Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Transfer

Transfer

Titel: Transfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
Vom Netzwerk:
Ich sprach diesen Namen aus, und so schnell, als hätte sie gerade auf mein Anliegen gewartet, ließ sich eine tiefe Stimme hören: »Omnilox hier.«
    »Mein Name ist Bregg«, sagte ich, »Hal Bregg. Und ich habe wohl bei Ihnen ein Konto… ich möchte gerne wissen, wieviel es ist?«
    Ein Knacks und eine andere, höhere Stimme sagte: »Hai Bregg?« »Ja.«
    »Wer eröffnete dieses Konto?«
    »Raflu - der Raumflug im Auftrag des Planeteologischen Instituts und der Raumflugkommission der UNO. Aber das ist schon einhundertsiebenundzwanzig Jahre her …«
    »Haben Sie irgendeinen Beweis?«
    »Nein, nur einen Zettel des Luna-ADAPT vom Direktor Os-wamm… «
    »In Ordnung. Kontostand: sechsundzwanzigtausendvierhundertsieben Iten.« »Iten?«
    »Ja. Wünschen Sie sonst noch etwas?«
    »Ich möchte gern etwas Ge… das heißt, Iten abheben.«
    »In welcher Form? Wollen Sie vielleicht einen Kalster?«
    »Was ist das? Ein Scheckbuch?«
    »Nein. Sie werden sofort bar zahlen können.«
    »So? Gut.«
    »Bis zu welcher Höhe soll man Ihnen den Kalster öffnen?«
    »Was weiß ich - fünftausend…«
    »Fünftausend. Sehr wohl. Sollen wir ihn ins Hotel schicken?«
    »Ja. Moment mal - ich habe den Namen dieses Hotels vergessen. «
    »Ist es nicht das, von wo aus Sie anrufen?«
    »Doch. «
    »Es heißt Alcaron. Den Kalster schicken wir sofort. Nur noch eine Frage: hat sich Ihre rechte Hand nicht verändert?«
    »Nein - wieso?«
    »Ach, nichts. Gegebenenfalls hätten wir den Kalster ändern müssen. Sie bekommen ihn gleich.«
    »Danke«, sagte ich und legte den Hörer zurück. Sechsundzwanzigtausend - wieviel ist das? Ich hatte keine Ahnung. Etwas fing zu summen an. Ein Radio ? Es war das Telefon. Ich hob den Hörer. »Bregg?«
    »Ja«, sagte ich. Mein Herz klopfte nur einmal etwas stärker. Ich erkannte ihre Stimme. »Woher wußtest du, wo ich bin?« fragte ich, da sie nicht gleich weitersprach.
    »Vom Infor. Bregg… Hai… hör zu, ich wollte dir erklären…«
    »Da gibt es nichts zu erklären, Nais.«
    »Du bist böse. Aber verstehe doch…«
    »Ich bin nicht böse.«
    »Hai, wirklich. Komm heute zu mir. Wirst du kommen?«
    »Nein. Nais, sag mir bitte, wieviel das ist - zwanzig und ein paar Tausend Iten?«
    »Wieso - wieviel? Hal… du mußt kommen.«
    »Na… wie lange kann man davon leben?«
    »Solange du willst, das Leben kostet doch gar nichts. Aber lassen wir das. Hal, wenn du nur wolltest…«
    »Warte mal. Wieviel Iten gibst du monatlich aus?«
    »Verschieden. Mal zwanzig, mal fünf, manchmal auch nichts.« »Aha. Besten Dank.« -»Hal! So höre doch!«
    »Ich höre.«
    »Wir wollen es nicht so beenden… «
    »Wir beenden ja nichts«, sagte ich, »da nichts angefangen hat.
    Ich danke dir für alles, Nais.«
    Ich legte den Hörer auf. Das Leben kostet nichts? Dies interes-
    sierte mich im Moment am meisten. Heißt das, daß es irgendwelche Dinge, Dienstleistungen umsonst gibt?
    Wieder das Telefon.
    »Hier Bregg.«
    »Hier die Rezeption. Herr Bregg, Omnilox schickt Ihnen den Kalster. Ich schicke ihn nach oben.«
    »Danke. Hallo!«
    »Ja, bitte?«
    »Zahlt man für das Zimmer?«
    »Nein, mein Herr.«
    »Gar nichts?«
    »Gar nichts, mein Herr.«
    »Und… gibt es im Hotel ein Restaurant?«
    »Jawohl, vier. Wünschen Sie das Frühstück aufs Zimmer?« »Gerne, und.., zahlt man für das Essen?«
    »Nein, mein Herr. Den Kalster haben Sie bereits oben. Das Frühstück kommt in einem Augenblick.«
    Der Roboter legte auf, und ich hatte keine Zeit mehr, ihn zu fragen, wo ich diesen Kalster suchen sollte. Ich hatte keine blasse Ahnung, wie das Ding aussah. Vom Schreibtisch aufstehend, der, verlassen, sich sofort verkleinerte und schrumpfte, bemerkte ich eine Art Pult, das aus der Wand neben der Tür hervorwuchs: dort lag, in durchsichtigen Kunststoff eingewickelt, ein flacher Gegenstand. Er sah einem kleinen Zigarettenetui ähnlich. Auf der einen Seite hatte er eine Reihe kleiner Gucklöcher, in denen die Zahl 1001110001000 stand. Unten gab es zwei winzige Knöpf-chen: Eins und Null. Überrascht sah ich mir das an. Endlich begriff ich, daß der Betrag von 5000 nach dem Dualsystem skontiert wurde. Ich drückte auf die Eins, und in die Hand fiel mir ein winziges Plastikdreieck mit der ausgestanzten Zahl 1. Also war dies so etwas wie eine kleine Druckerei oder Stanzerei von Geld bis zu der Höhe, die in den kleinen Sichtrastern angegeben war - die obere Zahl verminderte sich um eins.
    Kaum angezogen, wollte ich schon gehen, als mir der

Weitere Kostenlose Bücher