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Transi Schraubenzieher

Transi Schraubenzieher

Titel: Transi Schraubenzieher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dimiter Inkiow
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ganzen Tag darauf gewartet, daß du endlich kommst und mir eine Geschichte erzählst. Erzählst du mir jetzt eine?“
    »Ach, Transi, ich bin müde . . .«
    »Immer bist du müde«, sagte Transi und ging traurig in sein Zimmer. Aber er gab nicht auf.
    Wenn der Professor schlief, schlich er mäuschenstill in sein Schlafzimmer und kitzelte ihn an den Füßen oder an der Nase. Und wenn der Professor dann aufwachte, lief Transi mit großem Geschrei davon.
    »Es ist auch nicht leicht, ein automatisches Kind zu haben«, stöhnte der Professor. »Irgend etwas stimmt nicht mit seiner Konstruktion. Zweimal habe ich ihm schon Lochbonbons gegeben, mit denen ich ihm verboten habe, mich zu wecken und zu kitzeln. Aber er tut es immer wieder. Etwas stimmt nicht mit ihm. Wirklich nicht!«
    Und so mußte der Professor jeden Abend halb schlafend Transi ein Märchen erzählen. Transi saß dabei auf dem Bettrand und hörte ihm zu.
    Dann lief er wieder in sein Zimmer und beklagte sich bei Wip: »Wenn alle Väter so sind, Wip, dann müssen es die Kinder auf dieser Erde sehr schlecht haben. Ich kann lesen, aber Papi versteht nicht, daß es viel mehr Spaß macht, wenn er mir die Geschichte erzählt. Er denkt nur an seine Arbeit. Etwas stimmt nicht mit ihm! Findest du nicht auch?«
    Es war langweilig für Transi, den ganzen Tag in seinem Zimmer zu sitzen. Nur zweimal täglich durfte er mit Wip in den Garten. »Gut, daß du hier bist«, sagte er dann zu Wip, »sonst müßte ich vielleicht den ganzen Tag im Haus hocken.«
    Wip jagte durch den Garten und Transi hinter ihm her oder umgekehrt. Auf jeden Fall gab es immer wilde Verfolgungsjagden, bis eine von den Professorsekretärinnen - eine kam immer, um auf Transi aufzupassen - aus dem Fenster rief: »Jetzt reicht es aber! Kommt ins Haus!«
     
    Noch etwas tat Transi sehr gern: mit Streichhölzern spielen. Nichts fand er so interessant wie Streichhölzer. Er wunderte sich immer, daß Flammen entstanden, wenn er mit den Hölzern an der Schachtel entlangstrich.
    »Laß die Streichhölzer in Ruhe«, ermahnte ihn Fräulein Berg.
    »Kinder dürfen nicht mit Streichhölzern spielen«, belehrte ihn Fräulein Merk.
    »Wenn ich dich noch einmal mit Streichhölzern spielen sehe, sage ich es deinem Vater«, drohte ihm Fräulein Werk.
    Sie versteckten die Streichhölzer, aber Transi kannte alle Verstecke. Wenn er eine Schachtel Streichhölzer fand, lief er damit in sein Zimmer und zündete eins nach dem anderen an. Wip setzte sich dann immer in die äußerste Ecke. Er hatte Angst vor dem Feuer.
    Eines Tages fand Transi wieder eine Schachtel Streichhölzer. Jetzt mache ich ein Feuer, dachte er. Oder nein, ich zünde Kerzen an und esse meinen Strom feierlich bei Kerzenlicht! Mäuschenstill schlich er von einem Zimmer zum anderen, um Kerzen zu suchen. Endlich fand er sie in einem Schrank. Kerzen und Leuchter. Es waren viele. Viel mehr, als er sich vorgestellt hatte. Leise, leise, damit Fräulein Berg nichts hörte, schlich er zurück in sein Zimmer.
    Fräulein Berg war im Arbeitszimmer seines Vaters. Sie war sehr beschäftigt, denn sie erledigte dort seine Privatpost. Alle anderen waren weit weg. Sie arbeiteten in einem großen neuen Labor an den Robotern.
    »So!« sagte Transi, als er neun Kerzenleuchter und zwei Schachteln mit Kerzen in sein Zimmer geschleppt hatte. »Wie machen wir es jetzt, Wip? Zünden wir alle Kerzen auf einmal an oder eine nach der anderen? Ich glaube, alle zusammen ist viel feierlicher. Wir haben so viele Kerzen, das wird sehr, sehr schön aussehen. Wieviel Kerzen haben wir eigentlich? Eins, zwei, drei . . . zwölf Kerzen in einer Schachtel und zwölf in der anderen Schachtel, das sind vierundzwanzig. Schade, daß wir nur neun Leuchter haben.«
    Transi steckte in jeden Leuchter eine Kerze und stellte sie überall auf dem Fußboden auf. Dann zündete er die Kerzen an und setzte sich glücklich in die Mitte. Er schraubte seinen Bauchnabel auf, nahm das Kabel heraus und steckte es in eine Steckdose.

    Wunderschön war es, genauso schön wie bei dem feierlichen Abendessen.
    Wip saß etwas ängstlich in einer Ecke.
    »Komm, Wip, setz dich neben mich«, forderte ihn Transi auf. »Oder hast du Angst?«
    Da stürzte sich Wip wie ein Wilder auf die nicht angezündeten Kerzen, die am Boden lagen, nahm eine in sein Maul und jagte damit durchs Zimmer.
    »Halt, Wip!« befahl ihm Transi. »Stehenbleiben!«
    Aber Wip dachte gar nicht daran. Er raste weiter. Transi versuchte, ihn zu halten. Dabei

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