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Trapez

Trapez

Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Vorahnung?«
    »Nein, aber Unfälle passieren immer dreimal und – oh, verdammt«, platzte er heraus. »Ich glaube einfach nicht, dass ich dabei halten kann.«
    Mario sagte sanft und erstaunt: »Okay, Angelo, du bist der Bo ss . Aber Johnny hat es ein paarmal gemacht. Möchtest du, dass er einspringt?«
    »Nein«, sagte Angelo barsch. »La ss ihn heute einfach aus.«
    Mario sagte: »Klar, Kumpel, wie du willst.« Aber als Angelo die Capes holte von der Stelle, wo sie an ihren Schlaufen an die Zeltseitenwand gehängt waren, fragte er sich laut: »Was, zum Teufel, hat er bloß ?«
    Am nächsten Tag protestierte Angelo nicht, als Mario den Dreifachen zurück in die Nummer nahm, aber ein paar Tage später, als der Zug aus einem Ort irgendwo in Indiana abdampfte, klopfte Angelo an die dünne Wand zwischen ihren Abteilen.
    »Tommy, Matt? Kommt ihr bitte mal rüber?« Tommy hatte nichts an, er schlüpfte wieder in seine Hose und seine Schuhe und dann gingen sie ins Nachbarabteil. Angelo rauchte ruhelos. Der Fußboden neben seinem Bett war voll Asche. Er bot Mario eine Zigarette an. Mario schüttelte den Kopf.
    »Tom?«
    »Nein danke.«
    »Setzt euch, ja? Hört zu«, sagte Angelo. »Ich werde nicht lange um den heißen Brei herumreden. Ich werde es Johnny später sagen, aber ich dachte, ich erzähle es euch beiden zuerst. Ich will aufhören.«
    »Aufhören!« Mario starrte ihn an. »Womit aufhören?«
    »Mit dem Fliegen aufhören! Nein, warte einen Moment, Matt! Sogar das fantastischste Glück geht einmal zu Ende. Ich fliege, seit ich zwölf, dreizehn Jahre alt bin. Das ist ein Vierteljahrhundert. Fünfundzwanzig verdammte Jahre im Fangtrapez. Die Santellis haben vorher nie einen wirklich schlimmen Unfall gehabt, sogar Joe und Lucia haben ihren überlebt. Statistisch gesehen stehen die Chancen jeden Tag immer schlechter. Ich will aufhören, bevor ich dran bin.«
    Mario starrte ihn an, und sein Kinn klappte runter. »Du mu ss t verrückt sein«, sagte er schließlich . »Was sollten wir ohne dich tun? Du bist der Kopf der ›Flying Santellis‹.«
    »Ach«, grunzte Angelo skeptisch. »Frag mal Johnny!«
    »Ich breche Johnny seinen verdammten Hals!«
    »Nein, da ist noch etwas, Matt. Ich bin nicht zum padrone geschaffen. Ich kann Befehle entgegennehmen, aber ich tauge überhaupt nichts als Anführer. Du könntest mit dem Akt gut zurechtkommen, wenn du wolltest. Aber solange ich da bin, wirst du es wohl nicht tun.«
    »Aber Johnny wird von mir keine Befehle annehmen«, sagte Mario erstaunt.
    Angelo schnippte Asche von seiner Zigarette. »Darüber mu ss t du dich selbst mit ihm streiten. Es tut mir leid, dir das antun zu müssen, Ma tt, ich schwör’s, aber ich hab’ immer an Tessa gedacht. Ich hab’ sie nie wirklich gekannt. Und jetzt habe ich mir eingeredet, dass jeden Tag etwas passieren könnte, und ich nie die Gelegenheit bekommen werde. Ich bin fertig, Matt! Ich werde zurück nach Kalifornien gehen und Tessa aus diesem verdammten Internat holen. Ich b in ein Familienmensch, und dies ist kein Leben für mich. Sag, ich hab’ die Nerven verloren, wenn du willst.«
    »Aber was willst du machen?« fragte Mario, und Angelo zuckte die Achseln.
    »Wenn ich das wü ss te! Ich werde schon was finden. Stunt-Arbeit vielleicht.«
    »Das ist gefährlicher als Fliegen.«
    »Dann werde ich warten, bis ich auch dafür die Nerven verliere. Und auch damit aufhören. Alles, was ich weiß , ist: mit dem Fliegen bin ich fertig. Ich habe Woody heute Abend schon Bescheid gesagt. Er hat mir eine Gagenerhöhung angeboten, und Coe Wayland als Assistenten, aber ich habe glattweg abgelehnt.«
    »Angelo, sieh mal«, sagte Mario nach einer Weile. »Ich rede mit Johnny. Vielleicht gelingt es mir…«
    »Das wär der einfachere Weg, Matt«, sagte Angelo.
    »Ich könnte dem Jungen die ganze Schuld geben, aber ich will dich nicht anschwindeln. Sogar wenn diese Sache mit Johnny nie passiert wäre, glaube ich, dass ich immer noch so denken würde. Ich habe es einfach verloren, was es auch war. Ich weiß nicht. Ich kann es wohl einfach nicht schaffen. Jedes Mal , wenn ich dich fange, ist es, als ob du das gleiche tust wie Papa Tony. Loslassen und fallen, und ich kann dich nicht halten. Ich habe letzte Nacht stundenlang wachgelegen, mit kaltem Schweiß und immer nur an Lucias Sturz gedacht. Jedes Mal , wenn du das Trapez loslä ss t oder Tommy oder Stel, sehe ich immer schon wie sie euch vom Boden aufsammeln.« Sein Gesicht sah bedrückt und grau aus.

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