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Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)

Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Trallafitti: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
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wickelte mich um den Finger, erzählte mir was von Freundschaft.
Ich ließ mich sogar von Brüllings Gelaber einlullen. Und nun belog und manipulierte
er mich. Schon wieder.
    Rein gar
nichts hatte sich verändert.
    »Steck dir
deinen Freund sonst wohin. Ich bin raus.« Ich schob mein Bein in den Fußraum.
    »Warte bitte.«
Sein Gesicht verzerrte sich, als hätte man ihm einen Zahn gezogen. »Martha ist meine
Nichte.«
    Mein Fuß
blieb an der Einstiegsleiste hängen und ich taumelte. »Moment mal.« Ich überlegte
kurz. »Bist du etwa Ilonas Bruder?«
    »Nein«,
sagte er. »Julia war Arthurs Schwester.«
     
    Julia Pankowiak war also eine Brülling.
Das musste ich erst einmal sacken lassen.
    Aber es
erklärte auch viele Dinge: Gregors starke Verbindung zum Brülling-Clan. Julias beruflicher
Ehrgeiz, der für die Familie typisch war. Vor allem aber brachte es mehr Licht in
Gregors Alkoholexzesse und Aggressionen, als die Detektei Brülling & Rowohlt
niederbrannte und Guidos Schicksal für lange Zeit ungewiss blieb. Gregors impulsives
Verhalten hatte in nicht unerheblichem Maße zu der Ausartung des Falls beigetragen.
Und er nahm dies zum Anlass, sich und seine Schuldgefühle beinahe im Alkohol zu
ersäufen.
    »Warum zum
Teufel hast du es mir nicht früher gesagt?«
    Er zuckte
mit den Schultern. »Wozu?«
    Ich verdrehte
die Augen. Doch er hatte recht. Genau genommen ging es mich einen feuchten Kehricht
an, mit wem er verwandt oder verschwägert war. Und zugegebenermaßen hatte ich erst
seit Arthurs Tod sowie Guidos nächtlichen Ansprachen überhaupt eine Ahnung davon,
was es bedeutete, ein Brülling zu sein.
    Oder mit
einer Brülling verheiratet zu sein.
    Oder als
Brülling-Witwer wegen Totschlags im Knast zu landen.
     
    Wir fuhren ein paar Straßen hinunter
und keinen halben Kilometer weiter riss ich das Lenkrad herum, bog in die Liebfrauenstraße
ein und zeigte aus dem Seitenfenster. »Da ist die Pizzeria.«
    Auf dem
fünfstufigen Karrieretreppchen zwischen Fressbude und Restaurant erreichte ›Mama
Corleone‹ problemlos die Stufe drei. Das Ristorante war in einem Eckhaus nahe der
Altenbochumer Einkaufsmeile untergebracht, der Eingangsbereich quadratisch in das
Haus geschnitten. Fünf weiße Steinstufen führten zu der mahagonifarbenen Eingangstür
hinauf. Das Haus war glatt verklinkert, Messinggeländer waren in die Wände geschraubt.
Die Kreide auf einer Tafel mit dem heutigen Mittagstisch war schon etwas verblasst,
eine vergilbte Speisekarte hing im rechten Eck hinter Glas. Gregor drückte aggressiv
die Klinke herunter. An den Adern, die unter seinem Kinn hervortraten, erkannte
ich, dass jede Faser seines Körpers auf Krawall gebürstet war. Ich packte ihn am
Arm, hielt ihn zurück und konnte selbst kaum glauben, was ich sagte: »Mach bitte
keine Dummheiten.«
    Bei ›Mama
Corleone‹ herrschte ein mediterranes Flair. Große braune Terrakottafliesen überzogen
den Boden, die Möbel waren mehr rustikal denn trendsettig. Ein riesiges Tricolore-Banner
hing quer unter der Decke. Im Hintergrund plärrte Tiziano Ferro. Es duftete nach
Knoblauch, Teig und Tomatensoße. Prompt bekam ich Hunger.
    Eine Kellnerin
kam uns mit einem breiten Lächeln entgegen. »Zwei Plätze? Raucher oder Nichtraucher?«
    Gregor machte
Anstalten, etwas zu sagen, doch ich drückte ihm rechtzeitig meine flache Hand gegen
den Bauch und brachte ihn zum Schweigen.
    »Könnten
wir bitte mit der Geschäftsführung sprechen?«
    Das Lächeln
der Kellnerin begann zu bröckeln. »Einen Moment bitte.« Dann zischte sie ab.
    Ich hypnotisierte
Gregor mit einem Oberlehrerinnenblick. »Lass mich reden!«
    Gregor sah
mich an, ließ aber nicht erkennen, ob er meiner Anordnung Folge leisten würde.
    Ich musste
mir schnell etwas einfallen lassen.
    Nach etwa
einer Minute tauchte ein Mann auf. Er war augenscheinlich Italiener, dunkelhaarig
mit einer Halbglatze sowie einem gut gepflegtem Schnauzbart. Unter seinen fast fraulichen
Brüsten wölbte sich ein pralles Bierbäuchlein. Auf seine Schürze war das Logo der
Pizzeria gestickt.
    »Hallo«,
hauchte ich ihm zu. »Wir sind von Sat.1. Genau genommen kommen wir im Auftrag von
›Nur die Liebe zählt‹.«
    »›Nur die
Liebe zählt‹?«, unterbrach er mich. »Ist die Sendung nicht abgesetzt?«
    Meine Güte.
Wieso musste gerade dieser Typ so genau Bescheid wissen?
    »Ja, schon«,
gab ich zu. »Aber das Format soll neu aufgerollt werden.«
    »Aha. Und
Sie sollen der neue Kai Pflaume sein?« Er musterte Gregor

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