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Transsibirien Express

Transsibirien Express

Titel: Transsibirien Express Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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rannte auf den Gang, gab Skamejkin einen Tritt und verschwand ebenso schnell wieder.
    Der Arme war weitergetorkelt, hatte seine schönen Schuhe wie ein Beckenspieler im Orchester gegeneinandergeklatscht, und sich dann maßlos gewundert, daß am Ende des Ganges eine Phalanx finster blickender Männer stand, von denen einer sogar eine Pistole auf ihn gerichtet hatte.
    Skamejkin verstummte, versteckte die Schuhe hinter seinem Rücken und erbleichte.
    »Erschießen Sie mich!« stammelte er. »Ich gebe meine Schuhe nicht wieder her! Was ist bloß an ihnen dran, daß alle so wild auf sie sind? Es sind doch normale Schuhe, Leute. Was ist daran so ungewöhnlich?«
    »Das Blut!« sagte Karsanow hart. »Genosse, zeigen Sie mir noch einmal Ihre Schuhe.«
    »Nur der Gewalt weiche ich!« Skamejkin streckte die Hände wieder vor. »Bevor ich mich erschießen lasse …«
    »Ich bin Stepan Petrowitsch Plotkin, Hauptmann der Miliz«, sagte der Leiter der Sonderkommission und steckte die Pistole weg.
    »Ein Hauptmann – und beraubt mich meiner Schuhe!« schrie Skamejkin verzweifelt. »In was für einer Zeit leben wir, Brüder?«
    Karsanow riß ihm die Schuhe aus den Händen und betrachtete die Sohlen. Dann reichte er sie an Plotkin weiter.
    »Es ist Blut!« sagte er dumpf. »Und die Analyse wird ergeben, daß es Klaschkas Blut ist.«
    »Dann haben wir den Mörder!« Plotkin musterte den armen Skamejkin scharf. »Sie gestehen, daß das Ihre Schuhe sind?«
    »Was heißt gestehen? Ich bin stolz auf sie!«
    »Ein Biest von einem Mörder!« sagte Plotkin erschüttert. »Und verrückt dazu! Er wird in eine Anstalt eingeliefert werden …«
    »Ich muß da einen Irrtum aufklären, Genosse«, mischte sich Karsanow ein. »Der Fabrikant Dementi Michailowitsch Skamejkin ist ein ehrenwerter Mann. Er stellt Seife her …«
    »Mit der sich sogar Breschnew wäscht!« schrie Skamejkin dazwischen. »Was wollen Sie eigentlich von mir und meinen Schuhen?«
    »Nur ein paar Fragen!«
    Karsanow warf noch einen Blick auf die Blutflecken und dachte schaudernd an die fürchterlich zugerichtete Klaschka im Abort Nummer fünf.
    »Wo standen Ihre Schuhe?«
    »Unter meinem Bett! Wie hingezaubert! Ich lege mich am Abend hin, stelle die geliehenen Schuhe hin – fürchterliche Dinger übrigens, ich konnte in ihnen schwimmen, so groß waren sie! – lese noch ein wenig und schlafe dann ein. Bis jetzt! Da wache ich auf, weil ich glaube, mir platzt die Blase, greife unters Bett – und was steht da? Meine gestohlenen Schuhe! Genossen, ich war einem Herzinfarkt nahe! Diese Freude!«
    »Und die geliehenen Schuhe?« fragte Plotkin, der es genau wissen wollte.
    »Standen auch da … nur weiter unters Bett geschoben. Was sagen Sie nun? Den Dieb muß das Mitleid gepackt haben! In der Seele wohl doch ein weicher Mensch. Vielleicht trieb ihn nur die Not zum Diebstahl?«
    Karsanow und Plotkin warfen sich einen schnellen Blick zu. Eine weiche Seele!
    »Die Schuhe sind beschlagnahmt!« erklärte Plotkin dienstlich. Skamejkin quollen die Augen aus den Höhlen.
    »Was?« stammelte er. »Beschlagnahmt? Erst geklaut und dann vom Staat konfisziert? Warum? Wo ist denn da der Unterschied? Ich protestiere!«
    »Das können Sie! Schriftlich in drei Ausfertigungen bei der Staatsanwaltschaft von Irkutsk.« Plotkin betrachtete die Sohlen genau.
    Der Mörder hatte versucht, das Blut abzuwischen, aber er hatte nicht genug Zeit gehabt, die Schuhe gründlich zu säubern. Da hatte er sie Skamejkin zurückgebracht, in der Hoffnung, daß gerade den niemand kontrollierte.
    Was hatte den Mörder gestört, die Schuhe zu reinigen? »Sie bekommen die Schuhe ja wieder, Genosse!«
    »Wann?« schrie Skamejkin. »Bei dem Tempo unserer Beamten können meine Enkel sie tragen …«
    »Sobald wir den Mörder gefunden haben.«
    »Welchen Mörder?« Dementi Michailowitsch fuhr sich mit beiden Händen durch die ohnehin schon zerwühlten Haare.
    »Der die Schuhe getragen hat! In Ihren Schuhen, Genosse, wurde vor zwei oder drei Stunden ein Mensch ermordet!«
    Plotkin hätte das nicht sagen dürfen, nicht so direkt, ein wenig diskreter vielleicht.
    Skamejkin bekam einen Schluckauf, tastete sich in das nächste Abteil, setzte sich einem Mann, der im Sitzen schlief, auf den Schoß und begann dann erst zu zittern. Der Mann grunzte und schlief weiter.
    »Ein kaltblütiger Hund, dieser Mörder!« sagte Plotkin und klemmte die Schuhe unter den linken Arm. »Zeigen Sie mir jetzt die Tote, Genosse Oberst!«
    Vor der

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