Trapez
dass du geheiratet hast, und sogar ein Kind hast. Wie alt ist es?«
»Zweieinhalb«, sagte Liss schüchtern. Cleo umarmte sie wieder und ließ sie los. »Ich würde ihn gern mal sehen. Du hättest ihn mit hier runterbringen sollen – hier gibt es viele Leute, die ihn im Auge behalten können.
Oder bist du wie Lu und suchst immer nach einer guten Ausrede, wenn du das Kind bei jemand anderem unterbringen mü ss test?«
Mario sagte: »Hallo, Cleo! Du siehst unverändert aus!«
»Du ganz gewi ss nicht«, sagte sie und lächelte zu ihm hinauf. »Bist du nicht ziemlich groß für einen Flieger?«
»Das sagt jeder«, erwiderte Mario mit einem Grinsen.
»Aber ich schaffe es.«
»Ich weiß . Lucia hat mir ein paar Zeitungsausschnitte geschickt.« Sie blickte Tommy an. »Und dies muss der Zögling sein, über den sie mir geschrieben hat.«
»Oh, tut mir leid«, sagte Liss aufgeregt. »Cleo, Tommy Zane. In der Nummer heißt er Tommy Santelli.«
Cleo gab Tommy die Hand. Sie fühlte sich sehr stark und fest an. »Nett, dich kennenzulernen. Wir wissen, da ss es sich lohnt, jeden, der mit den Santellis hierherkommt, kennenzulernen, nicht wahr, Jim?«
Jim Fortunati runzelte leicht die Stirn, als er Tommys Hand ergriff. Nicht unfreundlich, aber so, als ob ihn etwas verwunderte. »Wie alt bist du, Tom?«
Tommy blickte Papa Tony an, der zustimmend nickte.
»Sechzehn, Mr. Fortunati.« Sehr plötzlich bemerkte er überwältigt, dass dies tats ächlich die ›Flying Fortunatis‹ waren, deren Bilder er aus Zeitschriften ausgeschnitten hatte, seit er fünf oder sechs Jahre alt war. Er schluckte und verlor plötzlich seine Stimme.
»Zu jung«, sagte Jim Fortunati. »Hat er schon mal in der Manege gearbeitet, Onkel Tony?«
»Er war die ganze letzte Spielzeit bei uns im Akt«, sagte Mario. »Bei Lambeth. Er ist ein alter Hase.«
»Lambeth, aha!« Jim Fortunati runzelte immer noch die Stirn. »Na ja, Onkel Tony, ich nehm’ dich jetzt mit, damit du Randy Starr kennenlernst. Du kennst ihn noch gar nicht, oder?«
»Nein, bloß den Alten – Luciano. Randy war noch ein Kind.«
»Nun, er leitet jetzt die Show, und es hat einige Veränderungen gegeben. Aber er ist ein guter Kerl – du wirst ihn mögen. Cleo, Lionel, kümmert euch um sie. Schickt einen Requisiteur für ihre Sachen vorbei und zeigt ihnen, wo sie sich umziehen können.«
Cleo legte wieder ihren Arm um Liss. »Du kommst mit mir, mein Schatz. Du kannst dich in unserem Wagen umziehen; das Frauenumkleidezelt ist immer ein Schlachtfeld. Lionel, du kümmerst dich um die Männer.«
Tommy und die anderen Männer gingen mit Lionel zu dem großen Männerumkleidezelt. Er ließ sie dort, damit sie ihre Trikots anziehen konnten. Angelo machte Streck übungen, um die Vers pannung von der Fahrt loszuwer den. Als sie sich wieder am Eingang des großen Übungszelts versammelten, fragte Johnny: »Ist etwas so Besonderes oder anderes daran, im Zelt zu arbeiten?«
» Heißer «, sagte Angelo, »aber du brauchst dir keine Sorgen um den Wind zu machen oder dass dir die Sonne in die Augen scheint.«
Liss kam wieder zu ihnen, und Johnny grinste sie an.
»Hast du mit der Majestät parliert, Schwesterchen? Die Königin und das Bauernmädchen?«
»Sie wu ss te, dass ich nervös war und in fremder Umgebung nicht allein sein wollte. Sie war immer gut zu mir, und ich habe sie immer geliebt, das weißt du.«
»La ss dir bloß von ihr kein Lampenfieber einjagen, Kleines«, sagte Angelo.
»Nein, bestimmt nicht«, erwiderte Liss mit Würde.
»Durch sie will ich nur etwas mehr als mein Bestes geben.«
Angelo schickte sie hinauf, um sich zu orientieren. Jeder musste ein paar Schwünge machen, um sich aufzulockern und sich an das fremde Licht zu gewöhnen.
Schließlich zeigte Papa Tony an, dass sie bereit waren.
Tommy konnte unten die Fortunatis versammelt sehen, durch die Entfernung zu Puppenfiguren in Trikots geschrumpft. Und Cleos leuchtendes Haar war selbst aus dieser Höhe ein heller Fleck. Das Training an den anderen Trapezen war eingestellt worden. Ungefähr ein Dutzend Fremde standen am Rand der Manege und beobachteten sie, zusammen mit einem dunklen, schweren Mann, der nur der berühmte Randy Starr sein konnte.
»Du zuerst Elissa«, flüsterte Papa Tony, und sie fingen an. Tommy hatte Liss nie außerhalb des Übungsraums arbeiten sehen, wo sie immer nervös und gespannt zu sein schien, und er war überrascht über die Leichtigkeit und das Geschick, mit der sie die Stange nahm und
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