Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)
Sirenen des Rettungswagens, wie sie sich langsam näherten.
»Wow. Die
sind verdammt schnell.«
»Nimm die
Sanitäter in Empfang. Ich werde mich so lange etwas umsehen.«
»Hinterlass
bloß keine Spuren«, ermahnte ich ihn, immer noch Ansmanns und Guidos Monologe im
Hinterstübchen. Ehe ich den Satz allerdings beenden konnte, hatte Gregor seine Schuhe
bereits ausgezogen und ein frisches Paar Ärzte-Gummihandschuhe aus seiner Jackentasche
gezaubert. Zwangsläufig fragte ich mich, ob er solche Dinge ständig bei sich herumtrug.
Immer auf dem Sprung, fremde Wohnungen zu durchsuchen.
Erst als der RTW vor Bhattacharyas
Haus stand, schaltete der Fahrer endlich das Martinshorn ab. Zwei mit Koffern bewaffnete
Assis eilten auf das Haus zu und ich ließ sie durch die Haustür hinein. Ohne große
Worte wies ich ins Wohnzimmer. Gregor war gerade in der oberen Etage, um sie zu
durchforsten.
»Haben Sie
angerufen?«, fragte mich der Dickere von den beiden. Seine Locken kräuselten und
wanden sich wie Atze Schröders Kunsthaarpracht. Seine Wangen waren prall und rosig,
die Unterlippe wurde von seinem Knubbelkinn beinahe verschluckt. »Sie haben einfach
aufgelegt!«
»Der Akku
war leer«, log ich.
Sie schüttelten
den Kopf, wollten aber nicht länger über Ausreden diskutieren. Stattdessen nahmen
sie den letzten Meter und knieten sich vor den Toten. »Igitt«, sagte der Dünnere.
»Der wurde ja erwürgt!« Entsetzt sah er mich an. Seine Augen quollen wir Murmeln
hervor. »Waren Sie das etwa?«
»Ich habe
ihn nur gefunden.«
»Gehören
Sie zur Familie?«, löcherte er mich weiter, wohl in der Befürchtung, sich respektvoller
benehmen zu müssen. »Nichts für ungut. Aber wirklich traurig sehen Sie nicht aus.«
»Ich kannte
ihn nicht«, sagte ich. »Ich wollte nur etwas fragen. Hat allerdings nicht mehr geklappt.«
Sie begannen
mit der Standarduntersuchung, tasteten nach dem Puls, drückten an der Haut herum,
rollten den Körper vor und wieder zurück.
Einige Minuten
später trat eine Frau durch die offene Haustür. Lange schwarze Haare, schmales Gesicht,
hohe Stirn sowie eng stehende Augen. Sie hatte kaum Brüste, doch dafür reichten
ihr die Beine fast bis unter die Achselhöhlen. In einer Hand trug sie ein Täschchen,
das mehr ein schwarzes klassisches Lederköfferchen war. Sie sah zu uns herüber,
ehe sie schwungvoll heranstakste. Ihr Haar wallte wie eine Gardine in einer Böe.
»Wie sieht
es aus?« Sie sah zu den Sanitätern herunter und schlug sich die freie Hand vor den
Mund.
»Schätze,
Sie können den Totenschein ausfüllen«, sagte der dickere Sani und wischte damit
die letzten Zweifel beiseite, dass es sich bei dem Püppchen tatsächlich um die Notärztin
handelte. Ich pflegte keineswegs das Vorurteil, schöne Menschen könnten nicht denken.
Aber für Püppchen hatte ich noch nie viel übrig gehabt. Ich stand damit nicht allein
da. Es war eine von Grobmotorikern gepflegte Familientradition.
Sie wandte
sich an mich. »Das sieht gar nicht gut aus. Waren Sie seine Lebensgefährtin? Mein
Beileid.« Ohne auf eine Antwort zu warten, ergriff sie meine Hand. Offenbar übte
sie noch, denn ihr Ausdruck war alles andere als empathisch.
»Machen
Sie sich keine Mühe.« Ich entzog mich ihrem Bann. »Ich bin nur Privatdetektivin.«
Das saß.
Sofort sie verschränkte ihre Arme vor der Brust und trat einen Schritt zurück. Ihr
Blick wechselte ins Verächtliche. Ich nahm es nicht persönlich. Im Gegenteil. Ich
war derartige Reaktionen gewöhnt.
»Und?« Ich
deutete auf die Leiche. »Können Sie mir etwas zu dem Toten sagen?«
»Ihnen sage
ich ganz bestimmt nichts.«
Na, super.
Gregor schlich
die Treppe hinunter. Er nickte kaum merklich – was mir bedeutete, dass er irgendetwas
Verwertbares gefunden hatte. Mein Herz machte einen Hüpfer und ich nickte zurück.
Die Notärztin folgte meinem Blick.
Prompt kehrte
ihr Lächeln zurück.
Sie fixierte
ihn. Und hörte auch nicht damit auf, als er konspirativ in seine Schuhe schlüpfte
und quer durchs Wohnzimmer auf uns zumarschierte. Die beiden knienden Sanitäter
betrachtete er nur flüchtig. Ganz im Gegensatz zu Frau Doktor.
»Und Sie?«,
fragte sie und rümpfte vorwitzig ihre Stupsnase, was klingonische Furchen über deren
Rücken zog. »Sind Sie ebenfalls Detektiv?«
»Nein«,
sagte er und lächelte zurück. »Ich agiere eher als Berater.«
»So, so«,
sagte sie und spendierte ihm ein Halbmondlächeln.
Mir wurde
fast schlecht.
»Konnten
Sie schon etwas an der
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