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Transzendenz

Transzendenz

Titel: Transzendenz Kostenlos Bücher Online Lesen
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imstande, selbst danach zu fragen, wenn sie es wollte. Tom, John und ich waren in angespanntem Schweigen gefangen. Wir vermieden es, einander in die Augen zu schauen. John hockte einfach nur mit verschränkten Händen da und starrte auf den Fußboden.
    Morag selbst saß mit großen Augen neben uns, ihr Mund eine kleine Knospe, die Miene unergründlich. Ich fragte mich, ob sie ebenfalls einen Schock hatte. Gab es schließlich ein größeres Trauma, als reinkarniert zu werden?
    Was mich betraf, so fühlte ich mich völlig aus dem Gleis geworfen. Arg mitgenommen von der Explosion, die wir gerade miterlebt hatten, hing ich nun in diesem antiken Militärgefährt in der Luft, mit meiner toten Frau an der Seite. Noch vor einer Stunde hätte ich mir nicht träumen lassen, dass die Logik meines Lebens mich in diese Situation hier und jetzt bringen würde, wo alles auf den Kopf gestellt war.
    Schließlich meinte Shelley: »Was wohl aus unseren Maulwürfen geworden ist?«
    Ich stellte mir all diese Maulwürfe vor, die im Dunkeln vor sich hin buddelten und mit ihren hervorragenden akustischen, elektromagnetischen und seismometrischen Sinnen melancholisch aufeinander horchten. Die meisten würden überlebt haben; sie waren sicherlich weit genug von der Detonation entfernt gewesen. »Wahrscheinlich geht es ihnen gut«, sagte ich. »Sie werden einander finden. Ihnen wird klar sein, dass etwas schief gegangen ist, und dann wechseln sie in den Ruhezustand.«
    »Ja. Aber sie haben bestimmt Angst.«
    John zog die Augenbrauen hoch. Aber Shelley war nicht anthropomorphistisch; es entsprach schlicht und einfach den Tatsachen. Ich sagte: »Wir holen sie zurück.«
    »Dann haben wir also letztendlich mehr Schaden angerichtet als Gutes getan«, meinte Sonia.
    »Das kriegen wir schon wieder hin.« Meine ruhige Entschlossenheit überraschte mich selbst. »Uns bleibt gar nichts anderes übrig. Ganz egal, was heute passiert ist, das Hydratproblem hat sich ja nicht in Luft aufgelöst.«
    »Aber Ruud Makaay ist tot«, erwiderte Shelley. »Und Barnette auch.«
    »Dann werden wir eben in Ruuds Fußstapfen treten müssen«, erwiderte ich. »Und um es ganz offen zu sagen, vielleicht können wir uns Barnettes Tod zunutze machen.«
    »Glauben Sie, das klappt?«
    »Jedenfalls hätte sie es garantiert so gewollt.«
    John hob den Kopf. Nach allem, was wir durchgemacht hatten – nicht zuletzt eine Bombenexplosion –, blutete er noch immer aus dem Mund, wo ich ihn getroffen hatte. »Das klingt gar nicht nach dir, Michael.«
    »Vielleicht bin ich nicht mehr derselbe, der ich noch vor ein paar Stunden war«, fuhr ich ihn an. »Mir kommt es jedenfalls nicht so vor, als wäre alles noch so wie früher. Oder was meinst du?«
    Er wagte einen Blick auf Morag. »Ich weiß nicht, wie wir mit dieser Situation umgehen sollen.«
    »Dann halt verdammt noch mal die Schnauze«, sagte ich.
    Er ließ den Kopf wieder sinken.
    Eine Polizistin übermittelte uns eine Nachricht vom Piloten des Chinook. Die Masseverteilung sei nicht in Ordnung, erklärte sie uns; der Pilot mache sich sogar Sorgen, dass wir einen blinden Passagier an Bord haben könnten. Also wurden wir alle durchsucht, und die Polizisten durchkämmten den Frachtraum. Wie sich herausstellte, war es Morag. Ihre wahre Masse übertraf die auf ihrer äußeren Erscheinung beruhenden Schätzungen der Systeme des Chinook bei weitem. Die Polizisten sahen Morag und dann einander an und zuckten die Achseln. Wir flogen weiter.
    Schließlich landeten wir auf dem Internationalen Flughafen von Fairbanks und kletterten aus dem Chinook, während weitere Hubschrauber des Militärs, der Polizei und der Küstenwache vom Himmel sanken. Auf dem Boden wimmelte es von Krankenwagen und Militärfahrzeugen.
    Unsere Polizeieskorte brachte uns eilig zu einem Militär-LKW, einem robusten, gepanzerten Gefährt, das nach Benzin stank; das Militär hatte an der rohen Kraft dieses Treibstoffs festgehalten. Tom machte ein großes Tamtam um Sonias verletzten Arm und verlangte einen Krankenwagen. Aber Sonia selbst tat das mit einer Handbewegung ab, und wir stiegen alle auf die Ladefläche des Lastwagens.
    Mit einer Eskorte wurden wir vom Flughafen weggebracht und rasten eine gerade Strecke namens Airport Way entlang. Wir bogen ab, bevor wir die Innenstadt von Fairbanks erreichten, soweit man sie als solche bezeichnen konnte, und hielten vor dem Memorial Hospital, wo sich noch mehr Polizisten und Soldaten versammelt hatten, um uns in Empfang zu

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