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Transfer

Transfer

Titel: Transfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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fliegt hin, nimmt ein paar Krümel davon und kommt zurück. Gimma war unentschlossen. Mit der Reserve an Zeit reichte es - wir hatten sie immer noch. Endlich stimmte er zu. Wohl deshalb, weil ich dabei war. Obwohl ich kein Wort sprach. Aber vielleicht gerade deswegen. Denn unsere Beziehungen waren so geworden.., aber darüber ein anderes Mal. Wir stoppten; ein solches Manöver dauert schon etwas; das winzige Planetchen entfernte sich in dieser Zeit, aber wir hatten es ja auf den Radarschirmen. Ich war unruhig, denn seit Beginn unserer Rückkehr hatten wir lauter Pech. Ganz dumme, aber schwer zu beseitigende Havarien - und das auch noch ohne einen vernünftigen Grund. Ich halte mich nicht für abergläubisch, obwohl ich an das Gesetz der Serie schon glaube. Am Ende fehlten mir da aber Argumente. Es sah wie ein Kinderspiel aus - trotzdem überprüfte ich selbst den Motor von Thomas und sagte ihm, daß er achtgeben sollte. Auf den Staub.« »Auf was?«
    »Auf den Staub. Innerhalb einer kalten Wolke wirken nämlich die Planetoiden wie Staubfänger, weißt du? Sie holen den Staub aus dem Raum, in dem sie kreisen, und Zeit haben sie dazu genug. Der Staub setzt sich auf ihnen schichtweise ab, derart, daß er sie in der Größe verdoppeln kann. Aber es genügt, mit dem Auspuff zu pusten oder gar etwas fester aufzutreten, und schon erhebt sich eine Staubwolke und bleibt einfach hängen. Eine Kleinigkeit, scheinbar, aber dann sieht man ja nichts. Also sagte ich es ihm.
    Er wußte es übrigens auch selbst, genauso wie ich. Dann schoß ihn Olaf von der Bordrampe ab, und ich ging nach oben, in den Meßraum, und fing an, ihn zu führen. Ich sah ihn herankommen, manövrieren, das Geschoß auf den Planetoiden herabgleiten. Dann, natürlich, verlor ich ihn aus den Augen. Es waren doch immerhin, nach der irdischen Skala, an die drei Meilen…«
    »Hast du ihn auf dem Radar gesehen?«
    »Nein, auf der Optischen, das heißt durch das Fernrohr. Infrarotes. Aber ich sprach mit ihm die ganze Zeit. Per Funk. Und in dem Moment, als ich dachte, schon lange beim Thomas eine derart sorgfältige Landung nicht gesehen zu haben - wir alle fingen an, irgendwie aufmerksamer zu werden, als die Rückkehr begann… -, sah ich ein kleines Aufleuchten und einen dunklen Fleck, der auf der Scheibe des Planetoiden zu zerfließen begann. Gimma, der neben mir stand, stieß einen Schrei aus. Er dachte, Thomas hätte im letzten Augenblick, um seinen Fall zu bremsen, mit der Flamme zugeschlagen. So nennt man es nämlich, weißt du. Man gibt einen einzigen Düsenschlag, selbstverständlich aber nicht unter diesen Umständen. Und ich wußte auch, daß Thomas es nie getan hätte. Es mußte ein Blitz gewesen sein.«
    »Ein Blitz? Dort?«
    »Ja. Denn - siehst du, jeder Körper, der sich mit einer großen Geschwindigkeit in einer Wolke bewegt, wird durch die Reibung mit statischer Elektrizität aufgeladen. Zwischen dem >Prome-theus< und dem Kleinplaneten herrschte ein Unterschied der Potentiale. Es konnten Milliarden von Volt sein. Sogar noch mehr. Als Thomas landete, da sprang ein Funke über. Das war dieses Aufleuchten: Von der plötzlichen Hitze kam der Staub hoch, und nach einer Minute war die ganze Scheibe durch die Wolke verdeckt. Wir hörten ihn nicht mehr - sein Radio knatterte nur. Ich war stockwütend, am meisten gegen mich selbst, daß ich das zu wenig beachtet habe. Die Rakete hatte besondere, spitzenförmige Blitzableiter, und die elektrische Ladung hätte ganz leise wie Elmsfeuer abfließen müssen. Tat es aber nicht. Übrigens kommen da schon Entladungen vor, aber nicht solche. Diese war von einer ungewöhnlichen Stärke. Gimma fragte mich nach meiner Meinung, wenn sich wohl die Wolke legen würde. Thurber stellte keine Fragen, es war ja klar, daß Tage vergehen mußten. Und Nächte.«
    »Tage und Nächte?«
    »Ja. Denn die Gravitation ist äußerst gering. Ein aus der Hand losgelassener Stein fällt manchmal einige Stunden lang. Und erst der Staub, der Hunderte von Metern hochgewirbelt wurde! Ich sagte Grimma, er solle sich um seinen eigenen Kram kümmern, wir müßten warten.«
    »Und konnte man da nichts tun?«
    »Nein. Das heißt, hätte ich mit Sicherheit annehmen können,
    daß Thomas in der Rakete steckte, dann konnte ich etwas riskie -ren. Ich konnte den >Prometheus< dann wenden und aus nächster Nähe mit vollem Schub so blasen, daß sich dieser ganze Dreck auf die gesamte Galaxis verteilt hätte. Aber diese Gewißheit hatte ich eben nicht. Und

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