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Transzendenz

Transzendenz

Titel: Transzendenz Kostenlos Bücher Online Lesen
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ich einen Schatten, der sich bewegte – die Krümmung eines Rückens, ein Bein, das leise Geräusch von Schritten.
    Im Versuch, sie einzuholen, ging ich in Richtung Stadtzentrum. Ich hielt mich in der Mitte der Straße. Aber die großen Kopfsteine waren abgenutzt, glatt und tauglänzend, und ich musste auf jeden Schritt achten, den ich in dem ungewissen Licht machte. Ich ermüdete rasch, sowohl geistig als auch körperlich.
    Dann gelangte ich zu der überschwemmten Stelle. Von Nahem sah ich, wie Wasser aus den Gullis und den Ritzen der Kanaldeckel brodelte. Ich entsann mich undeutlich, dass irgendwo hier in der Nähe die beiden durch die Stadt strömenden Flüsse, die Ouse und der Fosse, ineinander mündeten und das Gebiet berüchtigt für Überschwemmungen war. Eine staubige Schaumschicht bedeckte das Wasser. Es sah alt und schmutzig aus. Man gewöhnt sich an diese Dinge; früher hatte es in Städten wie dieser wahrscheinlich einmal pro Dekade eine Überschwemmung gegeben, doch jetzt war es ein seltenes Jahr, wenn es keine gab, und die Leute hatten es langsam satt, die Schäden immer wieder zu beheben, und akzeptierten die Veränderung einfach.
    Aber dieser Teich war mir im Weg. Ich konnte nicht erkennen, wie tief er in Richtung Zentrum war. Hilflos wandte ich mich nach links und rechts. Es gab keinen sichtbaren Weg drum herum. Wenn ich eine der Seitenstraßen nahm, würde ich Morag nicht mehr einholen können. Alles war durcheinander, chaotisiert vom ins Land eindringenden Wasser; ich war in einer seltsamen Landschaft gestrandet, an einem Ort, wo nichts mehr funktionierte.
    Ich stellte fest, dass ich Morag nicht mehr sehen konnte. Vielleicht hatte ich sie bereits verloren. Ich geriet in Panik.
    Gärten mit Rasenflächen säumten eine Seite der Straße. Ich beschloss, diese Richtung einzuschlagen, und ging auf eine alte, zerbröckelnde Mauer auf der rechten Straßenseite zu. Sie war zu hoch, als dass ich sie mühelos hätte erklimmen können. Ich sprang in die Höhe und musste mich mit den Armen hinaufziehen, bis ich mit dem Bauch auf der Mauer lag. Dann bekam ich mit viel Hin-und-her-Schwingen erst das rechte, dann das linke Bein auf den Rand der Mauer.
    Auf der anderen Seite plumpste ich mehr oder weniger hinunter. Ich landete so hart auf der Seite, dass mir die Luft wegblieb. So lag ich mehrere Sekunden im weichen, feuchten Gras und spürte, wie Tau oder Flutwasser mein Gesicht, meine Jacke, meine Hose durchnässte. Die Mauer trug Hochwassermarken, und neben die oberen hatte jemand Daten in den Ziegelstein gemeißelt: 2000. 2026. 2032. Und ich sah einen Wurm, einen langen Regenwurm, auf dem Gras herumkriechen. Vielleicht hatte ihn das steigende Wasser aus dem Boden getrieben. Er schien genauso verwirrt zu sein wie ich.
    Ich rappelte mich auf. Die Körperseite, auf der ich gelandet war, fühlte sich wie ein einziger langer blauer Fleck an, und ich war nass und fror. Ich kam mir sehr töricht vor, ein zweiundfünfzigjähriger Mann, der in der Morgendämmerung auf dem Rasen fremder Leute stand. Ich musste weiter, musste hier heraus.
    Ich machte einen Schritt nach vorn und lief gegen einen Baum.
    Der Baum war ein Farn, nicht größer als ich, und das Laub um mich herum war Bambus. Ich wusste nicht genau, in welche Richtung ich schaute. Beim Sturz hatte ich mich gedreht. Ich taumelte wieder vorwärts, stolperte jedoch über einen kleinen Haufen feuchter Erde, der sich über den Rasen erhob. Vielleicht war es ein Termitenhügel. Englische Gärten sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Ich kam mir dumm und konfus vor, als wäre ich von Hindernissen umzingelt, die mich festhalten wollten, und jeder Schritt, den ich machte, alles, was ich versuchte, um voranzukommen, warf nur weitere Probleme auf.
    Na schön. Die Mauer war auf der rechten Straßenseite gewesen, also sollte ich das Haus rechts von mir behalten. Ich drehte mich um und strebte in diese Richtung. Das lange Gras klebte an meinen Schuhen, und ich hatte jetzt patschnasse Füße. Aber ich ging weiter und gelangte zu einem Tor, das mich wieder auf die Straße entließ.
    Ich war so weit gekommen, dass ich den größten Teil des Teichs auf der Straße umgangen hatte, aber das Wasser plätscherte immer noch gegen meine Füße.
    Vor mir stieg die Straße zu einer Brücke an, die über den Fluss führte. Ich glaubte, jemanden auf der Brücke zu sehen, ein blasses Gesicht, das zu mir zurückschaute. Sie war zu weit weg; ihr Gesicht war nur ein verschwommener

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