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Transfer

Transfer

Titel: Transfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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>Na<, dachte ich, >schadet nichts.< Und ich fuhr nun langsamer, in der schwachen Hoffnung, daß er sich vielleicht würde entfernen wollen. Er aber wollte sich nicht entfernen; er verlangsamte ebenfalls sein Tempo.
    Es war fast noch eine Meile bis zu dieser letzten Kurve bei den Felsen, als der Glider noch langsamer zu fahren anfing: er fuhr jetzt in der Mitte, so daß ich ihn nicht überholen konnte. Ich dachte: >Vielleicht gelingt es mir jetzt schon, jetzt!< Aber da gab es keine Felsen, nur den sandigen Strand, und der Wagen wäre mit sämtlichen Rädern nach hundert Metern im Sand steckengeblieben, ohne den Ozean auch nur zu erreichen - so etwas Blödes kam ja nicht in Frage. Ich hatte keine andere Wahl und mußte weiterfahren.
    Der Glider verlangsamte seine Fahrt noch mehr, und ich merkte, daß er gleich stehenbleiben würde; seine schwarze Karosserie leuchtete mit dem Schlußlicht auf, wie mit Blut begossen
    - nein, das waren die Bremslichter. Ich versuchte mit einer plötzlichen Wendung ihn zu überholen, aber er versperrte mir den Weg. Er war schneller und wendiger als ich - schließlich auch nur von einer Maschine geleitet. Die Maschine hat ja immer einen schnelleren Reflex. Ich drückte mit dem Fuß auf die Bremse, zu spät. Ein schreckliches Krachen, direkt vor der Windschutzscheibe wuchs nun eine schwarze Masse empor, ich wurde nach vorn geschleudert und verlor das Bewußtsein.
    Ich schlug die Augen wie nach einem Traum auf, nach einem bewußtlosen Traum - ich träumte, daß ich schwämme. Etwas Kaltes, Nasses floß über mein Gesicht, ich spürte Hände, die mich schüttelten, und hörte eine Stimme-»Olaf«, stammelte ich, »Olaf, warum? Warum…?«
    »Hal!!«
    Ich zuckte zusammen; stützte mich auf den Ellbogen und sah ihr Gesicht dicht über mir. Als ich mich setzte, so benommen, daß mir gar kein Gedanke kam, glitt sie langsam auf meine Knie, ihre Schultern zitterten krampfhaft, und ich glaubte es immer noch nicht. Mein Kopf schien riesengroß und wie aus Watte zu sein.
    »Eri«, sagte ich mit betäubten Lippen, die eigenartig groß, schwer und auch irgendwie sehr weit von mir entfernt waren.
    »Eri - bist du das.., oder…?«
    Plötzlich kehrten meine Kräfte wieder, ich faßte sie an den
    Schultern, riß sie hoch, sprang auf, taumelte mit ihr zusammen
    - wir fielen beide in den noch warmen, weichen Sand. Ich küßte ihr salziges, nasses Gesicht und weinte zum ersten Mal in meinem Leben, und sie weinte auch. Wir sprachen lange kein Wort, langsam bekamen wir fast Angst- ich weiß nicht wovor-, sie sah mich mit geweiteten Augen an.
    »Eri«, wiederholte ich, »Eri… Eri…«
    Mehr wußte ich nicht. Ich legte mich in den Sand, ganz plötzlich schwach, und sie bekam einen Schreck, versuchte mich hochzuheben, hatte aber zu wenig Kraft dazu.
    »Nein, Eri«, flüsterte ich, »nein, mir ist nichts passiert, es ist nur SO…<<
    »Hai! So rede doch! Rede!«
    »Was soll ich schon reden… Eri…«
    Meine Stimme beruhigte sie ein wenig. Sie lief fort und kam bald mit einer flachen Schüssel zurück, sie begoß mein Gesicht mit Wasser - es war salzig -, es war ja Meerwasser. >Ich habe mehr davon trinken wollen<, flog es mir sinnlos durch den Kopf; ich zwinkerte. Mein Bewußtsein kam langsam wieder. Ich setzte mich und berührte meinen Kopf.
    Nicht mal eine Verletzung: das Haar hat alles abgefangen, ich hatte nur eine orangegroße Beule, etwas abgeschürfte Haut, in den Ohren sauste es noch gehörig, aber ich war fast schon wieder in Ordnung. Jedenfalls, solange ich saß. Ich versuchte aufzustehen, aber meine Beine wollten nicht so recht gehorchen.
    Sie kniete vor mir nieder, blickte mich an, mit herabfallenden Armen.
    »Bist du das? Wirklich?« fragte ich. Erst jetzt verstand ich; drehte mich um und sah durch einen brechreizerregenden Schwindel, den diese Bewegung im Kopf verursachte, im Licht des Neumonds, einige Meter weiter entfernt, am Straßenrand zwei ineinander verhakte schwarze Umrisse. Mir fehlte die Stimme, als ich mit dem Blick zu ihr zurückkehrte.
    »Hai… «
    »Ja.«
    »Versuch doch aufzustehen.., ich helfe dir…«
    »Aufstehen?«
    Mein Hirn schien noch nicht so recht zu funktionieren. Ich be -griff, was geschehen war, und verstand es doch nicht. War Eri in dem Glider gewesen? Unmöglich.
    »Wo ist Olaf?« fragte ich.
    »Olaf? Ich weiß nicht.«
    »Wieso… War er nicht hier?«
    »Nein.«
    »Du allein?«
    Sie nickte.
    Und plötzlich überkam mich eine schreckliche, eine unheimliche Angst. »Wie

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