Transfer (German Edition)
die
üblichen halblegalen Geschäfte des Captains hinausging. Vor allem die
auffälligen psychischen Veränderungen, die sie bei Raskar und seinen beiden
Stellvertretern nach ihrer ersten Landung auf Blossom beobachtet hatte, hatten
ihr Mißtrauen geweckt. Vartan war sofort hellhörig geworden und hatte an die
anderen Fälle gedacht, von denen Conard gesprochen hatte. Er wußte, er hatte
bereits eine Reihe von Puzzleteilen in der Hand, er konnte sie nur noch nicht
richtig zusammensetzen.
Aber er hatte zumindest
schon eine Reihe von Vorsichtsmaßnahmen getroffen, für den Fall, dass sich sein
Verdacht bestätigen sollte. Er hatte nicht nur die kleine Nebenzentrale
reaktiviert, sondern auch eine der alten Produktionsanlagen und er hatte die
Waffensysteme der Dark Horizon mit einem Virus aus den aufgegebenen
Sektionen infiziert. Wenn Raskar oder Borkard, der Waffenoffizier, versuchen
sollten, die Systeme zu aktivieren, würden sie eine Überraschung erleben.
*
Irgendwann endeten die
Schüsse, die endlosen Ketten von Explosionen und das Schrillen der
Alarmsirenen. Yart Corrogin hatte längst jeden Überblick verloren, einfach nur
noch geschossen und schließlich noch seine letzten Antimateriegranaten in die
Reihen der Servomaten geschleudert. Von schierem Überlebenswillen getrieben
hatte er ständig seine Position geändert, war über schwelende Trümmer und
ausgeglühte Servomaten gestiegen, hatte sich seinen Weg durch ganze Pulks von
Kampfrobotern freigeschossen und auf einmal überrascht festgestellt, dass es
vorbei war. Er lebte noch. Es tauchten keine neuen Servomaten mehr auf. Das
Inferno lag hinter ihm.
Corrogin lief einfach
stumpfsinnig weiter. Nur weg von hier. Sein Kampfanzug war an mehreren Stellen
angeschmort, das Deflektorfeld schon lange zusammengebrochen und der
Schutzschirm flackerte bedenklich, aber er hatte es tatsächlich geschafft.
Die Umgebung hatte sich
in den letzten Minuten seines ziellosen Herumirrens unmerklich geändert und er
fragte sich, wie er an diesen Ort gekommen war. Er wußte nur, dass es ihn
irgendwie tief ins Innere der Anlage verschlagen hatte. Die Halle mit den
Körperzuchttanks lag anscheinend schon weit hinter ihm, vor ihm erstreckte sich
ein breiter Gang, erfüllt von einem ständigen leisen Summen wie von weit
entfernt arbeitenden Aggregaten.
Er passierte mehrere
Abzweigungen und kleinere Schotts, die sich wie von Geisterhand vor ihm
öffneten, nirgends traf er jedoch auf ein anderes Lebewesen oder neue
Gefechtsservomaten.
Die ganze Station schien
menschenleer zu sein. Nicht einmal Wartungsservomaten bewegten sich durch die
verlassenen Gänge und Räume.
Er lief durch mehrere
kleinere Hallen, durch die gewaltige Rohrleitungen verliefen und in denen ganze
Batterien von Körperzuchttanks neue Klone auszubrüten schienen.
Allmählich zerrte das
permanente Summen an seinen Nerven. Das Summen und die Tatsache, dass er nach
wie vor keine Spur von Deckart und seinen unheimlichen Begleitern entdecken
konnte.
Corrogin checkte zum
wiederholten Male die Systeme seines Kampfanzuges. Die Energiespeicher waren
nahezu leer und die integrierten Ortungssysteme blieben wie nicht anders zu
erwarten tot.
Schließlich startete er
seine letzten Nanodrohnen und hoffte inbrünstig, dass sein Multifunktionsarmband
noch genügend Energie hätte, um ihre Daten zu empfangen.
Er mußte sich einige
Minuten gedulden, während er in einem verlassenen Lagerraum wartete, bis er
endlich die ersten Daten seiner Sonden empfing. Die Sonden hatten Vitalimpulse
in seiner unmittelbaren Nähe geortet.
Corrogin überlegte nicht
lange, sondern ging los, hin zu dem Ort, an dem die Sonden die Impulse von
Lebewesen geortet hatten.
Vor einem geschlossenen
Schott blieb er stehen. Die Inpulse, die seine Sonden angemessen hatten, kamen
eindeutig aus dem Raum dahinter.
Das Schott öffnete sich
automatisch vor ihm, und er sah in einen Raum, der gleichzeitig an ein
medizinisches Labor und einen Operationssaal erinnerte. Chromblitzende
Plattformen mit integrierten Instrumentenkonsolen, über denen metallisch
schimmernde Hauben von der Decke herabhingen, die Kortex-Scannern ähnelten.
Genau die Konfiguration, die er von seinen Nachforschungen auf der Rapharo kannte. An den Wänden standen offene Regale voller Instrumente, weiter hinten
sah er bizarr geformete Aggregate und Reihen von Generatorenblöcken. Nicht weit
neben dem offenen Schott stand ein leerer Stasistank, daneben eine
Antigravtrage auf der
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