Trapez
Arme um Mario und pre ss te seinen ganzen Körper an ihn. »Das würde ich gar nicht wollen.«
Mario drehte sich um und zog Tommy energisch an sich. »Oh Jesus, Lucky«, sagte er, »das ist es, wovor ich Angst gehabt hab’, und wenn es so ist, wenn es schon passiert ist…«
Tommy hörte ihn schlucken, seine Stimme versagte für einen Moment. Schließlich sagte er: »Hör zu, Lucky, wir machen wahrscheinlich so weiter wie immer. Wir sind ein großartiges Team, wenn wir auch, nein – weil wir so füreinander fühlen. Aber das macht uns kaputt. Diesen hä ss lichen Streit, den wir immer haben, und dass wir immer so sein müssen, wenn wir zusammen sind…«, er konnte nicht weiter. Er weinte nicht, aber er konnte seine Stimme nicht dazu bringen, das zu tun, was er wollte.
Tommy sagte heftig: »Hör zu, wir haben uns was versprochen. Weißt du noch? Wir haben versprochen, es von der Plattform fernzuhalten, dass wir es nie an unsere Arbeit heranlassen.«
Mario hatte wieder Kontrolle über seine Stimme. »Ja, ich weiß . Und du kommst besser damit zurecht als ich.
Du bist nur ein Kind, aber glaubst du, das weiß ich nicht?
Aber hier ist noch etwas, was wir tun könnten. Jetzt, da wir es wissen, könnten wir es versuchen – und es ausnutzen. Es in unsere Arbeit einbauen, versuchen, es so gut zusammenzumachen, dass niemand uns je auseinander bringen möchte. Das könnte gefährlich sein. Wir könnten so werden, dass wir mit niemand anderem arbeiten können, und dann müssen wir auseinandergehen; einer von uns könnte verletzt oder – getötet werden, wir könnten einen schrecklichen Streit haben, wir könnten uns ändern, uns hassen, und wir wären immer noch so aneinandergekettet durch das – dies – was auch immer zwischen uns ist.«
»Das will ich«, flüsterte Tommy. Seine Augen flossen wieder über, aber es machte ihm nichts. »Weil sie uns dann nie auseinanderbringen könnten …«
Mario drückte ihn auf das Kissen und kü ss te ihn überschwänglich , wieder und wieder. »Hier, so sehr will ich es. Wenn es irgendwann mal soweit ist, Lucky, hör’ ich auf mit dem Fliegen und fange für dich. Wenn es die einzige Möglichkeit ist, zusammenzubleiben!«
»Das würde ich nicht zulassen, Mario!«
»Hoffen wir, dass es nie dazu kommt. Aber das ist unsere einzige Chance: dass wir aus uns ein so perfektes Team machen, dass niemand wagen wird, uns auseinander zu bringen, weil sie nicht wagen werden, das, was wir sind, zu zerstören …«
Tommy schluckte. »Kann ich was – Schreckliches sagen?«
»Alles, was du willst, Junge. Alles, raus damit.«
»Ich hasse dich«, sagte Tommy in sein Kissen. »Ich hasse dich manchmal. Ich wünschte, ich würde dich nicht lieben, aber ich kann nicht – kann nicht aufhören – und es hat alles damit zu tun, wie ich übers Fliegen denke. Ich weiß nicht – ich wollte – ich wollte –verdammt«, platzte er heraus und schnappte n ach Luft. »Ich wollte, ich wär’ ein Mädchen, dann würd e es nichts ausmachen, wenn ich – ich dich liebte…«
Marios Gesicht verzog und verzerrte sich; er hielt Tommy fest, gequält. »Nein«, sagte er keuchend. »Nein, nein, nein, Lucky, nein…«
Er hielt ihn fest, wiegte ihn und versuchte, sie beide vor diesem unerträglichen Wissen zu schützen.
»Nein, nein, das willst du nicht – ich weiß , was du meinst, Lucky. Ich schwör’ dir, ich weiß es. Es wäre leichter, vielleicht. Aber du mu ss t dich dem stellen, ragazzo. Wir sind, was wir sind. Ich weiß , es ist hart für dich –wir gehen da blind durch, erfinden unsere eigenen Regeln für das, was wir sind. Wir können nicht das tun, was andere Leute können. Aber wir müssen einfach herausfinden, was wichtig für uns ist. Ich versuch’s, Lucky. Ich weiß , dass ich dich mies behandle. Aber wenn wir uns nur genug lieben und wenn – wenn wir verhindern, dass wir uns zu sehr hassen, dann vielleicht – vielleicht können wir es dann schaffen, irgendwie.«
Tommy hob sein Gesicht und kü ss te Mario, wie ein gutgläubiges Kind, aber dann hingen sie aneinander mit hilflosem, qualvollem Verlangen. Für Tommy war es jetzt eigentlich nichts Sexuelles, nur das Verlangen, immer näher zu kommen, nicht nur seinen Körper, sondern seine ganze Substanz, sein ganzes Wesen mit Marios zu verbinden.
»Lucky – Lucky – fanciullo – caro, caro – weine nicht…«
»Ich kann nie nah genug bei dir sein, Mario – wenn ich dir nicht näher kommen kann, werde ich sterben …«
»Hier, hier
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