Transzendenz
von ihnen, wie es mir lieb wäre. Ich weiß nicht, was die Zukunft für sie bereithält, aber ich glaube, sie werden miteinander glücklich sein.
Rosa habe ich längere Zeit nicht gesehen. Sie hat ihr geistliches Amt in Sevilla aufgegeben und ist – nun ja – verschwunden, wie vom Erdboden verschluckt. Was vielleicht buchstäblich zutrifft. Die Koaleszenz war immer ein Schatten hinter ihr. Vielleicht hat sie Rosa zurückgeholt – doch nach Georges Bericht zu urteilen, ist das wohl eher unwahrscheinlich; sie hätte keine Verwendung für sie, eine gescheiterte Drohne, die ihre Arbeit gemacht hat, aber zu intelligent geworden ist, als es ihr gut tat. Andererseits ist es Rosa vielleicht gelungen, die Koaleszenz oder – nach dem großen Ausbruch in Rom – eine Nachfolgerin aufzuspüren. Vielleicht kann sie wenigstens herausfinden, welche Bedeutung das alles für sie hatte. Ich hoffe es.
Wo wir gerade von Onkel George sprechen, ich habe dafür gesorgt, dass er seinen genmanipulierten Baum bekam. Er wächst in meinem Garten, direkt vor dem Fenster. Übrigens werden wir alle reich, wir Pooles und Bazalgets.
John hat sich sofort darangemacht, einen möglichst großen Teil der Informationen, die aus den Bildern und Scans von Alia und auch Morag stammten, im Namen von EI und uns patentieren zu lassen. Die Genom-Studien werden wohl rasch Früchte tragen. Langlebigkeitsbehandlungen könnten der erste Goldesel sein: EI hat sogar einen geschützten Namen für sein demnächst auf den Markt kommendes Produktsortiment, AntiSenescence oder AS. Sie bezahlen uns für Lizenzen zur Erforschung des Materials, und in Zukunft werden wir einen kleinen, aber nicht unerheblichen Anteil an den Gewinnen bekommen.
Shelley hat Bedenken geäußert, wir könnten die Zeitlinie verunreinigen. Immerhin patentieren wir genetische und andere Verbesserungen, die uns aus der Zukunft zugespielt worden sind; wir werden sie Jahrhunderte, Jahrtausende, bevor sie »fällig« sind, einführen. Ich mache mir deswegen keine Sorgen, ebenso wenig wie wegen der Nichtexistenz der Kuiper-Anomalie. Ich lasse mich da von Alia leiten, die einen robusten Standpunkt in Bezug auf Zeitparadoxa einzunehmen schien. Das Universum kann ein paar Schläge von uns einstecken, ohne in seinem paradoxen Fundament zu verschwinden. Es wird sich schon alles irgendwie regeln – oder vielleicht hat es das schon getan. Offen gestanden, habe ich keine Gewissensbisse, von meinen Erfahrungen zu profitieren. Ich habe genug gelitten; ich glaube, ich habe das Recht dazu.
Wenn sich all dies entwirrt, werden die Pooles jedenfalls reich sein. Alia und Leropa haben Andeutungen über die Großtaten meiner Nachfahren gemacht. Wir waren schon immer Ingenieure, wir Pooles, wir haben uns schon immer eingemischt, und jetzt werden wir Geld haben, und Geld bedeutet die Macht, Dinge zu tun. Ich schätze, ich habe den größten Teil meines Lebens hinter mir. Aber ich wüsste gern, was die Pooles in der Zukunft mit all dieser Macht anstellen werden.
Manchmal denke ich, all die Abenteuer von uns Pooles haben etwas mit der Suche nach Gott zu tun. Wenn Georges Analyse zutrifft, war Rosas Koaleszenz zweifellos übermenschlich, aber kein Gott, sondern nur eine hirnlose Vermehrung. Alias Andeutungen zufolge hat die Triumph-Generation in der Blütezeit der Menschheit im Zentrum der Galaxis Krieg geführt, und was wir dort gefunden haben, war sehr seltsam, unvorstellbar alt und mächtig. Die Triumphler haben also Gott gefunden und ihn als Waffe benutzt. Und in Alias Zeit haben die Transzendenten am letzten Ort nach Gott gesucht, wo er sich noch verstecken konnte – tief in uns drin. Aber da war er auch nicht. Ich schätze, wir werden einfach weitersuchen müssen.
Was mich betrifft, so bin ich zu meiner Arbeit am Einsatz der Higgs-Technologie bei interstellaren Raumsonden zurückgekehrt. Das macht mir großen Spaß. Ich fühle mich wieder wie ein zehnjähriger Junge, der mit Onkel George am Strand Frisbee spielt.
Man könnte denken, mein Kontakt mit der Zukunft hätte mir den Glauben daran geraubt, was wir erreichen können. Alia ist schließlich in einem Sternenschiff geboren, einem Schiff, das seit einer halben Million Jahre unterwegs war. Wie kann meine banale kleine, unbemannte Raumsonde, eine Einweg-Wasserrakete, dagegen anstinken? Aber so empfinde ich ganz und gar nicht. Dies ist mein Beitrag, das, was ich bauen kann. Ohne mich wären sie jedenfalls nicht imstande gewesen, irgendetwas zu
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