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Trapez

Trapez

Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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abkonnte.«
    »Gib mir mal ‘nen Tipp «, sagte Keno.
    Mario schüttelte den Kopf. »Nicht vor dem Jungen.
    Aber wie ich dich kenne, kann ich dir jetzt schon sagen, dass du auch nicht drauf stehen würdest.«
    »Ja«, sagte Keno und lachte seltsam. »Du weißt ja, was ich mag, nicht?« Unvermittelt sprang er vom Bett auf und rief mit einer ausschweifenden Bewegung aus: »Oh, meine Lieben, ich habe eine Nachmittagsstunde, bei der ich nicht schon wieder fehlen kann! Bis bald, Tommy.«
    Er hob seinen Pullover auf und ging zur Tür. »Viel Spaß , Kinder, und denkt heute Abend an den alten Onkel Eddie«, rief er noch, als die Tür zuknallte, und Mario beantwortete Tommys neugierigen Blick mit einem Achselzucken.
    »Ein schräger Typ. Er benimmt sich so…«, Tommy gab auf, nicht fähig ein Wort dafür zu finden, aber Mario half ihm.
    »Er tuckt. Ja, das macht er. Es ist eine Rolle, weißt du.
    Es gibt keinen Grund, dass er sich nicht so – so männlich benehmen könnte wie ich. Er ist bloß mutiger und – vielleicht – ein bi ss chen ehrlicher.«
    »Tja, aber was würdest du sagen, wenn ich mich so benehmen würde?«
    »Ich würd’ dir wahrscheinlich den Hals brechen. Wenn Angelo ihn dir nicht zuerst brechen würde. Magst du Keno?«
    »Glaub’ schon. Er tut bloß so, als ob du ihm gehörst.«
    »Und wenn?« Mario blickte ihn geradeheraus an.
    Tommy wollte aufbrausen, aber dann verwandelte sich sein Zorn in stoische Würde! »Das war unnötig. Wenn du mich hier rausbringen wolltest, um mir deinen neuen Freund zu zeigen …«
    »Ach was. Keno hat mich besessen – oder mich sozusagen ausgeliehen – ‘ne Weile lang, vor zwei, drei Jahren.
    Es steckt nicht viel dahinter. Er war bloß jemand, mit dem ich reden konnte. Jemand, vor dem ich mich nicht verstecken oder dem ich Lügen erzählen mu ss te. Keno ist sowieso nur ein Maulheld, und du kennst mich.«
    »Ja. Und manchmal wünschte ich mir das Gegenteil!«
    Mario ging zur Tür und verriegelte sie. Dann kam er zurück und streckte seine Arme nach Tommy aus. Zitternd ging Tommy auf ihn zu. Mario hob seinen Kopf hoch, kü ss te ihn und murmelte an seinem Mund: »Sag das noch mal, Lucky. Sag das noch mal.«
    Und einmal mehr, aus Verzweiflung und Einsamkeit heraus, fühlte Tommy wie diese eigenartige, innere Sicherheit aufkochte und ihn ausfüllte, in seine Leere hineinströmte und ihn von Kopf bis Fuß erfüllte, der solide Felsen, auf dem sein Leben jetzt ruhte. Mit Mario fühlte er sich wieder wie er selbst.
    »Hast du mich vermi ss t?« hatte er schließlich den Mut zu fragen.
    »Ach was, das ganze verdammte Ballett ist hier ja ein und aus gegangen. Hatte nicht mal Zeit, die Laken zu wechseln – Was, zum Teufel, denkst du denn, Junge?
    Warum glaubst du, habe ich nicht gewagt zu schreiben.
    Nicht mal ‘ne Weihnachtskarte?«
    Mario kü ss te ihn wieder. So fest, dass es weh tat. Aber er lächelte jetzt. Die angespannte, verzerrte Härte um seinen Mund entspannte sich. Er strich seine Finger über Tommys Kinn. »Ach, was weißt du schon davon. Ich wette, du hast angefangen, dich zu rasieren. Ich fühl’ mich besser. Jetzt verführe ich keinen bartlosen Jüngling; du weißt , was die Griechen darüber gesagt haben.«
    Tommy sagte, sein Kopf ruhig auf Marios Schulter:
    »Ein ganzes Leben lang habe ich gehört, dass Leute sagten, die Griechen hätten ein Wort für dies oder das. Aber ich hab’ nie gewu ss t, wofür sie ein Wort hatten.«
    Mario kicherte: »Ob du es glaubst oder nicht: Hierfür hatten sie ein Wort, und sie waren die einzigen, die jemals ein Wort dafür hatten, das du in guter Gesellschaft in den Mund nehmen durftest. Es wurde von ihnen erwartet, dass sie Freunde hatten und dass sie sie liebten –Das war wirklich anständig. Jeder hat es getan.«
    »Du spinnst!«
    »Nein! Ich zeig’s dir mal in einem Buch. Sie haben an ihre jungen Freunde Liebesgedichte geschrieben, und niemandem hat es was ausgemacht. Die Leute haben es erwartet.«
    Er stand auf und kramte kurz im Bücherregal, zuckte die Achsel, lehnte sich zurück und zitierte lächelnd:
    »›Liebe und Freundschaft findet man in ihrer reinsten Form zwischen Männern. In Sparta hatte jeder Junge von gutem Charakter einen erwachsenen Liebhaber, der ihm Lehrer und Vorbild für das Mannsein war. Man glaubte, dass dies als Inspiration für Tugend und Tapferkeit jedem jungen Mann dienen würde, deshalb wünschte er sich, Mut und Tapferkeit seinem Liebhaber gegenüber zu zeigen. Beide, der Liebhaber und

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