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Transfer

Transfer

Titel: Transfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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Grenzen. Die Leichtathletik bestand nur noch aus einigen leichten Disziplinen: Laufen, Springen, Werfen, Schwimmen, aber fast ohne Kämpfe. Das Boxen existierte nicht mehr, und das, was man einen Ringkampf nannte, war geradezu lächerlich: eine Art von Gedränge statt eines redlichen Kampfes. Ich sah mir im Projektionssaal dieses Ladens einen Kampf des Wettbewerbs an und dachte, mich würde vor Wut noch der Teufel holen. Ab und zu lachte ich laut auf wie ein Irrer. Ich fragte wegen der freien amerikanischen Kämpfe, des Judo und Jiu-Jitsu an, man wußte nicht einmal, was das war. Verständlich, nachdem Fußball auch kinderlos verstorben war, als eine Sportdisziplin, bei der es zu scharfen Zusammenstößen und Verletzungen kam. Hockey gab es, aber was für eins! Die Leute spielten in derart aufgeblasenen Anzügen, daß sie wie Riesenbälle wirkten. Ulkig sahen die beiden Mannschaften aus, die da elastisch aufeinander stießen: das war ja eine Farce und kein Spiel. Turmsprünge ins Wasser gab es, jedoch nur aus vier Metern Höhe. Gleich dachte ich an mein -mein! - Schwimmbecken und kaufte ein zusammenlegbares Sprungbrett, um das zu überbauen, das ich in Klavestra finden würde.
    Dieser ganze Sportrückgang war eine Folge der Betrisierung.
    Das Verschwinden der Stier-, Hahnen- und anderer blutiger Kämpfe bedauerte ich nicht, ich war auch nie ein Anhänger der beruflichen Boxkämpfe. Aber dieser lauwarme Brei, der noch übrigblie b, reizte mich nicht im mindesten.
    Den Einbruch der Technik in den Sport nahm ich nur in einigen Bereichen hin. Sie hatten sich stark entwickelt - ganz besonders im Unterwassersport. Ich sah mir verschiedene Arten von Taucherapparaturen an, kleine Elektrotorpedos, mit denen man über den Grund der Seen fahren konnte, Gleiter, Hydroten, die sich auf einem Kissen mit verdichteter Luft bewegten, Wassermikroglider- alle waren mit besonderen, unfallverhindernden Anlagen versehen. Rennen, die sich sogar einer großen Popularität erfreuten, konnte ich nicht als Sport anerkennen: selbstverständlich gab es da keine Pferde, keine Autos - es rannten nur automatisch gesteuerte Maschinen, auf die man setzen konnte. Der traditionelle Leistungssport hatte ziemlich an Bedeutung verloren. Es wurde mir erklärt, daß die körperlichen Leistungsgrenzen des Menschen bereits erreicht worden seien und daß die Rekorde nur von einem anormalen Menschen, irgendeinem Monstrum an Kraft oder Schnelligkeit, verbessert werden könnten. Vernunftmäßig mußte ich dem zustimmen. Übrigens war die Tatsache, daß die verbliebenen Reste athletischer Disziplinen sich so verbreitet hatten, recht lobenswert. Nach dieser dreistündigen Besichtigung ging ich dennoch ziemlich deprimiert aus dem Laden heraus.
    Die von mir gewählten Turngeräte ließ ich nach Klavestra schik-ken. Nach einiger Überlegung verzichtete ich auf den Glider, ich wollte mir eine Yacht kaufen. Aber Segler gab es eigentlich keine, das heißt ehrliche, zum Steuern, sondern nur so mißratene Kähne, die das Gleichgewicht derart garantierten, daß ich nicht begreifen konnte, welche Art von Genugtuung einem das Segeln darauf bereiten konnte.
    Als ich ins Hotel zurückging, war es schon Abend. Vom Westen her zogen flaumige, rötliche Wolken auf, die Sonne war bereits verschwunden, es kam der Mond im ersten Viertel, und am Zenit leuchtete ein zweiter - irgendein großer, künstlicher Satellit.
    Hoch über den Dächern wimmelte es von Flugmaschinen. Die Zahl der Fußgänger hatte abgenommen, dafür erhöhte sich der Gliderverkehr, und es zeigten sich, die Fahrbahn mit langen Streifen beleuchtend, die spaltartigen Lichter, deren Bedeutung ich immer noch nicht kannte. Ich kam auf einem anderen Weg zurück und entdeckte plötzlich einen großen Garten. Am Anfang schien es mir ein Park zu sein, Terminalpark? Aber der schimmerte fern hinter dem gläsernen Bahnhofsberg im nördlichen, höheren Stadtteil.
    Der Anblick war übrigens außerordentlich schön, denn während die ganze Gegend, nur durch die Straßenlichter unterbrochen, von Dunkelheit bedeckt wurde, flimmerten noch die höheren Terminalteile wie schneebedeckte Gipfel beim Alpenglühen.
    Der Park war dicht bewachsen. Zahlreiche neue Baumarten, besonders Palmen, blühende, stachellose Kakteen. In einem von den Hauptalleen entfernten Winkel gelang es mir, einen Kastanienbaum zu finden, der mindestens zweihundert Jahre alt war. Drei solche Burschen wie ich würden seinen Stamm nicht umfassen können. Ich setzte

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