Meine
Stimme klang dünn.
Ich sah
seine Nasenspitze hinter der Tür hervorlugen. »Ist alles in Ordnung?«
Meine Augen
füllten sich mit Tränen und meine Lippen begannen zu zittern. Ich wischte über mein
Gesicht und der Schaum brannte in meinen Augen.
»Darf ich
reinkommen?«
Ich teilte
mich mit zwei Konsonanten mit, woraufhin er hineinschlich und sich auf den Klodeckel
setzte. Seine durchnässten Klamotten hatte er durch Boxershorts und ein T-Shirt
ersetzt, doch seine Haare waren immer noch klatschnass. Er sah mir ins Gesicht.
»Der Schaum
brennt in meinen Augen«, sagte ich schnell.
An seiner
Reaktion merkte ich, dass er mir nicht glaubte. Sein Blick schwenkte zum Fußboden.
Er
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