Transfer (German Edition)
Öffnung ab. Sie zwängte sich ohne zu
zögern hindurch und stand in einem der selten genutzten Laderäume. Genauer
gesagt, sie befand sich exakt in dem Laderaum, der sie so brennend
interessierte.
Es war ungewöhnlich kalt
in dem Laderaum, selbst für die Verhältnisse auf diesem Deck. Sie konnte ihren
Atem als kristalline Nebelwolke in der Luft sehen und fror selbst in ihrer
dicken Thermojacke jämmerlich. Zähneklappernd sah sie sich um.
Zwei kleine, matte
Leuchtplatten an der Decke spendeten ein trübes Licht. Ein großer, rechteckiger
Umriß zeichnete sich in der Entfernung vor ihr ab, sperrte einen Teil des
ohnehin schwachen Lichts aus.
Es dauerte einen Moment,
bevor sie den Umriß in dem Dämmerlicht identifiziert hatte. Ein einsamer
Container stand auf einer breiten Rampe, die zu dem Innenschott einer
Lastenschleuse führte.
Nein, das war ganz sicher
kein gewöhnlicher Container. Der Boden ringsum trug einen dicken Panzer aus
klebrigem, schmutzigem Eis, in dem mit einiger Mühe gerade noch verschiedene
Röhren, Stromkabel, Energieverteiler, kleinere Aggregate und dicke
Versorgungsleitungen zu erkennen waren, die alle an diesen großen, schwarz
schimmernden Kasten angeschlossen waren. Unter dunklem Rauchglas leuchteten an
der Frontseite unzählige Dioden eines Kontrolldisplays in langen Reihen grün
auf und verborgene Lebenserhaltungssysteme summten leise, flüsterten von
tiefem, traumlosem Schlaf.
Zordin begriff
schlagartig, dass sie vor einem riesigen Kryo-Tank stand, der mindestens einem
Dutzend Schläfer Platz bot.
Einmachgläser auf dem
neuesten Stand der Technik. Aber für wen? Wenn sie Passagiere an Bord hatten,
warum benutzten sie dann nicht die Kälteschlaftanks der Dark Horizon? Was zum
Teufel ging hier vor?
Tara Zordin hatte den kleinen
Frachtraum schon lange wieder verlassen, als Vartan leise aus der Dunkelheit
des Wartungsraumes in den Laderaum trat. Er war Zordin heimlich durch das halbe
Schiff gefolgt und sah sich jetzt mit einer Entdeckung konfrontiert, mit der er
nicht gerechnet hatte. Eine hochmodernes Kryo-Modul an Bord eines Schiffes,
dessen eigene Kapazitäten für tausende von Kälteschläfern ausgereicht hätten.
Ein weiteres Rätsel, das er zu lösen hatte.
Kapitel 12
Die
Geheimnisse von Blossom (II)
Blossom , Delta-Inioni-System, 2642
Die Landungsbrücke der
Korvette wurde ausgefahren und schlug krachend auf der Landefläche aus
Synthomasse auf. Als die Außenschleuse aufging und Corrogin langsam die
Landungsbrücke betrat, wurde ihm ein weiteres Mal nur zu deutlich bewußt, dass
Blossom eher wie ein urtümlicher, völlig unberührter Planet wirkte und nicht
wie der Sitz eines geheimen biotechnologischen Forschungsprojektes.
Es war ein strahlend
heller Tag auf dieser Seite des Planeten; die Sonne schien warm und angenehm,
eine milde Brise, die vom nahen Meer herüberwehte, trug eine unbeschreibliche
Komposition verschiedener exotischer Gerüche und Gestänke aus dem riesigen
unberührten Dschungel über das kleine Landefeld.
Plötzlich kniff Corrogin
alarmiert die Augen zusammen. Am Rande des Landefeldes, nahe der wenigen
kleinen Häuser und Barracken, noch halb im Schatten der hoch aufragenden Bäume,
bewegte sich etwas.
"Da, sehen
Sie", sagte Tanaka neben ihm und wies in dieselbe Richtung. "Unser
Empfangskomitee."
Tatsächlich tauchte in
diesem Moment plötzlich ein funkelnder, linsenförmiger Gleiter aus dem Schatten
zwischen den Häusern am Rande des Dschungels auf und kam auf sie zu.
"Das wird aber auch
Zeit."
Deckart schob sich
ungeduldig nach vorne und schritt als erster die Landungsbrücke hinab.
"Kommen Sie endlich,
Corrogin."
Seine Stimme klang fremd
und ungewohnt schwach; nichts erinnerte mehr an den befehlsgewohnten,
selbstsicheren Leiter des Armacor-Konzerns.
Die vier Männer, die
Corrogin als Begleitung ausgewählt hatte, zögerten und sahen sich unsicher an.
Deckart bot einen grässlichen Anblick; sein Zustand schien sich in den letzten
Stunden und Minuten weiter verschlimmert zu haben. Er wirkte wie ein lebender
Leichnam. Fast ein Wunder, dass er überhaupt noch alleine gehen konnte.
Corrogin folgte Deckart
langsam und schritt hinter ihm die Landungsbrücke hinab, die übrigen Männer des
Trupps kamen zögernd hinter ihm her und verteilten sich in einem kleinen
Halbkreis auf der Landefläche.
Deckart schien das Zögern
seiner Begleiter nicht einmal wahrzunehmen und ging unbeirrt dem Gleiter
entgegen, der wenige Meter von ihnen entfernt zur
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