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Trapez

Trapez

Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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dass es überhaupt nichts heißt . Aber ich hätte es nicht tun sollen. Es – es muss nicht so sein. Nicht eklig. Ich hab’ Mädchen gehabt – und es hat mir Spaß gemacht. Keine große Sache, das ist nicht meine Art, aber es kann –irgendwie schön sein. – Es ist freundschaftlich. Ich hätte so viel Anstand haben sollen, es dir nicht zu verderben.
    Ich bin ein – ich bin ein runtergekommener, dreckiger Hund!«
    Tommy drehte sich um und legte seine Arme um
    Mario. Sie waren beide na ss und glitschig von der schäumenden Seife. »Hör auf«, forderte er. »Verdammt noch mal, hör auf! Ich kann es nicht aushalten, das ist alles.
    Jedes verdammte Mal, wenn du anfängst, dich zu beschuldigen , endet es immer in einem großen Streit! Hör einfach auf. Das ist alles. Halt bloß den Mund!«
    Mario zuckte in seinen Armen, und einen Moment lang dachte Tommy, dass er lachte, aber das war es nicht. »Es tut mir leid, Kleiner. Gott, es tut mir so leid. Wenn ich es bloß irgendwie wieder gutmachen könnte…«
    Tommy hielt ihn fester unter dem Wasser, das plötzlich eiskalt geworden war. Er sagte zitternd: »Das brauchst du nicht. Das hast du schon, indem du – einfach da bist.«
    Seine Zähne begannen zu klappern. Mario zog ihn aus der Dusche heraus, sie trockneten sich gegenseitig, rubbelten sich kräftig ab, unpersönlich, wie nach einer Vorstellung. Zitternd kroch Tommy unter das klamme Bettlaken. Mario suchte im Schrank nach einer Extradecke, warf sie über Tommy, kletterte dann zu ihm hinein und zog ihn an sich.
    »Du riechst jetzt so sauber, Tommy.«
    »Ich fühle mich sauber.« Nach einem Moment fügte er hinzu: »Komisch, vor einer Weile war ich ganz aufgeregt. Jetzt ist alles weg. Ich fühl’ mich nur müde.«
    »Dann schlaf, Junge. Ich hab’ bloß gedacht, es wäre schön, bei dir zu sein – so wie jetzt – ohne immer so verdammt Angst haben zu müssen.«
    »Das kannst du wohl sagen.« Sie waren still. Die nackten Beine umschlungen, Wange an Wange. Nach einer Zeit sagte Tommy, »Du hast – Frauen gehabt? Kann es –
    anders sein als das?«
    »O verdammt, ja.«
    »Und das Mädchen? Wer war…«
    »Privatbesitz«, sagte Mario sanft, »Rasen nicht betreten!«
    »Hm?«
    »Jeder Erwachsene hat ein paar Geheimnisse, Junge.
    Macht’s was, wenn ich nicht darüber spreche?«
    »Okay.«
    Tommy war wieder still. Mario berührte ihn auf eine Weise, die er kannte – eine Einladung, eine Frage – aber Tommy bewegte sich nicht.
    »Sauer auf mich?«
    »Nee, ich glaub’ nicht«, s agte Tommy und dachte dar über nach. »Eher sauer auf mich selbst. Es ist, als ob ich versucht hätte, mir was zu beweisen oder dir. Aber das werde ich nicht wieder tun.«
    Sie hielten sich zärtlich, ohne zu reden. Mario murmelte: »Wir hätten die Weiber absetzen und zuerst hierherkommen sollen.«
    »Ja«, Tommy kicherte, »wir sind jetzt wohl nicht mehr so scharf. Wie sagte noch das Ei zur Bratpfanne?«
    »Okay, dann spiele ich eben mit: Was hat das Ei zur Bratpfanne gesagt?«
    »Wenn du heiß wirst, bevor ich hart werde, dann denk dran, dass ich gerade gelegt worden bin.«
    »Sei still«, sagte Mario entsetzt. »Wie redest du denn?«
    »Na ja, ich hab’ dir gesagt, es war ein frisches Ei.«
    »Frisch ist richtig! Du bist nicht ganz frisch!« Es war etwas so Neues, dass es sie wirklich ein wenig verlegen machte, allein zu sein und wirklich frei von Störungen.
    Sie schliefen mit ihren Köpfen auf demselben Kopfkissen ein. Gegen Morgen wachte Mario aus einem kurzen Dösen auf und fühlte, wie Tommys Lippen sein Gesicht streiften.
    »Schläfst du nicht, Lucky?«
    »Ich wollte keine Zeit mit schlafen vergeuden«, sagte Tommy flüsternd. »Es ist bald Morgen.«
    Seine Stimme, die angefangen hatte, sich zu verändern, klang hoch in der Dunkelheit, und Mario murmelte tief bewegt: »Irgendwann lese ich dir mal ein Gedicht vor, das so geht: O Gott, o Gott. Der Tag soll sobald kommen …«
    »Komisch, ich hab’ nie gedacht, dass du Ahnung von Gedichten hast.«
    »Hab’ ich auch nicht. Ich bin bloß auf den Geschmack gekommen, das ist alles. Mich hat was angesteckt. Wie Masern, typisch tuntiges Interesse, weißt du, wie Ballett.«
    Mario griff nach oben und berührte das Gesicht, das sich über seines beugte. Etwas Nasses tropfte auf seine Wange.
    »Weinst du?« sagte er voll Schrecken. »Lucky, komm hierher, komm hierher!« Er setzte sich auf und wiegte den Jungen an seiner nack ten Brust und beugte sich hinü ber, um Tommys Hals mit seinen

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