Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)
weitergeleitet,
weshalb die Ermittlungen vermutlich eingestellt werden.«
»Entlastendes
Material?«
»Meine V-Akte.«
»Du sagtest,
es gäbe gar keine V-Akte!«
»Offensichtlich
doch«, sagte er. »Entweder hat es sie schon immer gegeben. Oder irgendjemand, wovon
ich eher ausgehe, hat sie binnen Stunden aus dem Nichts erschaffen, um den Großteil
der Vorwürfe haltlos werden zu lassen.«
»Wie soll
das funktionieren?«
»Einen ähnlichen
Fall hat es schon einmal gegeben. Vor 16 Jahren wurde das Aktenzeichen für eine
V-Akte bedauerlicherweise zweimal vergeben, nachdem die erste Akte nach einem halben
Jahr wieder geschlossen worden war, weil der Informant eines natürlichen Todes verstarb.
Aktenzeichen werden allerdings bewusst niemals doppelt vergeben«, untermauerte er.
»Durch diesen formalen Fehler hat es Verwirrung bei der Buchhaltung gegeben und
ein Beamter wurde der Unterschlagung bezichtigt, weil es so aussah, als wollte er
sich auf Kosten eines Toten eine goldene Nase verdienen. Als rauskam, dass die Entlohnungen
tatsächlich an einen lebenden Informanten ausgezahlt wurden, der dummerweise mit
dem Aktenzeichen einer toten Akte verknüpft worden war, war die Sache zwar immer
noch ein leidiges Thema, aber die Anklage wurde fallen gelassen.« Er sah mich an.
»Und nun rate mal, wer damals das Aktenzeichen doppelt vergeben hat.«
»Guido Brülling.«
»Das hier
ist allerdings nicht auf seinem Mist gewachsen. Ich glaube, da steckt sein Vater
dahinter.« Er stieß mich an. »Du hast nicht zufällig etwas damit zu tun, oder?«
Ich hüllte
mich in Schweigen, doch meine erröteten Wangen dürften ihr Übriges getan haben,
um mich zu verraten. »Wie geht es mit Arthur weiter?«
Wir gingen
ein paar Schritte. »Sein Mörder ist tot. Und die, für die Arthur sein Leben ließ,
läuft gerade quicklebendig vor unseren Füßen herum.«
»Du willst
die Sache nicht weiterverfolgen.«
Ernst sah
er mich an. »Wir haben keine Beweise mehr sowie keinen einzigen Namen, den wir mit
den Schwarzinger-Morden in Verbindung bringen könnten. Unser Wort steht gegen das
einflussreicher Regierungsbeamter, die alles daran setzen werden, dass diese Angelegenheit
nicht weiterverfolgt wird.«
»Das ist
doch alles ein Klacks für dich.«
»Ich werde
weder dein Leben riskieren noch Martha dazu zwingen, gegen irgendwelche indischen
Aktivisten auszusagen und damit eine deutsch-indische Krise auslösen.«
Ich biss
mir auf die Unterlippe.
»Manchmal
muss man Prioritäten setzen.«
Martha näherte
sich uns wieder. Sie lächelte. Ihre Zahnspange war längst fort. Immerhin war sie
schon Anfang 20.
»Was wirst
du als Nächstes tun?«, fragte ich ihn.
»Wir werden
sehen. Für die Polizei bin ich eine Persona non grata. Viele Leute dort hassen mich
für das, was ich getan habe. Oder besser gesagt für das, was ich nicht getan
habe.«
Ich schluckte
einen zähen Kloß hinunter, denn ich verstand sofort, was er meinte. Gregor war den
Deal nicht eingegangen. Er hatte billigend in Kauf genommen, sich und auch andere
möglicherweise in den Knast zu befördern. Das war den Leuten auf der Wache nicht
entgangen.
»Und einige
wenige werden es sich bestimmt nicht nehmen lassen, mir hier und da genauer auf
die Finger zu schauen in der Hoffnung, mir eins reinwürgen zu können«, fuhr er fort.
»Somit sieht es auch für meine anderen Jobs momentan eher düster aus.« Er lächelte
gequält. »Aber wer weiß. Vielleicht kann ich ja immer noch putzen gehen.«
»Du kannst
für mich arbeiten.«
Er starrte
mich an.
»Es gibt
da eine neue Detektei in Wattenscheid. Mit guten Kontakten und Referenzen. Sie heißt
Roloff & Partner.«
Gregor sah
durch mich hindurch. Er überlegte. Irgendwann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen
und er brach in schallendes Gelächter aus. »Und wer ist der Partner in diesem Titel?
Doch nicht etwa der Türke, oder?«
Ich schüttelte
den Kopf. »Die Stelle ist noch vakant und ich könnte etwas Unterstützung gebrauchen.«
»Wie viel
bist du bereit zu zahlen?«
»Ich beteilige
dich am Umsatz.«
»Unter diesen
Umständen sollte ich wohl eher putzen gehen.«
Ich knuffte
ihn in die Seite.
Er wurde
ernst. »Lass mich bitte mit Martha noch einen Moment allein. Anschließend können
wir zu dir fahren und deine Konditionen etwas genauer unter die Lupe nehmen.« Sein
Blick wanderte in meinen Ausschnitt.
»Tut mir
leid, doch bei mir ist es gerade ungelegen.«
»Sag bloß,
der Russe wohnt immer noch bei dir.«
»Er ist
mein
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