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Transzendenz

Transzendenz

Titel: Transzendenz Kostenlos Bücher Online Lesen
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eine blöde Zeitreise-Scheiße aus der Zukunft war. Ich bin sauer, dass es die ganze Zeit nur du warst.« Ich spuckte Alia die Worte entgegen. Ich wollte sie verletzen.
    Ihr Gesicht wurde noch faltiger. Aber sie sagte ernst: »Michael, sie war da, in den Erscheinungen, den Besuchen. Ja, ich war die Beobachterin. Aber was du gesehen hast, war sie. Und die Wiedergängerin, die Auferstehung in Fleisch und Blut – das war auch Morag, Michael, so weit sie es überhaupt sein konnte.«
    »Ach ja«, blaffte Rosa. »Die Wiedergängerin. Und warum wurde sie zurückgebracht?« Sie sprach wieder mit ihrer scharfen Exorzistenstimme. »Du hast mir deinen Namen genannt, aber du musst mir noch die ganze Wahrheit sagen. Was führst du im Schilde, Kreatur?«
    Alia wandte sich mir zu. »Du bist etwas Besonderes, Michael Poole«, sagte sie. »Das musst du inzwischen wissen – es ist wahr, ob es dir gefällt oder nicht. Du bist wirklich ein Dreh- und Angelpunkt der Geschichte in dieser Zeit, und dein Name ist bis in die ferne Zukunft bekannt.«
    »Jetzt kommt’s«, sagte Tom und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Das richtig abgefahrene Zeug.«
    »Die seiner Nachfahren auch«, sagte Alia. »Deiner Nachfahren, Tom.«
    Tom wollte sie nicht einmal ansehen.
    Ich wandte mich ab. Ich wollte das wirklich und wahrhaftig nicht hören. Vielleicht träumt jedes Kind davon, etwas Besonderes zu sein, und wünscht sich, dass sein Name bis in alle Ewigkeit bekannt ist. Aber das ist nur eine Fantasie, ein Ausdruck pubertärer Sehnsucht und Unsicherheit; darüber wächst man hinaus. Doch nun behauptete diese Alia, dieses seltsame Wesen aus der Zukunft, für mich, Michael Poole, treffe es zu. Es war, als falte sich jeder paranoide, grandiose Traum, den ich jemals gehabt hatte, mit einem Mal zusammen. Aber ich wollte kein bis in alle Ewigkeit berühmter Dreh- und Angelpunkt sein.
    Gea sagte: »Um es klar auszudrücken, du glaubst, Michaels großer Beitrag wird das Hydratprojekt sein. Der ›Kühlschrank‹.«
    »Ja. Aber das ist nicht alles.«
    »Was noch?«
    »Morags Wiederherstellung gehörte dazu. Ich muss dich um noch mehr bitten, Michael Poole, eine schwere Verantwortung… Du wirst sehen.« Sie ließ den Blick über unsere verwirrten, zornigen Gesichter schweifen. »Aber dies ist nicht der richtige Zeitpunkt. Ich komme wieder.«
    »Wann?«, fragte Rosa.
    Doch Alia sprach nur mit mir. »Wenn du mich rufst, Michael.« Und sie verschwand. Es war nichts mehr da als der Stuhl, auf dem Morag gesessen hatte, mit dem Fläschchen Wein, dem Salzstreuer und einem kleinen Haufen zerknitterter, abgelegter Kleidung.
     
    Wir lehnten uns zurück. Tom blähte die Wangen auf und stieß die Luft aus, Sonia saß stumm da, mit großen Augen – schockiert, aber entzückt, dachte ich voller Staunen.
    John schien zornig und verbittert zu sein. »Ich wünschte, sie hätten uns in Ruhe gelassen. Diese Affenmenschen, was immer sie sind. Wir stecken mitten in einem Flaschenhals, Herrgott noch mal. Haben wir nicht schon genug Probleme, ohne uns auch noch mit der Zukunft herumschlagen zu müssen?«
    »Aber es kann sein, dass wir keine Wahl haben«, entgegnete Rosa. »Alia ist hierher gekommen, gerade weil wir uns in einer Krisenzeit befinden. Offenbar sind wir so wichtig, dass wir eines Besuchs aus der Zukunft würdig sind – oder jedenfalls ist es Michael.«
    »Ich will nichts über die Zukunft wissen«, erklärte John. »Ich möchte mein Leben nicht nur als archäologische Spur betrachten, die in Stein eingeschlossen ist. Es ist mein Leben. Es ist alles, was ich habe.«
    »Ich verstehe. Aber da kann man nichts machen.« Rosa stand auf. »Das war eine lange Sitzung. Ich schlage vor, wir machen Schluss, schlafen und essen etwas. Morgen reden wir weiter.« Sie musterte mich. »Und dann wirst du deine Bewunderin aus der Zukunft zurückrufen, Michael.«
    »Wenn es sein muss«, sagte ich.
    »Ich glaube, es muss sein. Denn wie es scheint, hast du eine Mission. Wie aufregend«, sagte sie trocken. Und dann verschwand sie mit der schwungvollen Verbeugung eines Bühnenzauberers in einem Nebel aus Pixeln, genau wie Alia, wenn auch viel primitiver.

 
55
     
     
    Als ich in jener Nacht in meinem Zimmer schlafen ging, war ich zum ersten Mal seit dem Bombenanschlag allein. Morag war fort – falls sie überhaupt jemals hier gewesen war.
    Der Exorzismus und alles, was auf ihn folgte, war für mich wie eine Achterbahnfahrt gewesen. Ich war einigermaßen mitgenommen, verwirrt und

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