Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)
Unterhaltung auf Band auf. Als Zweites überlässt du dein Beweisstück
einem Notar und setzt mit ihm dein Testament auf. In diesem wird geregelt, was mit
dem Beweis geschieht, falls du stirbst. Bestenfalls sollte er an die Staatsanwaltschaft
gehen oder an irgendeine Polizeihauptdienststelle. Das Testament selbst wird durch
den Notar beim Amtsgericht hinterlegt. Als Drittes solltest du den Tätern glaubhaft
vermitteln, dass es für sie von entscheidender Bedeutung ist, dass du am Leben bleibst.
Das dürfte die schwierigste Aufgabe sein, denn einerseits musst du mit ihnen in
Kontakt treten und dabei unversehrt bleiben. Andererseits gilt es, sie zu überzeugen,
ohne ihnen dabei zu viel zu verraten.« Er schüttelte den Kopf. »Spätestens hier
beginnen die Probleme. Denn selbst wenn du sie überzeugen kannst, dich nicht umzubringen,
so gibt es noch zahlreiche andere Wege, dir das Leben zur Hölle zu machen.« Er schluckte.
»Einmal in ihrer Gewalt, können sie dich so lange foltern, bis du bereit bist, dein
Testament zu widerrufen und ihnen den Beweis auszuliefern. Selbst wenn das hieße,
dass sie dich danach um die Ecke bringen. Doch in gewissen Situationen werden selbst
Dinge wie der Tod plötzlich völlig banal.«
Ich merkte,
dass Gregor aus eigener Erfahrung sprach. Und nie hätte ich in Zweifel gezogen,
dass die Schmerzen, die er erleiden musste, die Grenze des für mich Erträglichen
um ein Vielfaches überstiegen hätten. Doch ich wollte nicht wissen, ob Gregor in
seinem Delirium den Tod als banale Nebenerscheinung empfand. Dass es ihm am Ende
egal war, ob er sterben oder am Leben bleiben würde. Oder ob er sich den Tod sogar
gewünscht hatte. Genauso wenig wie ich mir ausmalen wollte, in welcher Situation
Martha im diesem Moment steckte, welche Gefahren ihr drohten oder welcher Qual sie
längst ausgeliefert war.
»Viertens«,
setzte Gregor fort. »Kündige dein Verschwinden an. Nachdem du dir deinen Schutzwall
gebaut hast, solltest du das Gleiche für deinen engeren Umkreis tun. Das schaffst
du, indem du ihn meidest. Denn so lange du mit deiner Familie oder deinen Freunden
sprichst, werden sie von den Verbrechern zwangsläufig als Mitwisser betrachtet,
als Druckmittel benutzt oder gar umgelegt. Insofern musst du untertauchen, und zwar
auf charmante Weise. Damit niemand nach dir sucht.«
Meine Kinnlade
lockerte sich. Diese Episode passte erschreckend gut zu Marthas Verhalten. »Und
fünftens?«
»Verschwinde.
Und tauche am besten nie wieder auf. Ein Himmelfahrtskommando, wie du siehst.«
»Aber in
der Not frisst der Teufel bekanntlich Fliegen«, warf ich mit leiser Stimme ein.
Brülling
drückte seinen Rücken durch. Das Wasser auf seinen Linsen reflektierte das Licht
eines flackernden Lämpchens hinter der Theke, als würde eine Flamme in seinen Augen
lodern. »Das ist es«, sagte er.
»Martha
hat sich unauffällig vom Acker machen wollen«, sagte Gregor. »Und beinahe hätte
sie es geschafft. Ilona war eingeweiht. Ich war bei ihr zu Hause. Und ich habe keinen
Ton aus ihr herausbekommen.« Er nickte Brülling zu. »Und selbst dich hätte sie mit
der Geschichte vom Urlaub zumindest für ein paar Wochen ruhiggestellt.« Seine Lider
senkten sich. »Arthur hatte da weniger Glück. Er hat nicht lockergelassen. Und das
hat ihn wohl das Leben gekostet.«
»Weiß Ilona
etwa Bescheid?«, fragte Brülling streng.
»Ich bezweifle
das.«
»Wir müssen
dieses Beweismaterial finden, das Martha versteckt«, sagte Brülling entschlossen.
»Einmal
in unserer Hand ist Marthas Sicherheit nicht mehr gewährleistet«, widersprach Gregor.
Ein paar
Schweigesekunden umhüllten uns. Dann sah Brülling zur Glastür und schlitzte die
Augen. »Ich denke, das kriegen wir geregelt.«
Wir folgten
seinem Blick.
Das Scharren
der Glastür über den Boden war kaum hörbar, als sie aufgezogen wurde, und ein gut
aussehender junger Mann ins Café trat. Er war braunhaarig, streng gescheitelt. Er
trug einen hautengen schwarzen Pullover, sein schwarzer Mantel reichte ihm bis an
die Knie und seine Jeans schien ihm wie auf die Beine geschneidert. Er lächelte
uns an.
Ein Amboss
schien auf meinem Kopf zu landen und alles, was sich unter ihm befand, zu Brei zu
schlagen. Ich sah zu Gregor hinüber, welcher sich intuitiv und sicherlich aus reiner
Gewohnheit gerade hinsetzte und seinen Arm nach hinten drehte, um dorthin zu greifen,
wo er meistens seine Waffe versteckte. Doch er war unbewaffnet.
Besänftigend
legte Brülling eine Hand auf
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