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Trapez

Trapez

Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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fröhlich. »Immer noch wunde Schultern?«
    »Ein bi ss chen.« Tommy bedeckte seine hellrosa Stirn mit neutral getöntem Puder.
    Angelo grinste. »Es ist ‘ne Schande, die echt sexy Sommersprossen abzudecken.«
    »Waas?« stotterte Tommy.
    »Das neue Mädchen im Luftballett – ich hab’ sie in der Pause reden gehört. Sie hat gesagt, ›Dieser Junge mit dem Sonnenbrand, der Rotschopf im Fliegerakt – hat der nicht wahnsinnig sexy Sommersprossen? ‹«
    Tommy murmelte: »Hör auf!« Er war oft genug damit geneckt worden, wie gut er im Trikot aussah. Er fing an zu erkennen, dass Flieger für die Frauen in der Show wie ein Magnet waren, und für das Publikum. Sogar der grauhaarige, großväterliche Papa Tony war immer von Scharen weiblicher Bewunderer umringt.
    Mario fummelte einhändig an seinem Gelenkschutz.
    Papa Tony stellte sich hinter ihn. »Macht dir das Gelenk immer noch Sorgen, Matty?«
    »Es ist okay, aber wenn man die ganze Zeit das Pflaster drauf hat, bleibt es wundgescheuert. Gib mir den Alkohol, ja, Tom?«
    Tommy reichte die Flasche runter. »Soll ich’s machen?«
    Mario ließ Tommy die wunden Stellen mit Alkohol betupfen, dann das Handgelenk mit einer dünnen Schicht Baumwollgaze bedecken, bevor er es wieder mit Klebeband unter dem normalen Musselinverband verklebte.
    Papa Tony beobachtete ihn mürrisch, als er den Lederschutz darüber befestigte.
    »Schlu ss mit dem Unsinn, mit einem wunden Handgelenk zu arbeiten, Matt. Morgen suchst du dir in der Stadt einen Doktor und lä ss t es mal nachsehen.«
    »Es macht mir nichts, wenn es verbunden ist, Papa.«
    »Egal, du läufst nicht die ganze Saison lang wieder mit einem entzündeten Gelenk herum, nur wegen der Nachlässigkeit zu Anfang, hast du gehört?«
    »Ja, Papa, ganz wie du sagst.« Mario sah ärgerlich und angstvoll aus. »Gott! Hör mal den Wind!«
    »Wenn es schlimmer wird, müssen wir den Fliegerakt streichen. Und überhaupt versuchst du besser nicht die Pirouettenrückkehr. Wir hören mit dem Doppelten auf«, sagte Papa Tony. »La ss t mal das Programm für die verkürzte Show hören, Kinder.«
    Als das beschwerte Cape auf seine Schultern fiel, begann Tommy diese bohrende, leichte Übelkeit tief in sich zu spüren. Diese Kontrollen in letzter Minute verliefen immer gereizt, gespannt.
    Als sie im Sattelgang standen, blickte Angelo nach Norden. »Donner«, sagte er.
    »Was ist, wenn es zu regnen anfängt, wenn wir oben sind«, fragte Tommy.
    »Dann gehen wir runter, so gut wir können, bevor die Stangen zu glatt werden, um uns zu halten und hoffen, dass das Publikum genug damit zu tun hat, sich ins Trockene zu bringen und uns nicht dabei zusieht«, sagte Mario.
    »Ein Gutes haben diese Freiluftvorstellungen«, sagte Angelo, »man kann aufhören, wenn es stark zu regnen anfängt. Unterm Zelt muss man weitermachen, sogar wenn der Regen und der Wind so stark reinkommen, dass du kaum die Stangen sehen kannst. Und oben in der Spitze vom Zelt, glaub mir, wird man manchmal ziemlich na ss . Ich erinnere mich noch, als wir bei Starr’s waren …«
    »Ruhig«, sagte Papa Tony und hörte auf die Kapelle.
    »Wir sind dran. Andiamo …«
    Kurz berührte Tommy die Sankt-Michaels-Medaille, die in seinem Kragen festgesteckt war. Als sie durch die angestrahlte Manege gingen, murmelte Angelo: »Keine Sorge!« Tommy stand zwischen Mario und Papa Tony auf dem Brett, hörte den Applaus für einen Moment, bevor er ihn völlig aus seinen Gedanken stieß . Mario grinste ihn schnell und verkrampft an.
    »Ruhig, Lucky. Denk dran, es ist genau wie im Übungsraum.« Er zog das Trapez herunter, sagte aus einem Mundwinkel: »Pa ss auf die Seile auf«, und schwang hinaus, eine saubere, pfeilgerade Linie. Tommy atmete tief ein. Er war da, wo er sein wollte.
    Das Finale war kaum zu Ende, das Publikum noch nicht verstreut, als die Arbeiter auch schon auf das Feld ausschwärmten und sich beeilten, alles zu verstauen, bevor der Sturm ausbrach. Die Wohnwagen und ein paar der Ausrüstungslaster waren während der zweiten Hälfte der Show vorgefahren. Jeder Akt, sowie er fertig war, packte zusammen und fuhr zur Seite, um früh zum nächsten Ort losfahren zu können. Jetzt fuhr der schwere Trapezwagen auf das Feld hinaus, und Tommy, der drinnen schnell sein Trikot auszog, zog seine Arbeitshosen und einen Pullover an. Er arbeitete mit Mario und Buck zusammen, sie wischten sorgfältig Stangen und Stützen trocken, bevor sie sie einpackten, und rollten das Netz zu einem sauber

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