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Trapez

Trapez

Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Unschuld und Unerfahrenheit ihre Liebe manchmal eher zu einem Kampf als zu einer Umarmung gemacht hatte. Er wu ss te, dass Mario auch zärtlich sein konnte – auch damals gab es zärtliche Augenblicke und sanfte Berührungen – , aber meist war es nur krampfhaftes, ängstliches Drängen. Aber jetzt war auch das verschwunden. Tommy hatte den deutlichen Eindruck, dass Mario heute Nacht nicht aus eigenem Hunger oder Bedürfnis gekommen war, sondern einfach als eine Antwort auf Tommys überschäumende Gefühle. Seit ihrer ersten Nacht in Oklahoma, der Nacht des großen Sturms, waren sie nicht so zärtlich gewesen. Und als hinterher der Schlaf wie ein Nebel über ihn fiel, wunderte er sich, dass er immer noch fühlen konnte, wie all der Ärger sich in Bewunderung und Genu ss auflöste. Er dachte: Ich wünschte, er könnte immer so sein. Aber wie er auch ist, ich liebe ihn. Als Mario ihn verlassen wollte, fühlte er sich nackt und verletzt; mit keiner Bewegung hielt er ihn auf, aber vielleicht ahnte Mario, was Tommy am meisten brauchte, und rückte wieder näher zu ihm und hielt ihn fest, bis er schlief.
    Eines Morgens nach dem Training sagte Angelo: »Ich geh’ zum Einkaufen in die Stadt. Willst du mitfahren?«
    Als Tommy zögerte, sagte Angelo: »Matt lä ss t dich doch wohl einmal gehn? Wir haben den Jungen die ganze Zeit schuften lassen. Komm, Tom! Knöpf dein Hemd zu und bind dir ‘nen Schlips um, dann gehen wir einkaufen und auf dem Rückweg trinken wir noch einen Milchshake oder so was.«
    Als er das Auto von dem Platz auf die Landstraße lenkte, pfiff Angelo und drehte die Fenster herunter. Es war August, sehr heiß ; im Inneren des Autos herrschte brütende Hitze.
    »Vergi ss nicht, ein bi ss chen Sonnenöl mitzubringen, Junge. Diese Sonne ist höllisch.«
    »Ja, und sie haben das Trapez so aufgebaut, dass mir die Sonne heute Nachmittag beim Rückschwung direkt in die Augen scheint!«
    »Mir auch«, lachte Angelo. »Führen wir eine neue Mode ein: Flieger mit Sonnenbrillen.« Er fuhr das Auto an die Seite. »Ich hab’ gehört, Stella hat dir Fahren beigebracht. Rutsch rüber. Ich möchte sehen, wie gut du mit dem Auto umgehen kannst.« Er stieg aus und kam herum, als Tommy hinter das Lenkrad rutschte. Etwas nervös legte Tommy den Gang ein. Er hatte plötzlich Angst, dass er ihn abwürgen würde, als er die schwere Gangschaltung bediente. Aber er schaffte es, und nach einer Weile entspannte er sich, als er das Auto vorsichtig in den Verkehr gelenkt hatte.
    Angelo beobachtete ihn ein paar Minuten sorgfältig, ohne zu sprechen und sagte dann: »Nicht schlecht für einen Anfänger. Ich hab’s deswegen gesagt, weil du in diesem Staat mit fünfzehn einen Führerschein bekommen kannst. Du solltest irgendwann nächste Woche hingehen und eine Fahrprüfung machen. Dann kannst du ab und zu das Auto benutzen. Jetzt, wo deine Mutter und dein Dad nicht mehr dabei sind, hat niemand mehr dafür gesorgt, dass du ein bi ss chen Spaß hast. Du verbringst deine ganze Zeit mit harter Arbeit bei uns, und dann steckst du auch in deiner Freizeit mit uns zusammen. Du solltest mehr rauskommen und dich mit Kindern in deinem Alter vergnügen.«
    Tommy blinzelte ihn schuldbewu ss t an, aber der zündete sich eine Zigarette an und wölbte seine Hände gegen den heißen Wind, d er durch das offene Autofenster hereinwehte. Angelo sagte: »Du rauchst ja nicht. Du kannst ‘ne Zigarette haben, wenn du willst, aber la ss mich sie lieber anzünden, wenn du fährst.«
    »Mario hat gesagt, er bricht mir den Hals, wenn ich das Rauchen anfange.«
    Angelo steckte die Schachtel weg und lachte: »Er hat wahrscheinlich Recht. Aber, weißt du, das meine ich gerade. Die meisten Kinder in deinem Alter hören nicht zu sehr auf das, was Erwachsene sagen. Vielleicht solltest du mehr auf sie als die ganze Zeit auf uns hören.«
    Tommy beobachtete vorsichtig die Straße , »Die meisten Kinder in meinem Alter scheinen fürchterlich dumm zu sein.«
    »So was kannst du nicht sagen«, wies ihn Angelo zurück. » Bloß , weil du in einer Hauptattraktion auftrittst, brauchst du noch kein gemeiner, kleiner Snob zu sein.«
    »Wenn ich ein kleiner, gemeiner Snob bin«, brauste Tommy auf, »sehe ich nicht ein, warum die anderen Kinder mich dabei haben wollen.«
    »Na, na, warte mal«, sagte Angelo vorwurfsvoll. »Du klingst wie Matt; ich kann nicht ein Wort zu ihm sagen, ohne dass er explodiert!«
    »Sieh mal, Angelo«, sagte Tommy und ri ss sich zusammen, »ich will

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