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Trapez

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Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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einem Gewitter ist in einem fahrenden Auto. Man ist durch die Gummireifen geerdet oder so.«
    Der Wind pfiff, und scharfe kleine Windstöße kamen durch die Ritzen zwischen den Metalltüren, als der Laster auf dem Highway schneller wurde. Mario sagte plötzlich: »Pa ss auf, ich hab’ vor ein paar Tagen gesagt, dass wir reden wollen. Das ist die erste Gelegenheit, die wir haben, ohne dass Leute dabei sind. Ich hab’ nicht versucht, mich zu drücken, ich weiß bloß nicht, was ich dir sagen soll.«
    Obwohl Tommy nicht einmal seit der mi ss glückten Probe daran gedacht hatte, wu ss te er genau, wovon Mario sprach. Ein Dutzend Fragen brannten ihm auf der Seele, aber er schämte sich zu fragen. Schließlich sagte er: »Als ich ein kleiner Junge war, hat mein Vater was über – über Schwule gesagt. Nur, bei ihm klang es hä ss lich. Du hast was anderes gesagt.«
    »Homosexuell.«
    »Ja, ja. Er hat – er hat versucht, mir Angst zu machen.«
    »Ich hab’ nicht bemerkt, dass du so große Angst hattest.«
    Tommy sagte ungestüm: »Nichts was du von mir willst, würde… würde mir Angst machen!«
    Mario berührte leicht seine Hand im Dunkeln. »Danke.
    Ich würde dir nie Angst machen wollen oder dich verletzen. Aber ich bin froh, dass du es weißt .«
    »Mein Dad tat so, als ob diese – diese Schwulen, Homo…, Homosexuellen immer Kinder anfallen. Und wenn ich je in die Nähe von einem kommen sollte…«
    Mario seufzte. »Über die habe ich keine Ahnung. Vielleicht gibt es ein paar Männer, die so sind. Ich weiß es nicht – ich bin nie einem begegnet. Ich – ich hab’ nie jemanden angerührt, der n icht bereit war, bei der ganzen Sache mitzumachen. Ein Homosexueller muss kein – kein Perverser sein. Ein Homosexueller ist bloß ein Mann, der andere Männer mag. Anstatt Frauen.«
    »Du meinst so – so beim Sex?«
    »Ja.«
    »Und du bist homosexuell?«
    »Ja. Ich war’s immer.«
    Tommy dachte einen Moment darüber nach, dann sagte er: »Ich glaub’, ich sollte es dir sagen: Das war nicht das erste Mal , dass ich –dass ich das mit ‘nem anderen Jungen gemacht hab’. Dann bin ich wohl auch einer, was?«
    Tommy fühlte, obwohl er nicht sehen konnte, Marios schnellen Blick zu ihm durch die Dunkelheit des Wagens.
    »Wie alt warst du? Oder, ich meine, wie alt war der andere Knabe?«
    »Ich glaub’, wir waren so acht, vielleicht neun …«
    »Ach, mein Gott, nein, Tommy. Was habt ihr gemacht?
    Gegenseitig gewichst? Sieh mal, alle Kinder machen diese Phase durch. Jungs jedenfalls. Ich weiß nichts über Mädchen – ich hab’ nie gefragt. Das heißt gar nichts, so oder so.« Er zögerte. »Pa ss auf, du brauchst nicht zu antworten, wenn du nicht willst. Schon mal ein Mädchen gehabt?«
    Tommy starrte in die Dunkelheit und murmelte: »Nicht richtig. Einmal fast. Ich mein’, dieses Mädchen und ich haben letztes Jahr so rumgefummelt. Dies Mädchen – na ja, sie hat die Jungs rangelassen …«
    »Rosa? Tja«, sagte Mari o. »Jeder in der Show kennt sie – sie muss mit jeder Hose, die rumläuft, gebumst haben.
    Du hast vielleicht Glück, dass nichts passiert ist. Sie hat wahrscheinlich alles, was man sich nur holen kann. Papa Tony hat gesagt, wenn er sie noch mal in der Nähe des Wagens erwischt, macht er Kleinholz aus ihr. Und wenn Angelo oder ich irgendwas mit der zu tun hätten, sollten wir uns besser sofort vom Doktor untersuchen lassen.
    Also, was ist passiert? Konntest du nicht oder wolltest du nicht?«
    »Wohl beides. Sie – sie hat mich ausgelacht und gefragt, ob ich schwul bin.« Und ein höhnisches Gespenst scho ss durch seinen Kopf. Jeff Marlins Frage mit diesem dreckigen Lachen: »Möchtest du mein Mädchen sein?«
    Aber Mario lachte. »Klar, dass sie so was fragt! Verdammt, nein, Kleiner. So findest du es nicht raus!« Dann ernster: »Nein, Tom, das bedeutet gar nichts, außer , dass sie das falsche Mädchen für dich war. Bloß wenn du viele Gelegenheiten mit verschiedenen Mädchen hattest, Mädchen, die du wirklich mochtest, und du dann doch lieber Männer willst.«
    Mädchen, die du wirklich magst. Plötzlich dachte Tommy an Stella, an den Tag, als sie mit dem MG gefahren waren, na ss und lachend in seinem Arm, und wie er sie später gehalten hatte, einen Moment lang, nackt unter ihrem dicken Bademantel. Er wu ss te mit plötzlicher, fast körperlicher Erinnerung, was er damals gewollt hatte. Er wollte etwas sagen, tat es dann aber nicht. Man konnte so etwas nicht sagen, nicht, ohne einen falschen

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