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Transfer (German Edition)

Transfer (German Edition)

Titel: Transfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Dorn
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ein zusammengefallener Körper lag.
    Deckart. Corrogin mußte ihn nicht erst
untersuchen, um sicher zu sein, dass er tot war. Seine weit geöffneten Augen
starrten blicklos ins Leere, sein Brustkorb hob und senkte sich nicht mehr. Nie
mehr. Er war zu spät gekommen.
    Neben einer der
Plattformen standen Baillard und Elgin mit dem Rücken zu ihm an einem
Instrumentenpult. Unmöglich von seiner Position aus zu erkennen, was sie taten.
Er sah nur eines: Auf der Plattform lag ein Mann, von dessen Kopf sich gerade
eine große chromblitzende Haube hob.
    Deckart.
    Nicht der Deckart, den er
kannte, sondern ein anderer, wesentlich jüngerer Deckart, dessen Züge irgendwie
seltsam unfertig und erschreckend leer wirkten. Leer wie das Gesicht
einer Schaufensterpuppe , dachte Corrogin entsetzt.
    Mit einer Mischung aus
Grauen und Faszination  beobachtete er, wie der jüngere Deckart sich ungelenk
von dem Untersuchungstisch schwang. Seine Bewegungen wirkten unkoordiniert und
hilflos, fast so, als wäre der menschliche Bewegungsapparat für ihn ungewohnt
und fremd.
    Kaum stand die
Deckartkopie schwankend auf ihren Beinen, verlor sie auch schon das
Gleichgewicht und schlug hart mit dem Gesicht auf den Boden.
    Baillard und Elgin, die
wie unbeteiligt daneben gestanden hatten, gaben merkwürdige kehlige Geräusche
von sich, die keinerlei Ähnlichkeit mit einem menschlichen Lachen  oder
irgendeiner bekannten Form von Sprache hatten. Yart Corrogin spürte, wie ihm
ein kalter Schauer über den Rücken lief. Jetzt war es soweit, dachte er. Jetzt
war er gekommen, der Kulminationspunkt, den er seit seinen Recherchen an Bord
der Rapharo insgeheim gefürchtet hatte.
    Sein Magen erstarrte zu
einem Eisklumpen, während sich seine Hand fester um seine Waffe schloß.
    Er ging langsam und ohne
ein Geräusch zu verursachen auf das seltsame Trio zu und hob seinen Strahler.
Der Blaster war noch immer auf Thermomodus und schärfste Bündelung eingestellt.
    "Direktor?"
    Baillard und Elgin
drehten sich ruckartig um. Wenn sie von seiner Anwesenheit überrascht waren,
sah man es ihnen jedenfalls nicht an. Ihre Gesichter waren genauso leer und
emotionslos, wie er sie in Erinnerung hatte.
    Corrogin versuchte es
noch einmal. Er hoffte einmal mehr, dass er sich getäuscht und vielleicht
wirklich den Deckart vor sich hatte, den er kannte.
    "Deckart?"
    Die jüngere Ausgabe
Deckarts sah ihn mit einem leerem, maskenhaft starren Blick an, in dem sich
keinerlei Erkennen zeigte. Er schien noch nicht einmal zu wissen, dass er
angesprochen war.
    Corrogin zögerte nicht
länger. In einer einzigen fließenden Bewegung  hob er seine Waffe leicht an und
zielte, dann drückte er ab. Der hochgebündelte Thermostrahl traf den Kopf des
Deckartklons genau zwischen den Augen, verdampfte ihn und zerschmolz noch die
Verkleidung der dahinter liegenden Wand. Der Körper blieb einige Sekunden
aufrecht stehen, so als wisse er nicht, wie ihm geschehen war.
    Wie in Zeitlupe flogen
Blutstropfen durch die Luft  landeten in den ausdruckslosen Gesichtern von
Baillard und Elgin.
    Corrogin richtete den
Lauf seiner Waffe langsam auf Baillard und drückte erneut ab. Der Thermostrahl
brannte sich mit häßlichem Zischen durch Baillards Kopf. 
    Elgin hatte den Mund weit
aufgerissen, schrie etwas, das Corrogin nicht verstand. Er hielt den Abzug
weiter gedrückt, schwenkte die Waffe herum und feuerte auf Elgin.
    Daneben!
    Elgin schrie erneut, und
dann brach die Hölle los. Schwer bewaffnete Servomaten drangen durch das offene
Schott in den Raum ein und eröffneten sofort das Feuer. Corrogins Schutzschirm
flackerte bedrohlich unter dem feindlichen Feuer und brach schließlich ganz
zusammen. Nur ein rascher Sprung über den leeren Stasistank rettete ihm das
Leben.
    Aber er hatte nur
Sekunden gewonnen, denn schon schlugen ganze Salven von Strahlerschüssen in den
Stasistank und brachten ihn zum Glühen.
    Während er rasend schnell
seine Anzugsysteme checkte und versuchte, den Schutzschirm wieder hochzufahren,
löste er mit einem Druck auf die Fernzündung die letzten beiden Explosivkörper
aus, die er in der Halle mit den Körperzuchttanks deponiert hatte.
    Die Wirkung war
überwältigend. Der Boden bäumte sich unter der Gewalt der Explosionen auf, die
sich wie ein vernichtender Sturm durch die ganze Anlage fortzusetzen schienen
und Corrogin wurde quer durch den Raum geschleudert. Instinktiv streckte er die
Arme noch in einer Geste der Abwehr aus, die den Aufschlag wenigstens etwas
milderte. 

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