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Transfer (German Edition)

Transfer (German Edition)

Titel: Transfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Dorn
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waren.
    Raskar schnallte sich als
Erster los und öffnete wortlos die Personenschleuse des Shuttles. Jeder Rest
von Jovialität war jetzt von ihm abgefallen wie eine Maske. Er wirkte
verkniffen und seine Bewegungen erinnerten eher an einen Roboter als an einen
Menschen.
    "Na dann, willkommen
an Bord", murmelte Zordin so leise, dass nur Skov sie verstehen konnte.
Der ätzende Sarkasmus in ihrer Stimme war dennoch unüberhörbar.  Auf einmal
hatte er das ungute Gefühl, in einer Falle zu sitzen.
    *
     
    Das Schiff war in der Tat
uralt. Überall waren Spuren fortschreitenden Verfalls und notdürftig reparierte
Schäden zu erkennen. Skov war schon froh, dass wenigstens die künstliche
Schwerkraft an Bord noch funktionierte.
    Auf dem Weg zur Zentrale
und den anderen von der Mannschaft genutzten Decks mußten sie mehrfach den
Fahrstuhl wechseln und zu Fuß notdürftig beleuchtete und unbeheizte Verbindungsschächte
durchqueren.
    Ganze Sektionen des
Schiffes wirkten, als hätte sie seit Jahrzehnten oder Jahrhunderten niemand
mehr betreten.
    Zordin erklärte ihm, dass
Teile des Transitsystems von Virusschäden befallen seien und auf einigen der
seit Jahren ungenutzten Decks die Energieversorgung ausgefallen wäre. Nichts
Ernstes also.
    Auch die übrigen
Besatzungsmitglieder machten keinen sonderlich vertrauenerweckenden Eindruck
auf ihn. Weder die beiden verschlagen wirkenden Frauen, die sich Vela Thaidys und
Morina Jorlan nannten und zumindest auf den ersten Blick keine cybernetischen
Ersatzteile trugen, noch die beiden Muskelprotze, die sich als die
Stellvertreter des Captains vorstellten und neben unzähligen Implantaten, die
sich unter ihrer Kleidung abzeichneten, ganz offenkundig auch implantierte
Kraftverstärker in ihrer Muskulatur trugen. Jedenfals hatte ihr Händedruck ihm
fast die rechte Hand zerquetscht und er war nicht gerade ein Schwächling.
    Als er auch noch den
Bordmediker kennengelernt hatte, der mit seinen vielen cybernetischen Prothesen
kaum noch Ähnlichkeit mit einem Menschen hatte, hoffte er inständig, niemals
krank zu werden und die Bordklinik betreten zu müssen. Und der Waffenoffizier?
Auf den ersten Blick ein Psychopath.
    Neben den anderen wirkten
Zordin und Raskar fast schon normal auf ihn, obwohl Raskar ihm doch tatsächlich
eröffnet hatte, dass die Reparaturen an der Dark Horizon fast beendet
wären und sie in wenigen Tagen, sobald sie ihre neue Fracht aufgenommen hätten,
starten würden.
    Der Mann schien eine
eigenartige Auffassung von einem einsatzbereiten Schiff zu haben. Nach Skovs
Meinung, die er allerdings wohlweislich für sich behielt, hätte das Schiff
nicht mehr als eine Generalüberholung nötig gehabt. Nur die Zentrale und der
Maschinenraum schienen, soweit er das beurteilen konnte, in hervorragendem
Zustand zu sein.
    Als Raskar ihn in seine
Aufgabe eingewiesen und er die ersten Systemchecks durchgeführt hatte, war er
sofort in seiner Aufgabe aufgegangen. Er kam -sehr zu seiner eigenen
Überraschung- intuitiv mit allen Systemen klar, so als würden sich für einen
Moment und in einem sehr begrenzten Umfang, die Türen zu seiner Vergangenheit
einen Spalt weit öffnen und nur exakt so viel Wissen passieren lassen, wie er
gerade benötigte.
    Die Zentrale war
hochmodern nachgerüstet worden, hier erinnerte nichts an den sonst so desolaten
Zustand des Schiffes. Gleiches galt für den Maschinenraum, durch den immer noch
die Wartungssservomaten von Armacor wuselten und dabei einen Höllenlärm verursachten.
    Nicht, dass Skov viel von
Antriebsaggregaten verstand, jedenfalls gaben seine spärlichen Erinnerungen
nichts zu diesem Thema preis, aber die Anlagen machten auf ihn einen relativ
neuen und gut gewarteten Eindruck, was man ja nicht unbedingt von allen
Bereichen des Schiffes sagen konnte.
    Allmählich fragte er
sich, warum die Dark Horizon überhaupt in der Werft lag, wenn eine
Generalüberholung nach Raskars Meinung doch anscheinend überflüssig war. Die
Antwort, die ihm Zordin auf seine Nachfrage gab, ließ jedoch mehr Fragen offen,
als sie beantwortete. Sie erging sich in nebulösen Andeutungen über einen
Unfall, bei dem ein Mann der Besatzung verlorengegangen sei und deutete
Probleme mit der zentralen KI des Schiffes an. Den Rest sollte er sich wohl
selbst zusammenreimen. Dabei warf Zordin den anderen Besatzungsmitgliedern, vor
allem den Stellvertretern Raskars, der selbst nicht anwesend war, von Zeit zu
Zeit merkwürdige Blicke zu, so als müßte sie aufpassen, was sie sagen

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