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Trapez

Trapez

Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Ehering zu kaufen, hat er sie zum Arzt gebracht; einem Pfuscher.«
    »O Gott…«
    »Liss kam Johnny auf die Schliche«, sagte Mario grimmig, »und unser guter, alter Großvater Gardner!« Mario ballte seine Faust und schlug auf den Boden. »Sie traten gerade auf Rummelplätzen im Staat Washington auf, als das mit Stel passiert ist. Jock lief zu Opa Gardner, und der hat das Ganze bezahlt – damit, wie er sagt, Johnny nicht sein ganzes Leben durch so ein kleines Rummelflittchen ruiniert! Rummelflittchen!« Marios Augen funkelten. »Die Mädchen in der Show sind ‘ne ganze Ecke anständiger als das durchschnittliche Stadtmädchen, das sage ich dir! Stel hat es sich ja nicht selbst an den Hals geschafft! Auf jeden Fall war der Doktor natürlich ein Pfuscher – anständige Ärzte brauchen ihre Lizenzen nicht mit diesem Dreckzeug zu riskieren – und hinterher hatte Jock Angst, sie ins Krankenhaus zu bringen, als es so aussah, als ob sie sterben mü ss te. Und als er endlich kapiert hatte, dass es um Leben und Tod ging, war sie so schlimm dran, dass das Krankenhaus es der Polizei mel den mu ss te; und alles in allem war das die hä ss lichste Sache des Jahres.«
    »Klingt ja ziemlich mies«, sagte Tommy. Das hatte er nicht von Johnny gedacht.
    »Und rate mal, wer zu Hilfe gekommen ist«, fuhr Mario fort.
    »Papa Tony?«
    »Himmel, nein! Er hätte den Jungen ausgepeitscht, und Johnny wu ss te das. Es war Onkel Angelo. Er hat ihnen Geld geliehen – die Krankenhausrechnung aus seiner eigenen Tasche bezahlt – und hat sich dann mit Johnny auf den Krankenhausflur gesetzt und ihm Gottesfurcht eingeflößt . Das meine ich wörtlich: Er hat einen Priester besorgt, und sie haben im Krankenhaus geheiratet. Dann hat er sie nach Hause gebracht, ihnen sein eigenes Zimmer gegeben – du weißt , das große Eckzimmer, das er und Terry früher hatten – und hat nicht mal Lucia erzählt, was für ein mieser Knochen aus ihrem kleinen Jungen geworden ist. Er hat die Familie einfach glauben lassen, dass die Kinder schon das ganze Jahr verheiratet waren und dass Stel gefallen ist und das Baby verloren hat. Also erzähl du es auch nicht. Okay?«
    »Das arme Kind«, flüsterte Tommy. »Ist sie jetzt okay?«
    »Na ja, es geht so. Sie sieht schrecklich aus – sie wiegt bloß siebzig Pfund. Sie hatte eine Blutvergiftung; man hat ihr irgendein neues Wundermittel gegeben, sonst hatte sie es gar nicht geschafft.«
    »Johnny hätte sie zuerst heiraten oder die Finger von ihr lassen sollen«, sagte Tommy. »Es ist mir egal, ob er dein Bruder ist. Das war ‘ne ganz miese Sache!«
    »Da werd’ ich dir gar nicht widersprechen, aber Jock tut mir auch ein bi ss chen leid. Angelo hat mir gesagt, dass er, als er merkte, wie krank Stel wirklich war, sich bloß hingesetzt und wie ein Baby geheult hat. Und du kannst ihm wirklich nicht die ganze Schuld geben. Ich meine, so wie Lu übers Kinderkriegen dachte. Ich glaube, er dachte, er täte Stel damit einen Gefallen oder so. dass sie das Baby nicht bekommt, so wie es sich für ein gutes katholisches Mädchen gehört…«
    Draußen waren Schritte auf der Treppe zu hören, dann rief jemand: »Matt?«
    »Das ist Eddie.« Mario öffnete die Tür, ließ einen untersetzten Jungen Anfang zwanzig herein, in engen Bluejeans und einem schweren roten Pullover. Er hatte einen vollen, kindlichen Mund und lockiges, fast filziges, schwarzes Haar, das überall ganz kurz geschnitten war.
    »Also, das ist der berühmte Tommy«, sagte er mit einer süßlichen schrillen Stimme. Er nahm Tommys Hand und hielt sie. »Wie geht es dir, Tommy? Matt hat mir viel über dich erzählt.« Er ließ Tommy los und sagte zu Mario mit einem Stoß in die Seite: »Ein Kerl, aber so süß ! Also den hast du die ganze Zeit versteckt gehalten, Matt?«
    »Mach keine Witze, Eddie. Und la ss die Finger davon – das meine ich ernst!«
    »Oh, na ja, Tommy, wir können hoffentlich auch so Freunde sein«, sagte Eddie, und zu Tommys wütender Empörung zwinkerte er ihm mit seinen geschwungenen Wimpern zu, nahm wieder seine Hand und drückte sie überschwänglich . Tommy starrte ihn verwundert an und zog seine Hand zurück. Keno hatte diese ausufernde Art, die Tommy sonst mit Betrunkenen verband, obwohl er stocknüchtern erschien.
    »Bringst du ihn mit, damit er die Jungs kennenlernt, Matt?«
    »Das bezweifle ich sehr«, antwortete Mario.
    »Wie alt bist du überhaupt«, fragte Keno.
    »Sechzehn«, sagte Tommy und schummelte um ein paar Monate.
    Keno

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