Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)
dieses Foto nicht ohne Grund bei sich gehabt. Es war auch
nicht per Zufall an den Spickzettel mit meiner Adresse geraten. Was immer Arthur
dazu veranlasst hatte, mich um Hilfe zu bitten, es musste etwas mit Martha zu tun haben.
Gregor nahm
sein Handy aus der Tasche und wählte eine Nummer.
Ich ahnte,
wen er anrief.
»Ilona«,
begrüßte er sie schließlich am anderen Ende der Leitung. »Wo ist Martha?«
Angespannt
beobachtete ich ihn, wie er sein Handy am Ohr festklemmte. Seine Brauen hoben sich.
»Was soll das heißen: ›Du weißt es nicht‹? Wann hast du sie zuletzt gesehen?«
Ich hörte
ihr Gebrabbel aus dem Hörer sprudeln.
Gregor ging
zum Schreibtisch, zog einen Bleistift aus dem Stifteköcher und notierte etwas auf
einem Zettel. »Ich ruf sie an. Gib mir ihre Nummer.«
Ich hörte
es ganz deutlich: »Nein.«
Er stand
wieder aufrecht. »Du gibst mir jetzt ihre Nummer oder ich komme vorbei und hole
sie persönlich bei dir ab!«
Ich lauschte,
hörte jedoch nichts. Völlig verdutzt ließ er schließlich das Handy sacken. »Sie
hat aufgelegt.«
Wir sahen
uns an und ich konnte beobachten, wie eine Welle von Panik über sein Gesicht schwappte.
Der Ausdruck haftete ihm nur für eine Sekunde an. Danach rebootete sein Verstand
und sein altbekanntes ›Mir kann keiner was‹-Gesicht kam zum Vorschein. »Arthur hat
nach Martha gesucht«, wiederholte er, was wir beide längst wussten. Er sah auf sein
Handy. »Und aus einem mir unerfindlichen Grund scheint Ilona nicht zu wollen, dass
wir davon erfahren haben.«
»Das würde
erklären, warum sie mir das Foto abgenommen und mich aus der Wohnung gescheucht
hat.«
Er sah zum
Schreibtisch und hob den Pizzakarton auf. »Ich muss mit Martha sprechen«, sagte
er und schwenkte die Pappe von ›Mama Corleone‹. »Und zwar gleich nachdem wir uns
diesen Pizzabäcker vorgenommen haben.« Er warf den Karton zurück auf den Tisch und
marschierte hinaus. Ich nahm die Schachtel wieder auf und wagte einen Blick auf
den von ihm gerade bekritzelten Notizzettel: ›Martha Telefon:‹.
Ich las
die beiden Worte drei-, vielleicht viermal. Doch es half nichts. Das Gefühl in der
Magengegend blieb. Ich erkannte die Handschrift auf Anhieb.
Gregor wartete bereits am Wagen.
Ungeduldig ließ er eine Ferse auf und ab zappeln. Ich stakste auf ihn zu und drohte
ihm mit dem ausgestreckten Autoschlüssel. »Du warst es!«
»Was?«
»Du hast
Arthur meine Adresse gegeben! Du hast sie ihm auf den Zettel geschrieben, den ich
in seiner Brieftasche fand!«
Er verdrehte
die Augen und sog Luft ein.
»Jetzt tu
bloß nicht so! Arthur hat sich bei Guido nach einem verlässlichen Kontakt erkundigt.
Und der hat ihn zu dir geschickt.«
»Guido«,
wiederholte er. Dann hob er seine Brauen. »Ist er etwa bei dir aufgetaucht?«
Ich schlitzte
die Augen. »Sieht ganz so aus, als hätten wir beide unsere Geheimnisse.« Prompt
war er angepisst. Aber es war mir egal. »Warum hast du Ansmann nichts davon erzählt?
Das hätte mir viele seiner Kreuzverhöre erspart.«
»Er braucht
nicht mehr zu wissen als nötig.«
»Das ist
doch gequirlte Scheiße«, blaffte ich ihn an.
Er schlug
mit der Faust gegen die Beifahrertür. »Arthur ist tot, weil Guido und ich es nicht
verhindern konnten! Weil wir nicht wussten, wie wir es hätten verhindern
können. Mag sein, dass Arthur sich stur stellte.« Er zögerte. »Aber wir hätten hartnäckiger
sein müssen.«
»Doch das
wart ihr nicht«, sagte ich. »Und nun habt ihr Schiss, dass Ansmann mit seinen gesammelten
Informationen an den alten Fritz Brülling herantritt und ihn euch auf den Hals hetzt.«
Er schüttelte
den Kopf. »Um mich geht es hier nicht.«
»Guido«,
bestätigte ich. »Scheint mir, als gäbe es ein Kompetenzgerangel zwischen Vater und
Sohn.« Ich ging zur Fahrertür und stach den Schlüssel ins Schloss. »Warum hast du nicht den Job für Arthur gemacht?«
»Arthur
wollte es nicht.«
»Und warum
ich?«
Er schien
nach einer passenden Antwort zu suchen, aber ihm schien keine einfallen zu wollen.
»Ich sag
dir, warum«, fauchte ich ihn an. »Weil du mit mir im Boot die volle Kontrolle
gehabt hättest. Du hättest mich herumkommandieren, vorausschicken und löchern können,
so wie die anderen Male auch.« Ich schüttelte den Kopf. »Doch bei deinem kleinen
Machtspielchen hast du eine Kleinigkeit vergessen: Ich war gar nicht da!« Schwungvoll
riss ich die Tür auf. Meine Birne glühte vor Wut. Ich konnte es nicht fassen. Erst
betüddelte er mich,
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