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Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)

Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Trallafitti: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
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versuchte, nicht darüber nachzudenken, ob es eine gute Idee war, ihn hier
allein zu lassen. Er war ein erwachsener Mann. Er konnte auf sich selbst aufpassen.
    Dann nahm
mich Gregor bei der Hand und zog mich aus der Wohnung.

15.
     
    Der ›Bumskopp‹ war eine Kneipe am
Bochumer Stadtrand sowie Gregors bevorzugter Alkohollieferant in schlechteren Zeiten.
Bis Ende der 80er bestand sein Klientel vorwiegend aus Bergleuten und Stahlarbeitern,
die sich nach Schichtwechsel die Klinke in die Hände gaben. Nach dem Zechensterben
etablierte sich die Gaststätte im Laufe der Zeit zu einer VfL-Fankneipe. Man investierte
in einen Flachbildschirm und eine Satellitenschüssel; beides kam allerdings kaum
mehr zum Einsatz, seit der Vorbesitzer wegen einer nicht lizensierten Bundesliga-Ausstrahlung
in den Ruin getreten wurde. Sein Nachfolger bemühte sich um Schadenbegrenzung, hatte
aber genauso wenig Lust, die 4.000 Euro im Jahr für eine Sky-Sportsbar-Lizenz zu
berappen. Daher versuchte er sich wiederholt am Internet und warf diverse unscharfe
und stotternde Livestreams von Auswärtsspielen oder aus dem ›rewirpowerSTADION‹
auf den Bildschirm, was nur für spärlichen Beifall sorgte.
    Gregor setzte
sich an die Bar. »Scotch Whisky Cola und den Zweitschlüssel bitte«, sprach er den
Wirt an und nahm mir den Sozia-Helm ab, der zweifelsohne einmal Julia gehört hatte.
Er legte ihn auf die Theke.
    »Ich dachte,
du bist trocken«, sagte ich.
    »Ich weiß,
wo meine Grenzen sind.« Er rieb sich mit der Hand über den Nacken. Der Schankwart
stellte das Glas vor Gregors Nase ab und drückte ihm zwei flache Schlüssel in die
Hand. Im nächsten Schritt nahm er den Helm und stellte ihn in irgendein Fach unter
der Theke. Alles in allem wirkte es äußerst routiniert und ich fragte mich, wie
viele Damen Gregor wohl bisweilen in die Kneipe gelockt hatte.
    »Für mich
das Gleiche, bitte«, sagte ich zu dem Kneipier und setzte mich neben Gregor auf
den Barhocker. Die Sitzfläche war rot, ledern und mit Schaumstoff aufgeplustert.
Die Luft stob aus einem Riss zwischen meinen Beinen.
    Gregor umfasste
den Rand des Glases mit den Fingerspitzen und fing an, es langsam hin und her zu
drehen. Die Flüssigkeit schwappte kaum merklich. »Es tut mir leid«, sagte er noch
einmal und sah mir in die Augen.
    »Ist schon
okay.«
    »Nein, das
ist es nicht«, widersprach er. »Ich habe dich geschlagen. Ich wollte das nie wieder
tun.«
    »Ich werde
mich beizeiten revanchieren.«
    Er kippte
den Whisky hinunter, bis das Glas halb leer war.
    »Warum hast
du den Kerl einfach laufen lassen?«, setzte ich unsere Unterhaltung fort.
    »Ich habe
vorhin mit Ilona gesprochen. Zwar wollte sie partout nicht mit der Sprache rausrücken,
wo wir Martha finden können. Doch alles, was wir aus diesem Vollhorst herausbekommen
haben, deckt sich mit dem, was Ilona versucht hat, mir klarzumachen.«
    »Und das
wäre?«
    »Dass wir
Martha in Ruhe lassen sollen. Dass sie ein kluges Mädchen ist. Dass sie es allein
geregelt bekommt. All dieser Scheiß.« Er kippte den übrigen Inhalt des Glases hinunter
und vergeudete keine Sekunde, um nach einem weiteren Whisky zu winken. »Außerdem
haben wir es nicht einfach nur mit ein paar Einfaltspinseln zu tun. Wer auch immer
hinter dieser Sache steckt, hat die Macht und den Einfluss, um einen Zivilbullen
aus dem Verkehr zu ziehen und eine Mutter völlig handlungsunfähig zu machen.« Der
Wirt tauschte die Gläser. »Unser Vollhorst war nur eine Drohne. Wahrscheinlich hatte
er wirklich keine Ahnung. Ihn zu verletzen oder umzubringen hätte nur das Gegenteil
bewirkt und noch mehr Leute auf uns gehetzt.«
    »Aber jetzt
wird er zu seinem Boss gehen und von uns erzählen.«
    »Er wird
es sich zweimal überlegen, ob er ihm erklären will, dass ihn sein Ziel überwältigt
und mit der eigenen Waffe bedroht hat.«
    »Du weißt
wirklich, wie sie ticken, nicht wahr?«
    Gemeinsam
nippten wir an unserem Whisky-Gemisch. Gregors zweites Glas war schneller leer als
das erste und er verlangte ein neues, während meines kaum um ein Drittel leichter
war.
    »Und nun?«,
fragte ich. »Willst du tun, was Vollhorst und Ilona verlangen? Willst du aufhören,
nach Martha zu suchen?«
    Der Wirt
ließ den Inhalt der Whiskyflasche in Gregors Glas fließen. Als die Flüssigkeit die
Hälfte des Glases erreicht hatte, ermunterte Gregor ihn, fortzufahren. Am Ende war
für Cola kein Platz mehr. »Arthur hat nicht aufgehört, nach ihr zu suchen. Und ihn
haben sie getötet.« Er

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