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Trapez

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Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Sonnenöl nicht«, erinnerte ihn Tommy und Angelo lachte. »Ich glaub’, wir brauchen hier jemanden, der erwachsen ist. Verdammt, fast hätte ich es wieder vergessen!«
    Zwischen den Shows, am Nachmittag, wollte Mario alles wissen und fragte ihn: »Was hat Angelo alles gesagt?«
    »Nicht viel. Wollte sichergehen, dass ich nicht zu hart arbeite«, erzählte Tommy ihm. »Er hat gesagt, ich sollte Little Ann mal mit ins Kino nehmen. Das ist wohl was, was sie von einem erwarten. Mit Mädchen ausgehen.«
    »Verdammt gute Idee«, sagte Mario, »daran hätte ich selbst denken sollen.«
    Tommy hatte von Mario Unterstützung erhofft; aber diese unqualifizierte Billigung bestürzte ihn. »Aber ich will mit den verdammten Mädchen nicht ausgehen!«
    »Du solltest es aber wollen.«
    »Du weißt verdammt gut, warum ich’s nicht will!«
    Mario wandte sich ihm heftig zu und Tommy wich zurück. »Mario, ich wollte nicht…«
    »Sei ruhig! Ich weiß genau, was das sollte!«
    »Du weißt überhaupt nichts davon…«
    »Sprich leiser«, sagte Mario barsch. »Die Leute gucken schon, und pa ss auf, was du sagst. Obwohl es ganz gut wäre, wenn wir mal Streit hätten, weil wir immer wie ein paar Turteltauben rumlaufen! Und wenn du Streit willst, brauchst du bloß noch eine solche verdammte, schmutzige Bemerkung zu machen!«
    »Was, zum Teufel, meinst du? Schmutzige Bemerkung? Ich hab’ bloß gesagt…«
    »Ich hab’ gehört, was du gesagt hast, ragazzo. Und ich weiß , was du damit gemeint hast. Und wenn du so was noch mal sagst, dann passiert was!«
    »Ja, und dann würde Angelo wirklich neugierig werden, wenn du beim ersten Mal , wo ich ein Mädchen ausführe, mitten in der Manege einen Wutanfall bekommst!«
    Mario ergriff sein Handgelenk und Tommy fühlte, wie sich die Knochen bewegten.
    »Sag das noch mal, und ich brech’ dir dein verdammtes, kleines Genick!«
    »Das letzte Mal , als wir Streit hatten, hast du mir fast die Hand gebrochen! Willst du jetzt mein Handgelenk kaputtmachen und mich noch ein paar Wochen länger aus der Nummer werfen?« Tommy wand sich heftig, schlug um sich und trat gegen Marios Schienbein. »Nimm deine verdammten Hände weg!«
    Mario, der offensichtlich versuchte, nicht seine Beherrschung zu verlieren, ließ Tommys Handgelenk los.
    »Okay, das habe ich verdient. Tut mir leid; ich bin durchgedreht. Junge, mir ist es egal mit wie vielen Mädchen du ausgehst. Wenn es Angelo beruhigt, bin ich ganz dafür.«
    Ohne Grund war Tommy zorniger denn je, aber statt auf Mario wütend zu sein, war jetzt sein verwirrter Zorn geteilt. Er wu ss te nicht, ob er auf Angelo oder auf sich selbst wütend sein sollte. »Was soll ich überhaupt mit so einem verdammten Mädchen? Ich hab’ einem Mädchen nichts zu sagen. Bloß weil man das Bedürfnis haben soll, mit Mädchen auszugehen, glaubt Angelo, ich sollte Little Ann ausführen.«
    Marios Zorn hatte von der eigentlichen Sorge abgelenkt. Was auch richtig oder falsch an seinen Gefühlen war, er würde sie immer für sich behalten müssen.
    Angelo würde immer voll freundschaftlichem Rat und allem möglichen Mitleid sein, wenn er – was war noch der blöde Ausdruck? – Arger mit Mädchen hätte. Aber für Tommys echte Gefühle und Sorgen, für seine Niedergeschlagenheit, schuldvoll verzweifelte Launen, für sein Jammern, nie einen Augenblick allein mit Mario sein zu können, ohne deswegen lügen zu müssen – für all das hätte Angelo nichts als heftiges Entsetzen und Ablehnung übrig. Die einzige Sicherheit, die er und Mario haben konnten, war, es nie jemanden wissen zu lassen. Niemals.
    Er könnte Little Ann mit ins Kino nehmen, und jeder auf dem Platz würde zustimmend lächeln. Er könnte in den Ecken mit der Schlampe Rosa rumfummeln; Angelo würde grummeln und ihn vor Krankheit und anderen Risiken warnen, aber er würde immer noch tolerant sein.
    Und wenn Tommy wirklich in Schwierigkeiten geriete, würde Angelo ihm gerne helfen. Er könnte eins der einfältigen Mädchen auflesen, die nach jeder Show herumhingen und die Flieger blöde angafften, und allen wäre es egal, sie würden bloß sagen, dass Jungs eben so sind.
    Verdammt, ich könnte mit jeder lausigen alten Hure rummachen, sie würden es zwar nicht mögen, aber es wäre ihnen eigentlich egal. Wenn es nur ein Mädchen ist.
    Aber Mario, der alles Gute aus ihm herausgeholt hatte, alles was er unzusammenhängend, für edel, gut und selbstlos und liebenswert hielt – ein Bestandteil dessen, was zwischen ihnen

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