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Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)

Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Trallafitti: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
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eingehend und äußerst
skeptisch. »Na, ob das was wird.«
    »Wir sind
nur für die Hintergrundrecherche unterwegs«, sagte ich schnell, ehe Gregor ihm die
Faust ins Gesicht rammen konnte.
    Der Italo-Chef
nickte. Dann hoben sich allmählich seine Mundwinkel. Beinahe feierlich klatschte
er in seine Hände. »Und nun haben Sie eine Videobotschaft für mich?«
    »Nein. Das
heißt: Nicht für Sie. Es geht um einen Ihrer Mitarbeiter. Er hat Eindruck auf eine
Dame gemacht. Und unser Auftrag lautet, die beiden vor der Kamera zusammenzuführen.«
Ich schenkte ihm mein bestes Perlweiß-Lächeln.
    »Aha.« Er
zeigte uns seine Enttäuschung. »Und wen meint die Tante genau?«
    »Wir haben
gehofft, Sie würden es uns sagen. Sie hat ihn am Freitagmittag bei Ihnen gesehen.«
    »Küche oder
Kellner?«
    »Küche.«
    »Topf oder
Ofen?«, fragte er weiter.
    »Ofen«,
sagte ich. »Die Dame hat eine Pizza bestellt.«
    Er überlegte
nur sehr kurz. »Das dürfte nicht schwierig werden. Freitagmittags ist nicht viel
los, weil die Leute früh Feierabend machen und lieber zu Hause essen. Deswegen haben
wir freitags am Ofen immer nur einen Bäcker. Den Ali.« Er stemmte die Fäuste in
die Hüften. »Aber an Ihrer Stelle würde ich der Frau dem Typen nicht den Hof machen
lassen.«
    »Ach nein?
Warum nicht?«
    »Ali ist
Inder. Spricht kaum Deutsch. Er kann gerade mal unsere Karte lesen.«
    »Lassen
Sie dies Sorge der Frau sein. Uns geht es nur um die Quoten.«
    Er machte
eine Kehrtwendung und verschwand hinter einer von Pflanzen verdeckten Tür. Breit
grinsend machte ich das Victoryzeichen, doch Gregor zeigte keinerlei Reaktion. Keine
zwei Minuten später kehrte der dicke Italiener mit einem kleinen Zettel zurück und
reichte ihn mir. Ich las eine Adresse, die nicht weit von meiner Wohnung in Hamme
entfernt war. Ich bedankte mich.
    »Eine Frage
noch.« Er räusperte sich. »Kann ich bei Ihnen vielleicht auch eine Videobotschaft
aufzeichnen? Meine Mama wird in drei Monaten 70.«
    Ich lächelte
halbherzig. »Gern. Ich notiere mir Ihre Adresse, dann kommt das Kamerateam in den
nächsten Tagen bei Ihnen vorbei.«
    »Das wäre
echt super. Kommen Sie am besten unter der Woche. Am Wochenende ist hier immer die
Hölle los.«
     
    Ich peste über die Wittener Straße
und schwenkte auf den Nordring. Ich war in Stimmung, an jedem motorisierten Hindernis
links- oder rechtsseitig vorbeizudreschen, doch das war nicht möglich, da sich die
vielen Autos sowohl links- als auch rechtsseitig vor meiner Motorhaube befanden.
Gregor saß aufrecht im Beifahrersitz. Seine Augen beobachteten wachsam die Spurstreifen,
die sich an uns vorbeibewegten.
    »Wenn Arthur
Stammkunde war, dürften sich Ali und er öfters begegnet sein.«
    Gregor sagte
nichts dazu. Seine Konzentration schien sich gerade in anderen Sphären zu ballen.
    Ich redete
einfach weiter. »Vielleicht hatte Arthur sogar einen Rhythmus, in welchem er die
Pizzeria aufsuchte. Dann war es für Ali sicherlich einfach, einen Anschlag zu planen.«
Bei dem Wort ›Anschlag‹ flackerten seine Wimpern.
    Ich rollte
die Dorstener Straße hinunter und wir fuhren an dem Mietshaus mit meiner Wohnung
vorbei. Bei dieser Gelegenheit fiel mir ein, dass ich mich für Viktor baldmöglichst
um die Wohnung gegenüber von meiner bemühen sollte. Für einen Moment hegte ich den
Gedanken, ob ich Gregor von den Veränderungen bei Tozduman Securities erzählen sollte,
entschied mich jedoch dagegen. Es war ein denkbar schlechter Zeitpunkt. Außerdem
hätte ich seine wahrscheinlich scharfen Kommentare ohnehin nicht ertragen.
    Ich bog
in den Surweg ein. Ali Bhattacharya wohnte in einer winzigen Doppelhaushälfte mit
grobkörniger Fassade und schwarzem Ziegeldach. Vor 60 Jahren war die Fassade vielleicht
weiß gewesen. Nun war sie rattengrau. Eine kurz geschnittene Hecke umsäumte das
Haus wie eine Mauer. Ein Törchen lud zu einem Besuch des Gartens ein. Gregor lugte
über die Hecke in Richtung Hauswand.
    »Eine Terrassentür«,
stellte er fest. »Geh du nach hinten und pass auf, dass er nicht abhaut. Ich klingele
vorn. Wenn er zur dir gerannt kommt, ruf mich sofort. Keine Heldentaten, verstanden?«
    Ich nickte.
Daraufhin schob er mich zur Hecke.
    Ich ging
langsam genug, dass man mich vom oberen Fenster aus nicht sofort bemerkte. Ich näherte
mich der Tür von der Seite, lehnte mich gegen die Mauer und drückte meinen Hinterkopf
an die Fassade. Mein Herz klopfte mir bis zum Hals und ich durchwühlte meine Jackentasche
nach der kleinen

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