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Transzendenz

Transzendenz

Titel: Transzendenz Kostenlos Bücher Online Lesen
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stellte sich und seine Begleiter als Campoc Bale, Campoc Denh und Campoc Seer vor. »Reath hat uns gebeten, dich bei uns aufzunehmen…«
    Die Campocs waren untersetzt, alle einen Kopf kleiner als Alia, mit dicken, kräftig wirkenden Gliedmaßen. Trotz ihrer leuchtend blauen Kostüme schien ihre Haut etwas von der trüben karmesinrot-braunen Farbe der Rostkugel zu haben, und ihre Köpfe waren so haarlos und rund wie ihr Geburtsplanet. Als sie lächelten, sah Alia, dass sie keine einzelnen Zähne besaßen, sondern emaillierte Platten, die sich um die Krümmung ihrer Kiefer zogen.
    Alia sagte: »Ich vermute, dieses ›Campoc‹ ist ein Nachname? Dann seid ihr drei also…«
    »Zwei Brüder und ein Cousin«, sagte Bale, verschwieg ihr jedoch, wer was war. »Und ich weiß, was du denkst. Du wirst Schwierigkeiten haben, uns auseinander zu halten.«
    »Das geht den meisten Besuchern so«, meinte Denh.
    »Obwohl wir hier nicht so oft Besuch bekommen«, ergänzte Seer.
    »Und mach dir keine Sorgen«, sagte Bale, »die meiste Zeit werde ich reden.«
    »Da bin ich aber erleichtert.«
    Sie waren eine seltsame Ansammlung unterschiedlicher Menschentypen in der unordentlichen Kabine: die lange, elegante Gestalt von Reath, die gedrungenen, haarlosen Campocs und Alia mit ihren langen Armen und dem goldenen Fell. Und dennoch einte sie etwas, dachte Alia: eine Neugier aufeinander, eine tief sitzende genetische Verwandtschaft.
    »So viel zu den Formalitäten«, sagte Reath brüsk und scheuchte sie zu dem Tunnel zum Rostkugel-Schiff. »Los, los! Ich bin sicher, ihr habt vieles zu besprechen. Was mich betrifft, ich habe hier oben eine Menge zu tun.«
    Alia folgte den Campocs in ihr Schiff. Ihr Gepäck schwebte hinter ihr her. Im Innern war das käferartige Schiff so eng und schmucklos, wie es von außen aussah.
    »Wenn du mich brauchst, Alia, dann ruf mich«, sagte Reath. »Aber dir wird schon nichts passieren.«
    »Dafür werden wir sorgen«, sagte Bale.
    Die Fähre löste sich mit dem Geräusch eines abgebrochenen Kusses von Reaths Schiff und tauchte ohne großes Aufhebens in die dichte Atmosphäre der Rostkugel.
    Alia hatte sich noch nie so ihrem Schicksal überlassen gefühlt.
     
    Als sie nach der Landung aus dem schützenden Trägheitsfeld der Fähre traten, zerrte die starke Schwerkraft sofort an Alia, und sie stolperte. Die Luft war dick und heiß und roch nach Ozon, und die Wolken über ihr waren finster und bedrückend. Es war wie auf dem Grund eines Ozeans; sie fühlte sich, als werde sie zerquetscht. Hoch oben segelten jedoch zwei Monde dahin, dicke, zueinander passende Sicheln mit identischer Phase.
    Bale war neben ihr. Er fasste sie am Arm. »Lass dir eine Minute Zeit«, sagte er leise. »Das geht vorbei.«
    Er hatte Recht. Kaum hatte sie einen Fuß auf den Planeten gesetzt, war der Dunst in sie eingedrungen, durch Mund und Nase und die Poren ihrer Haut. Bald spürte sie ein leises Kribbeln in ihren Knochen, Muskeln und Lungen, und der Schmerz des Daseins auf der Rostkugel legte sich allmählich.
    Der Dunst umgab jede kolonisierte Welt. Die kleinen Geschöpfe, aus denen er bestand, waren weder Maschinen noch Lebewesen; nach einer halben Million Jahre war die Unterscheidung zwischen Biologie und Technologie bedeutungslos. Während sie hier stand, schwärmten die unsichtbaren Maschinen emsig durch ihren Körper, verstärkten hier etwas, bauten dort etwas wieder auf und ergänzten anderes, rüsteten sie für die schiere Arbeit des Überlebens aus. Alia dachte nicht darüber nach. Der Dunst tat einfach nur sein Werk.
    Die Fähre war auf einem Vorfeld aus einem strapazierfähigen schwarzen Material gelandet, über das sich eine dünne karmesinrote Staubschicht verteilte. Am Rand des Vorfelds ballte sich eine Siedlung. Erstaunlicherweise schienen die gedrungenen Gebäude aus Eisenplatten zu bestehen. Überall war Staub, auf dem Boden und auf den Gebäuden, sogar im Himmel, der eine blassrosa Tönung hatte. Die heiße Luft fühlte sich trocken und kribbelig an, obwohl sie vermutete, dass es bald einen atmosphärischen Niederschlag aus diesen schweren Wolken geben würde – Regen, dachte sie, so lautete das Wort der Planetenbewohner.
    Die Campocs beobachteten sie.
    Wenngleich Alia die Campocs überragte wie eine Erwachsene unter Kindern, waren diese seltsamen kleinen Männer keine Kinder. Sie strahlten eine ruhige Ernsthaftigkeit aus, wie Alia sie in ihrem bisherigen Leben noch nicht kennen gelernt hatte. Es war, als lauschten sie

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