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Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)

Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Trallafitti: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
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während er es sagte, schien es ihm wie Schuppen von den Augen
zu fallen. »Martha hat dort ein paar Nachtschichten übernommen.«
    »So wohl
auch in der Tatnacht«, vermutete Gregor. »Und aus irgendeinem Grund hat sie sich
in Massimos Büro aufgehalten. Von dort aus muss sie irgendetwas gesehen oder gehört
haben. Womöglich hat sie die Tat unmittelbar mitverfolgt. Anschließend ist sie geflüchtet
und untergetaucht.«
    Brülling
schwieg, sein Blick haftete an seiner Tasse. Seine Lippen waren ein langer farbloser
Strich. »Am Telefon ist mir nichts aufgefallen. Martha schien guter Dinge, sprach
von diesem Urlaub und riss ein paar Türen in meinem Gedächtnis auf, als sie mich
nach der einen oder anderen Spielerei fragte, die wir mit ihr getrieben haben, als
sie noch zur Schule ging. Als Julia noch am Leben war«, fügte er heiser hinzu. Langsam
hob sich sein Blick. Ein paar Gedankenblitze schienen sein Hirn zu malträtieren.
    »Welche
Spielereien?«, hakte Gregor nach.
    »Diverse.«
Er schluckte laut. »Vor allem aber die Fünf-Punkte-Liste.«
    »Was ist
das?«, fragte ich völlig unbedarft und sah zu Gregor, dessen Gesichtsausdruck mittlerweile
eingefroren zu sein schien. Plötzlich fingen seine Mundwinkel an zu zucken. Ich
bemerkte kaum, wie sich seine rechte Hand zu einer Faust ballte, aber umso mehr,
als er diese mit voller Wucht auf die Tischkante einprügelte. »Scheiße! Und das
erzählst du mir erst jetzt?!«
    »Es war
doch bloß Gerede!«, rechtfertigte sich Brülling. »Woher zum Teufel hätte ich wissen
sollen, dass sie diese Liste jemals in Angriff nehmen würde?«
    »Was ist
das für eine Liste?«, fragte ich noch mal, mit etwas mehr Stimme.
    Gregor fuhr
sich mit einer Hand durch das Haar. »Martha war nicht durchweg die ›Tochter ihres
Vaters‹. Pünktlich nach Theresas Beerdigung setzte bei ihr die Pubertät ein und
sie zeigte typische Anzeichen von Rebellion. Sie stritt unentwegt mit ihren Eltern,
machte sich häufig aus dem Staub und tat alles Nötige, um Ilona und Arthur das Blut
dick zu machen. Das gelang ihr natürlich am besten, indem sie sich mit den übrigen
Brülling-Geschwistern verbündete, mit denen es Arthur bekanntlich nicht so hatte.
Fast täglich tauchte sie in der Wache auf, ließ sich von Kollegen herumführen und
betüddeln. Ihre Eltern hassten uns, aber es war eine tolle Zeit.« Ein Grinsen flammte
in seinem Gesicht auf, verschwand aber gleich wieder. »Der Angriff auf Julia und
mein Haftantritt heilte sie von diesem Polizeikram und ich verlor den Zugang zu
ihr.«
    Brülling
fuhr fort: »Martha war ein pfiffiges und interessiertes Mädchen. Gemeinsam mit uns
nahm sie Verschwörungstheorien unter die Lupe oder verfolgte medienpräsente Kriminalfälle.
Wir inszenierten sogar unsere eigenen brisanten Fälle. Dabei ist diese Fünf-Punkte-Liste
entstanden.«
    »Und wofür
ist diese Liste gut?«
    »Sie ist
eine Art Anleitung für Zeugen, wie man sich die Täter vom Leib hält.« Gregor winkte
ab. »Aber die Liste war reine Fiktion. Ein Spiel. Sie funktioniert im realen Leben
nicht.«
    »Und wie
funktioniert sie im Spiel?«
    »Ausgangspunkt
ist folgender: Ein Zeuge weiß etwas über die Verbrecher, das diese ins Gefängnis
bringt, wenn er eine Aussage macht. Deswegen werden Zeugen natürlich oft und gerne
getötet, bevor sie ihre Aussage machen können. Oder sie werden aus Rache
oder zur Eindämmung des Schadens getötet, nachdem sie ihre Aussage gemacht
haben. So oder so, Zeugen von Verbrechen richtig dicker Fische sind immer am Arsch.
Julia und Martha haben in einem fingierten Fall diese Fünf-Punkte-Liste entworfen,
um den Zeugen davor zu schützen, getötet zu werden. Diese Liste hat allerdings ein
paar eklatante Haken. So ist der Zeuge nur so lange geschützt, wie kein anderer
mit seinem exklusiven Wissen an die Öffentlichkeit geht. Denn dann ist seine durch
die Fünf-Punkte-Liste erpresste Unversehrtheit nicht mehr vonnöten und er wird zum
Abschuss freigegeben. Ein anderes Problem ist, dass der Zeuge wohl für seine Restlebenszeit
dazu verdammt wäre, in Isolation zu leben. Eine Aussage dürfte er niemals machen.
Im Umkehrschluss heißt dies, dass die Verbrecher auf freiem Fuß bleiben.«
    »Klingt
nicht sehr effizient«, gab ich zu. »Wie ist denn diese Liste praktisch umzusetzen?«
    Er atmete
tief durch, ehe er die Sätze aus dem Effeff hinunterratterte. »Punkt eins: Mach
dein Wissen zu einem greifbaren Beweis. Sprich, mach Fotos oder Videos oder nimm
die belastende

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