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Transzendenz

Transzendenz

Titel: Transzendenz Kostenlos Bücher Online Lesen
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sprach den Namen wie einen Fluch aus. »Aber es geht um unser Leben, um das von uns dreien. Also lass uns versuchen, von dieser Grundlage auszugehen.«
    »Und Rosa?«
    Tom verdrehte die Augen. »Bleiben wir auf dem Teppich, ja?«
    Vielleicht hatte er Recht. Drei Pooles waren wahrscheinlich genug Verrücktheit für einen einzelnen Raum. Ich wandte mich an Gea. »Also, wo fangen wir an? Was ist Alia?«
    Gea rollte selbstgefällig herum. »Zunächst einmal war sie keine VR. Sie war jedoch zweifellos eine Projektion. Zugleich war sie aber auch real, so real wie Sie, Michael. Ihr Körper hat auf unsere Versuche reagiert, ihn mit Röntgenstrahlen, Kernspintomografie, Wärmebildgebern und anderen Technologien zu scannen. Sie hat Haare verloren! Mit diesen Haaren konnten wir sogar eine Genomanalyse durchführen.«
    Gea erklärte, Alia sei ein Mensch – oder jedenfalls beinahe.
    Wie Rosa vermutet hatte, schien dieser affenähnliche Körper eine Anpassung an die Schwerelosigkeit zu sein. Evolutionär gesehen, war ein Raumschiff auf einer langen Reise wie eine Insel auf der Erde, wo etwa gestrandete Tiere für gewöhnlich zwergwüchsig werden, um einen begrenzten Nahrungsvorrat unter mehr Individuen aufteilen zu können. Demgemäß hatte die Besatzung festgestellt, dass ihre Kinder kleiner wurden. Und in der niedrigen oder völlig fehlenden Schwerkraft waren die Kinder im Lauf vieler Generationen zu einem uralten, affenähnlichen Körperbau mit einer ausgewogeneren Länge von Armen und Beinen zurückgekehrt – einem Körperbau, der sich besser zum Klettern eignete. Überraschenderweise, sagte Gea, schienen die grundlegenden Änderungen des Körperbaus das Ergebnis natürlicher Selektion und nicht bewusster Manipulation zu sein. Ich bin kein Evolutionsbiologe, aber anscheinend gibt es einige Änderungen, die den Genen »leicht« fallen, zum Beispiel bei relativen Wachstumsraten, und angesichts einer herausfordernden neuen Umgebung greift die Selektion zuerst zu den leichten Optionen.
    Wie seltsam jedoch, dass die Körper dieser Menschen der fernen Zukunft, die es in die unvorstellbare Umgebung des Weltraums verschlagen hatte, in den Tiefen der Vergangenheit nach genetischen Erinnerungen an längst verschwundene afrikanische Blätterdächer suchten.
    John grunzte. »Wenn du sie das nächste Mal siehst, wirf ihr eine Banane zu und bitte sie, ein paar Kunststücke zu machen.«
    »Halt den Mund«, sagte ich milde.
    Gea berichtete uns von weiteren subtilen Veränderungen, die alle auf einen Fortschritt gegenüber dem Standardmodell des Homo Sapiens im einundzwanzigsten Jahrhundert hindeuteten. Das Skelett war umgebaut worden; Alia hatte mehr Rippen als ich, die vielleicht dazu dienten, ihre Organe wirksamer an Ort und Stelle zu halten, um Hernien zu vermeiden. Obwohl sie die körperlichen Voraussetzungen dazu besaß, sich in der Schwerelosigkeit durch die Luft zu schwingen, wies Alias Rücken dickere Knochen, Wirbel und Bandscheiben auf. Sie würde weniger anfällig für Osteoporose sein als ich und in hoher Schwerkraft besser zurechtkommen, wenn es sein musste. Gea zeigte uns Bilder einer neu konstruierten Kehle. Alia hatte keinen Kehldeckel, dafür aber eine verlängerte Luftröhre, sodass feste und flüssige Nahrung sich nie mit ihrer Atemluft vermischen konnten; es war sehr unwahrscheinlich, dass sie ersticken würde.
    Auch an ihren Augen gab es detaillierte Modifikationen. Der Sehnerv schien fester mit der Netzhaut verbunden zu sein, sodass die Gefahr einer Netzhautablösung geringer war, sie besaß Mehrfachlider, und ihre Pupillen waren von Ringen winziger Muskeln umgeben. »Offenbar verfügt sie über eine Zoomfähigkeit«, sagte Gea trocken.
    Und Gea sprach auch über Alias Genom. Ihre Existenz wurde ebenso von der DNA regiert wie meine, also waren wir beide offensichtlich Produkte derselben Familie des Lebens, beide letztendlich Produkte der Erde. Doch Alias DNA wies Abweichungen auf.
    »Einige dieser Veränderungen scheinen das Ergebnis der genetischen Drift zu sein, der natürlichen Auslese«, erklärte Gea, »andere wiederum die Folge von Genmanipulation. Über den Zweck der meisten dieser Veränderungen können wir nur Spekulationen anstellen. Womöglich besitzt sie eine allgemeine Regenerationsfähigkeit. Wenn man ihr einen Finger abschneidet, wächst ein neuer nach.«
    John zog sich einen Softscreen heran und machte sich rasche Notizen. »Jemand sollte sich dieses Zeug patentieren lassen«, sagte er. »Nur so ein

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