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Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)

Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Trallafitti: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
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hielt die Luft an und kippte den Scotch auf einmal den Hals
hinunter. »Versteh mich nicht falsch. Ich mache mir keine Angst um meine Sicherheit,
sondern um ihre. Und deine.« Fast klang es wie eine Rechtfertigung.
    »Glaubst
du, sie wissen überhaupt, wo sie ist?«
    »Wenn sie
es nicht wissen, scheinen sie kein Interesse daran zu haben, sie zu finden. Anderenfalls
würden sie uns nicht aufhalten, sondern sich an unsere Fersen heften, um sie aufzuspüren.«
    »Da ist
was dran.« Ich nippte an meinem Scotch. Das Gemisch war bitter, die Cola nur im
Abgang süßlich.
    Gregor bestellte
Wodka.
    »Ich denke,
du hast jetzt genug«, sagte ich.
    »Ich kenne
meine Grenze«, wiederholte er.
    »Gehen wir
hoch.« Ich zückte mein Portemonnaie und warf einen Zwanziger auf die Theke. Ich
suchte Kontakt zum Wirt. »Ich hoffe, das reicht für das hier?«
    Der Wirt
nickte halbherzig.
    Ich schüttete
mein übriges Scotch-Cola-Gemisch den Hals hinunter. Die Kohlensäure der Cola prickelte
an meinen Zähnen, während der Whisky im Bauch eine wärmende Wirkung zeigte. Dann
hakte ich mich bei Gregor unter und zog ihn auf die Füße.
    Gregor wehrte
sich nicht, beugte sich allerdings noch nach vorn, um den Schein von der Theke zu
ziehen. Mit zwei Fingern schob er ihn in meine Hosentasche. Dann gab er dem Wirt
ein Handzeichen. »Schreib es auf.« Er warf einen Arm über meine Schultern, drückte
mich an sich und torkelte, bis ich unter seinem Gewicht strauchelte. Vor den Treppen
befreite ich mich schließlich aus seiner Umarmung und Seite an Seite staksten wir
die Stufen hinauf. Obwohl es erst Nachmittag war, sprang die Beleuchtung an; von
den fünf Treppenlichtern waren drei kaputt. Wir bewältigten zwei Etagen. Dann versenkte
Gregor seinen Schlüssel in einer Wohnungstür.
    Ich trat
vor ihm in den Flur, der kaum mehr als eine Abstellkammer für Konserven, Schuhe
und Jacken war. Am anderen Ende war eine Pantryküche in einen Wandeinlass gepfercht,
neben ihr eine Tür, die ins Badezimmer führen musste. Alles Übrige gehörte zum Wohn-
und Schlafbereich: Eine Wand aus Fenstern, von der Decke bis zum Boden reichend,
ein halbherzig gemachtes, mit Wäsche beladenes Singlebett, ein hoffnungslos zugemüllter
Schreibtisch. Der Teppich war im Ansatz grau und zeigte sich tiefschwarz, als ich
mit dem Fuß gegen seine Knüpfrichtung strich. Ähnlich schwarz wie das Cordsofa an
der entferntesten Wand. Weiße Kissen lagen verstreut auf dem Polster. Rechts des
Durchgangs war die Wand mit Regalen zugenagelt, die mit allerlei Bild- und Pflanzkram
vollgestellt waren. Dicke Kakteen, Lulatsch-Kakteen, Kakteen mit weichen oder nagelartigen
Dornen. Kakteen mit Fell, Kakteen kurz vor dem Exitus.
    Er hatte
also nicht gelogen.
    Auf einem
kleinen weißen Rollcontainer stand ein Fernseher. Die Konstruktion sah wackelig
aus.
    Ich warf
meinen Rucksack in die Ecke und schälte mich aus der Jacke. Gregor trug die Wäsche
ab. »Ich habe nicht mit Besuch gerechnet.« Mit dem Haufen im Arm ging er ins Bad
und stopfte alles in die Waschmaschine. Ich nutzte den freien Platz und warf die
Jacke auf die Bettdecke. Zerknitterte Ecken diverser Post-its blitzten plötzlich
aus der Jackentasche hervor.
    Die Zettelsammlung
aus Arthurs Wohnung. Ich hatte sie völlig vergessen.
    Ich setzte mich auf das Bett und
breitete das Sammelsurium auf der Decke aus. Gregor stand neben mir und sah mir
zu. Auf den Zetteln fand ich ein paar Namen, Telefonnummern und Erinnerungen an
längst verstrichene Termine. An einem Zettel blieb ich hängen. Er war leuchtend
pink, was ihn von den übrigen grauen und gelben Zetteln abhob. Außerdem waren die
Buchstaben darauf riesig, schnörkelig und stammten definitiv nicht aus Arthurs Feder.
Ich las eine Telefonnummer mit Düsseldorfer Vorwahl. Sie gehörte augenscheinlich
zu einem Massimo. Doch das war nicht alles.
    »AB Massimo«,
las ich laut vor. »Ein Anrufbeantworter?«
    »Wer hat
seine Nummer schon rund um die Uhr auf einen AB geschaltet? Und warum sollte man
diese Nummer aufbewahren wollen?«
    »Vielleicht
ist damit kein Anrufbeantworter gemeint. Vielleicht sind es Initialen.« Obwohl mir
nicht in den Kopf wollte, wozu man Initialen zusammen mit einer Telefonnummer notieren
sollte. Ich hielt ihm den Zettel hin. »Ist das Marthas Handschrift?«
    Gregor nahm
ihn mir aus den Fingern. Er betrachtete die Buchstaben als seien sie Hebräisch.
»Ich weiß es nicht«, sagte er schließlich, gab mir das Post-it zurück und verschwand
im Badezimmer.
    Ich ging
noch

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