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Transfer (German Edition)

Transfer (German Edition)

Titel: Transfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Dorn
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erklären konnte, was er überhaupt suchte oder wie er es bisher
geschafft hatte, den internen Überwachungssystemen des Schiffes erfolgreich zu
entgehen. Woher wußte er überhaupt von den internen Überwachungskameras und
-sensoren? Jedenfalls schien er nicht mit Raskar unter einer Decke zu stecken.
    Es war einfach zum
verrückt werden. Ihre Gedanken drehten sich wie so oft in den letzten Wochen im
Kreis, ohne dass sie einer Antwort auf ihre Fragen auch nur im Geringsten näher
kam. Dabei spürte sie nur zu deutlich, dass vielleicht sogar ihr Leben von
dieser Antwort abhängen könnte.
    Tara Zordin kam nicht
mehr dazu, ihren Gedanken weiter nachzuhängen. Raskar, der bisher wie eine
Statue hinter der Kommandokonsole gesessen und das Schiff immer tiefer in das
System geflogen hatte, gab auf einmal einen kaum menschlich klingenden Laut von
sich. Noch bevor Zordin fragen konnte, was geschehen sei, fiel ihr Blick zum
ersten Mal seit einigen Minuten zufällig wieder auf den großen Holoschirm.
    Die Darstellung hatte in
den letzten Minuten dramatisch gewechselt. Hatte die KI eben noch ein
oszillierendes Graustufenbild der Kometen und Asteroiden des Kuiper-Gürtels auf
den Schirm projiziert, sah sie nun eine farblich aufgearbeitete Darstellung der
inneren Planeten des Delta-Inioni-Systems vor sich. Ein einzelnes zuckendes,
grelles Licht nahe eines der namenlosen Monde von Blossom zog sofort ihre
Aufmerksamkeit auf sich. Da war es wieder; ein kurzes, gerade noch
wahrnehmbares Aufflackern.
    Plötzlich flammte ein
winziger Lichtpunkt scheinbar gleich daneben auf, schwoll rasend schnell zu
einer kleinen Sonne an und verblaßte langsam wieder.
    Es dauerte einen Moment
bis Tara Zordin endlich begriff: Was sie sah, war eine nur wenige Lichtminuten
entfernt stattfindende Raumschlacht.
    Das Feuer von Tod und
Vernichtung flackerte im All über Blossom auf. Blitze zuckten zwischen
Raumschiffen hin und her, durchschlugen Schutzschirme und gepanzerte
Schiffshüllen und ließen für Sekunden neue Sonnen entstehen, in denen Schiffe
und Besatzungen lautlos vergingen.
    Ein kurzer Blick auf den
Ortungsschirm bestätigte ihre Vermutung. Dutzende von Einheiten
unterschiedlichster Größe rasten aufeinander zu und lieferten sich ein
erbittertes Gefecht, darunter zumindest ein großes interstellares Schiff wie
die Dark Horizon und mehrere interplanetare Kampfschiffe der
Mars-Klasse, der Rest waren bewaffnete Beiboote, kleinere Gefechtsshuttles und
Raumjäger.
    Der Ortungsservo hatte
zusätzlich in einem taktischen Display die automatisch gesendeten
Identifikationscodes  der verschiedenen Einheiten eingeblendet: Es waren
allesamt Armacor-Codes. Zordin runzelte die Stirn. Das machte doch überhaupt
keinen Sinn. Warum sollten Schiffe von Armacor sich dort draußen eine
Raumschlacht liefern?
    Die Energieausbrüche, die
ihre Sensoren anmaßen, waren gewaltig. Von Intervallgeschützen über
Plasmakanonen und relativistische Raketen bis hin zu schweren Fusionsgeschützen
kam anscheinend alles zum Einsatz, was die Gegner in ihren Arsenalen fanden.
    Die Besatzung der
Zentrale beobachtete das Geschehen mit angehaltenem Atem auf ihren
normaloptischen Bildschirmen, die die Einzelheiten des Gefechts immer näher
heranzoomten: Die stählernen, oval geformten Körper von Gefechtsshuttles
blähten sich scheinbar auf, bevor sie in einer grellen Explosion zeplatzten und
zu winzigen Sonnen anschwollen, die ebenso schnell wieder verglühten. Schlanke,
torpedoförmige Raumjäger rasten durch die Glutbälle schwerer thermischer
Explosionen unmittelbar über der Planetenoberfläche von Blossom und versuchten
verzweifelt, Rudel von Gefechtsdrohnen abzuschütteln, die sich unerbittlich an
ihre Fersen geheftet hatten. Zwei schwere, fast zweihundert Meter lange
interplanetare Kampfschiffe der Mars-Klasse säten Tod und Vernichtung unter
ihren Gegnern, bis eines von ihnen  selbst im feindlichen Dauerfeuer plötzlich
in einer grellen thermonuklearen Explosion verging.
    Winzige Rettungsboote
tauchten auf, die wie Funken auf dem tödlichen Feuer davonstoben. Alles geschah
mit beinahe gespenstischer Lautlosigkeit, die Leere des Alls übertrug keine
Geräusche.
    Und die Dark Horizon näherte sich unerbittlich weiter dem mörderischen Geschehen, dass sie bisher
nur als Unbeteiligte aus sicherer Distanz auf ihrem Holoschirm verfolgt hatten.
Das konnte unmöglich Raskars Ernst sein;  er mußte völlig wahnsinnig sein, wenn
er mitten in dieses Inferno hineinfliegen

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