Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Transfer (German Edition)

Transfer (German Edition)

Titel: Transfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Dorn
Vom Netzwerk:
blieb
Corrogin plötzlich wie angewurzelt stehen. Was er vor sich sah, war so
unglaublich, dass er sich sekundenlang sträubte, seinen Augen zu trauen.
    Hinter einer grünen
Glaswand schwebte, gehalten von einer Art transparentem Polstergel, ein
menschlicher Körper in einer Nährflüssigkeit. Auf eine seltsame Art unfertig
zwar, aber doch unzweifelhaft menschlich. Am breiten, metallenen Tanksockel
reihten sich unterarmdicke Versorgungsleitungen, Stromkabel und
Energieverteiler, seitlich angebrachte Ventile regulierten die Zufuhr von
Nährstoffen und Energie.
    Ein Körperzuchttank . Er hatte zwar schon von derartigen
Anlagen gehört, sie aber noch nie mit eigenen Augen gesehen.
    Corrogin ging fasziniert
um den Tank herum und machte dabei mit seinem Multifunktionsarmband Aufnahmen
von der Anlage und dem Körper. Je länger er den unfertigen Klon musterte, desto
intensiver fühlte er eine schwer definierbare Bedrohung von ihm ausgehen. Das
Gesicht, das bisher erst vage angedeutet war, erinnerte ihn auf eine schwer zu
erklärende Weise an den Attentäter, den er auf Ares getötet hatte. 
    Blödsinn! Corrogin schüttelte den Gedanken von
sich ab. Er sah allmählich Gespenster. Das Gesicht dieses Körpers war noch viel
zu unfertig, um derartige Vergleiche zu erlauben. Anscheinend wurde er langsam
paranoid. Als wäre die Situation nicht ohnehin schon verfahren genug.
    Was ging an Bord dieses
Schiffes eigentlich vor? Er hatte mit vielem gerechnet, aber damit ganz sicher
nicht. Wozu haben diese Typen eine Körperzuchtanlage an Bord? Und
woher haben sie das Knowhow und vor allem die Anlagen?
    An der Kopfseite fand er
eine Kontrollkonsole, auf der dutzende von Statusdisyplays und Kontrollämpchen
aufleuchteten. Mehr noch als der Körper in dem Glastank irritierte ihn die
Kontrollkonsole. Sie war sehr tief angebracht und mit Sicherheit nicht für
Menschen gedacht. Er wußte zwar nicht genau warum, aber der Gedanke schoß ihm
sofort durch den Kopf. Die fremdartigen Symbole auf der Kontrollkonsole
bestätigten seinen Verdacht nur noch. Alientechnik. Ob Deckart überhaupt
weiß, worauf er sich hier eingelassen hat?
    Corrogin ging vorsichtig
weiter, seine Hand ruhte fast reflexhaft auf dem schweren Kombistrahler an
seiner Hüfte. Die Besatzung der Rapharo war ihm schon vor seiner
Entdeckung unheimlich gewesen, aber jetzt war er sich nicht einmal mehr sicher,
ob es sich bei ihnen überhaupt um Menschen handelte oder um Klone aus einem
dieser Tanks.
    Er fand noch zwei
gleichartige Tanks, beide waren jedoch leer. Das Schott an der Rückwand des
Raumes ging automatisch vor ihm auf, als er sich näherte und gab den Blick frei
in einen weiteren Raum, der eher an ein medizinisches Labor erinnerte.
    Chromblitzende niedrige
Tische, die wie Operationstische oder Untersuchungsplattformen mit integrierten
Medobots und Instrumentenkonsolen aussahen, reihten sich an grotesk geformte
Generatorenblöcke und Servomaten unbekannter Bauart, die wie bizarre Skulpturen
mitten im Raum standen.
    Vor einer halben Ewigkeit
hatte Corrogin selbst Medizin studiert, damals auf der Erde, bevor er zur Armee
gegangen war, aber er konnte sich nicht erinnern, jemals derartige OP-Tische
gesehen zu haben. Und seitdem war er noch in Dutzenden von Lazaretten,
Krankenhäusern oder Medostationen gewesen, sowohl auf der Erde, als auch auf
verschiedenen Kolonialplaneten oder  Raumschiffen. Das hier war ganz sicher
keine irdische Technik.
    Eine der Plattformen zog
seine besondere Aufmerksamkeit auf sich. Corrogin kniff die Augen zusammen und
ging langsam auf den OP-Tisch oder was immer es auch war zu. Über der breiten,
chromblitzenden Plattform hing eine kompliziert wirkende Apparatur aus Kabeln,
Drähten und Servomotoren von der Decke, die in einer stählernen Haube endete.
Ein Komplex von fremdartig geformten, halbautomatischen medizinischen
Instrumenten, wuchtigen Steuerkonsolen und Monitoren, die zweifellos zu der
Anlage gehörten, füllte die Wand neben der Plattform nahezu komplett aus.
    Das Gerät hatte auf den
ersten Blick eine geradezu verblüffende Ähnlichkeit mit den
Tiefen-Kortex-Scannern, die sowohl die Nachrichtendienste der Erde wie der
verschiedenen Kolonialplaneten verwendeten. Und mit derartigen Geräten kannte
Corrogin sich hervorragend aus, er selbst hatte beim Armeegeheimdienst
unzählige Verhöre mit ähnlichen Systemen durchgeführt, die leider die
unangenehme Eigenschaft besaßen, das Gehirn der Befragten buchstäblich
verschmoren zu

Weitere Kostenlose Bücher