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Transsibirien Express

Transsibirien Express

Titel: Transsibirien Express Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Wohlgefallen betrachten, kurzum: aus Milda war eine kleine Schönheit geworden.
    »Mein Werk!« sagte der dicke Brigadier Kuran immer wieder, wenn er vom Fenster seines Büros aus Milda über den Hof gehen sah. »Wenn sie so weitermacht, laufen ihr sogar alle Hähne nach!«
    Um diese Zeit lernte Milda den Schlosser Luka kennen. Wie man einen jungen Mann eben kennenlernt … in der Sowchose, in der Stolowaja, dem großen Versammlungsraum, wird ein Tänzchen veranstaltet … es geht fröhlich zu, die Männer benehmen sich wie die Gockel und die Weibchen kichern wie die Tauben, und Luka holt Milda zu einem Tänzchen, nicht ohne vorher – gut erzogen – den alten Lipski um Erlaubnis gefragt zu haben …
    Aus dem einen Tanz wurden drei, dann vier, dann sechs, und Milda sah bezaubernd aus mit ihrem erhitzten Gesichtchen, dem lachenden Mund und den blitzenden Augen.
    Eine Schönheit, sag' ich euch, eine richtige Schönheit! Kargopow konnte stolz auf sie sein, wie auf seine Mehltüten und sein Sonnenblumenöl.
    Nur etwas störte.
    Und das war ausgerechnet der fette Brigadier Kuran.
    Seit einiger Zeit munkelte man über ihn … hinter der hohlen Hand, denn Kuran war ein mächtiger Mann.
    Er leitete praktisch die Sowchose, der Direktor war mehr in Kiew als in Kargopow, und war er einmal im Betrieb, so pflegte er zu allem, was ihm Kuran berichtete, zu sagen: »Sehr gut, mein lieber Kyrill Michailowitsch! Nur weiter so, mein lieber Kyrill Michailowitsch!« Dann fuhr er wieder ab. Wer in Kargopow angenehm leben wollte, mußte Kurans Freund sein.
    Aber, wie gesagt, man munkelte über ihn. Je fetter er wurde, um so mehr jagte er den Weibern nach.
    Wie ein grunzender Eber watschelte er durch die Abteilungen, hielt sich immer lange in der großen Wäscherei auf, wo die Frauen, der Hitze wegen, nur ein Hemd im Rock stecken hatten und man dadurch ihre Brüste fast ungehindert sehen konnte; oder er ging über die Felder, auf denen man Versuchszüchtungen unternahm, und wo die Frauen die Stecklinge einzeln versetzen mußten. Das war Handarbeit, man mußte sich dabei tief bücken, und Kuran weidete sich daran, den Weibern unter die Röcke zu gucken.
    Was sage ich … Kyrill war ein großes Ferkel!
    So natürlich, wie im April der Wind bläst, kümmerte sich Kuran auch um Milda Tichonowna. Ihre harmlose Freundschaft mit Luka mißfiel ihm sehr.
    Kurzerhand versetzte er den jungen Mann in die Schlosserei einer Außenstelle, wo er bis zum Winteranfang bleiben mußte.
    Milda dagegen wurde auch befördert; Kuran machte sie zur Lagerverwalterin für die Gartengeräte, ein ruhiger Posten, denn die einzelnen Arbeitsbrigaden pflegten ihre Geräte selbst und kamen nur ins Magazin, wenn etwas zerbrochen war. Dann mußte es Milda gegen ein neues Gerät eintauschen.
    Milda Tichonowna hatte viel Zeit, sie katalogisierte die Bestände, schrieb Ergänzungslisten und langweilte sich. Ein paarmal erhielt sie Post von Luka, aber dann hörte auch die auf …
    Lukas Briefe gingen auf einer Strecke von neunzehn Werst verloren. Ein rätselhafter Vorgang, Freunde, über den nur Kuran Auskunft geben konnte …
    Aber den fragte niemand.
    Es begann eigentlich ganz harmlos, so wie man es von Kyrill Michailowitsch bei den anderen Frauen gewöhnt war.
    Er kam ins Magazin, plauderte mit Milda, betrachtete ihre kleinen Brüste unter dem straff gespannten Baumwollkleid, strich ihr väterlich über das Haar und ließ die Hand dann auf ihren Busen fallen.
    Milda trat einen Schritt zurück, kreuzte die Arme über der Brust und sagte: »Sie haben eine unruhige Hand, Genosse Kuran …«
    Kuran lachte meckernd. Sein fettes Gesicht wabbelte und sein Bauch hüpfte.
    »Wie soll sie ruhig bleiben bei einem Weibchen wie dir, he?« Er lachte. »Wie gesund sie aussieht! Wie schön! Träumst du eigentlich, mein Täubchen?«
    »Nein!« antwortete Milda erstaunt. »Warum?«
    »Warum? Warum? Hat noch nie einen Mann gehabt und träumt nicht einmal davon? Hat noch nie einen Kuß bekommen, wie? Weiß gar nicht, wie das so ist, wenn. Na ja. Mildaschka, es besteht die Möglichkeit, Vorarbeiterin in der Gärtnerei zu werden. Man muß nur ein liebes Mädchen sein …«
    Er kam um die Ausgabetheke herum, drängte Milda gegen das Regal, und da sie nicht ausweichen konnte, denn Kuran war ein Klotz aus Knochen und Fleisch, stieß sie ihn mit den Fäusten gegen die gewaltige Brust und schrie ihn an. Ihr schönes zartes Gesicht war plötzlich sehr kantig und im Zorn um Jahre älter.
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