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Trapez

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Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Tränen zurück, die sie nicht weinen konnte. Johnnys Kopf lag schwer auf ihrer Schulter, wo er in einer Art verwunderter Trauer eingeschlafen war. In San Francisco weinte sich die hochschwangere Elissa Renzo in den Schlaf und lehnte jeden Trost, den David ihr spenden konnte, ab. Lucia saß in der Dunkelheit des alten Santelli-Hauses, ihren Rosenkranz in den Händen, versuchte zu beten, und ihre Gedanken kehrten widerspenstig zu der Nacht eines anderen Manegenunfalls vor zehn Jahren zurück, während die alte Isabella di Santalis unregelmäßig schlief, und es noch nicht ganz aufgenommen hatte, dass noch einer ihrer Söhne gestorben war – oder warum. Sogar Mario und Tommy schliefen schließlich getröstet Arm in Arm ein.
    Und Antonio Abelardo Santelli lag allein in ruhigem, anonymem Frieden in einer fremden Stadt unter der Aufsicht eines fremden Priesters, der nichts wu ss te, außer dass es eine Seele war, die zu Gott gegangen war, und er brauchte auch nicht mehr zu wissen.

KAPITEL 25

Das gemeinsame Küchenzelt mit der stillschweigenden Abmachung, beim Essen nicht über das Geschäft zu reden, brachte die Santellis um jegliche Gelegenheit für lockere Gespräche beim Frühstück, das immer, als sie noch mit Lambeth in ihrem eigenen Wohnwagen gereist waren, Zeit für Familiendiskussionen gegeben hatte. Es war spät am Morgen, bevor Angelo sie alle zusammen in eine Ecke der Tribüne holen konnte, während Helfer unten in der Manege Requisiten aufbauten. Angelo sah gefasst aus, wenn auch sehr blass.
    »Das erste, was wir tun müssen, ist, unsere Nummer in Ordnung zu bringen. Wenn wir einfach die Tricks rauswerfen, in denen Papa Tony war, haben wir nicht viel übrig. Tommy, ich hab dich bei den Proben einen doppelten Rückwärtssalto machen sehen. Matt, was glaubst du?
    Könnte er es regelmäßig in der Show machen?«
    Mario zögerte, blickte Tommy an und sagte: »La ss es ihn einoder zweimal bei den Proben versuchen und wenn es gutgeht, nimm es in die Show. Aber wir brauchen jemanden, der die Trapeze bedient, wenn wir die Duo-Nummer machen. Wir haben den Akt für drei Flieger und zwei Fänger ausgerichtet. Ich nehme an, wir könnten die Waylands fragen, ob noch jemand anderes…«
    »Warum nicht Stella?« fragte Johnny. »Alles was Tommy gemacht hat, kann sie besser.«
    »Du weißt , was Papa Tony von Frauen in einem normalen Trapezakt hielt…« Johnny fiel Mario ins Wort.
    »Ich weiß , was du davon hältst«, sagte Johnny, »aber er hat Liss sich mit uns bei Starrs vorstellen lassen. Versuchst du mir wirklich zu sagen, dass Stella nicht gut genug für Woods-Wayland ist?«
    Stella protestierte: »Hey, Johnny, sieh mal, Angelo hat doch nicht…«
    »Das habe ich nie gesagt!« stellte Mario fest. »Was das betrifft, ist sie wahrscheinlich ein besserer Flieger als Liss…«
    »Also gibst du es endlich zu!«
    Mario sah seinen Bruder finster an. »Ich habe es nie geleugnet, aber da gibt es einen Unterschied, und es ist ein großer Unterschied. Liss ist ganz normal geflogen, und du hast Stella all diesen verschnörkelten Kram beigebracht. Und ich weiß nicht, wie sehr es passen würde.«
    »Verdammt, wir könnten ein bi ss chen was Neues gebrauchen.«
    Angelo schüttelte heftig seinen Kopf und hieß Tommy schweigen. »Verdammt noch mal, Jock, fangen wir jetzt nicht damit an. Stella hat sowieso schon eine ziemlich schwere Nummer in der Show. Lassen wir sie ein bis zwei Tage mit uns üben und die Trapeze für die Duo-Nummern bedienen – sie hat großartiges Timing für so was – und ein paar simple Übergänge machen. Stella, wie wär’s? Willst du es versuchen?«
    Sie blickte Johnny an und sagte: »Sicher, wenn der Bo ss nichts dagegen hat.«
    »Eine Sache will ich noch klarstellen«, sagte Johnny,
    »Angelo, ich nehm’ an, dass du jetzt der Chef der Nummer bist…«
    Schmerz stand auf Angelos Gesicht. »Ich sehe nicht, was es nützt, wenn wir uns darüber streiten. Lassen wir es eine Weile laufen. In der nächsten Saison…«
    »Ich werde nicht die ganze Saison warten«, sagte Johnny.
    »Sieh mal, Jock«, bat Mario eindringlich. »Nicht heute.
    La ss uns später darüber sprechen. Wenn wir Gelegenheit gehabt haben, uns zu beruhigen.«
    »Nein, verdammt«, sagte Johnny. »Ich will einfach wissen, ob Angelo von uns erwarten wird, dass wir springen, wenn er pfeift, oder ob es hier endlich ein bi ss chen demokratischer zugeht.«
    Angelo sagte ruhig: »Ein Auto mit zwei Fahrern kommt nicht sehr weit. Und ein

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