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Trapez

Trapez

Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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habe kein Recht, dich zu ändern. ‹ Dann sah er mich sehr ernst an und sagte: ›Aber verspricht mir was, nur für mich, Matty: Versprich mir, dich nicht wieder zu betrinken oder mit dem Gesetz in Konflikt zu kommen. Du bist ein Mann und kein kleiner Junge, und du hast das Recht, dein Leben so zu leben wie du willst, aber wenn du in Schwierigkeiten kommst, schadet es uns allen. Es schadet der ganzen Familie.‹«
    Marios Stimme war brüchig. »Ich hatte einen Vortrag über Sünde erwartet«, sagte er. »Ich meine, ich habe es erwartet. Er war immer so religiös, aber er sagte bloß : ›Matty, wie jemand lebt, spielt keine Rolle. Was wichtig ist, ist wie er andere Leute behandelt.‹ Und dann als letztes legte er seine Hände auf meine und Ehrenwort, Tom, ich hab’ angefangen, wie ein Baby zu weinen. Und er sagte mir, dass ich nicht weinen sollte. Es spiele keine Rolle, was Leute über mich sagen, solange ich anständig und gut zu anderen sei und solange ich – das war es, was mich zum Heulen brachte –, solange die Leute, die ich liebe, ob es Männer oder Frauen wären, solange sie besser dran seien mit meiner Liebe als schlechter. Und dann brachte er mich nach Haus, und ich hab’ später herausgefunden, dass er Angelo ges agt hat, mich in Ruhe zu lassen – o Tommy, Tommy, ich schwöre, ich hätte mich selbst vom Trapez gestürzt, bevor ich ihm wieder Ärger gemacht hätte! Und er hat dich mir anvertraut. Und ich habe mich deswegen so schäbig gefühlt, weil ich dachte, ich hätte versagt.«
    Tommy drehte sich in der Dunkelheit zu ihm hin und umarmte ihn heftig. »Das hast du nie getan, Mario. Das hast du nie getan. Er wu ss te es, und es machte ihm nicht aus. Alles, was er wissen wollte, war, ob ich glücklich war.«
    »Und bist du noch glücklich? Und es tut dir nicht leid, piccino?«
    »Das weißt du doch«, sagte Tommy und hielt ihn noch immer und fühlte wieder am ganzen Körper dieses innere Gefühl, das verwirrte Wissen darum, dass Mario alles aus ihm hervorbrachte, was das Beste für ihn war. Er konnte an seinem Gesicht fühlen, dass Marios Wangen na ss waren.
    »Dann – dann ist alles, was wir tun müssen, uns glücklich zu machen, anstatt unglücklich…«
    »Das tust du doch«, flüsterte Tommy. »Das tun wir doch.«
    Marios Schluchzen verstummte schließlich , sein Kopf lag schwer auf Tommys Arm. Nach einer Weile glitt Tommys Hand sanft und forschend in Marios Pyjama.
    Mario schob ihn weg.
    »Nicht, nicht jetzt, um Gottes willen – hast du gar keinen Anstand? Wo er noch nicht einmal beerdigt ist…«
    Tommy erschrak, schockiert und bestürzt, weniger durch die Zurückweisung, als durch den Gedanken, dass er irgendwie mangelnden Respekt dem alten Mann gegenüber gezeigt hatte, den er geliebt hatte. Seine Stimme zitterte. »Was für ein abergläubischer Kerl bist du eigentlich? Wenn es ihm nichts ausmachte, als er noch lebte, wie kommst du darauf…« Er konnte nicht weiter. Es war das erste Mal , dass er den Mut gefunden hatte, einen solch ausgesprochen sexuellen Schritt zu wagen, und der Schmerz der Zurückweisung war lähmend. »Ich verstehe dich nicht – von Anstand zu sprechen. Bei dir klingt es so – wenn du glaubst, dass wir Respekt zeigen können, indem wir etwas nicht tun…«
    »O Gott«, sagte Mario zitternd und zog ihn zu sich heran. »So habe ich es nicht gemeint – es ist bloß …«
    »Du hast gesagt, was er wollte, war, dass wir uns gegenseitig glücklich machen…« Tommy kü ss te Marios nasses Gesicht und zog ihn näher zu sich, seine Hände streckten sich zärtlich zu ihm aus. »Komm«, sagte er leise. »La ss mich. Du brauchst Schlaf, und du wirst davon besser schlafen, das ist alles.« Aber er wu ss te, dass es mehr als das war. Für ihn war es zumindest eine Möglichkeit den Bund zwischen ihnen zu bestärken, um sich selbst zu versichern, dass er hierher gehörte. Um die fürchterliche Lücke zu schließen , die sich – wie es schien –heute Abend , als die Santellis beteten, zwischen ihnen und ihm aufgetan hatte. Er flehte: »Wir gehören zusammen. Papa Tony wu ss te es. Und das ist die beste Möglichkeit, die mir einfällt – um es dir zu beweisen.«
    Mario nahm Tommy in seine Arme. Er murmelte: »Du brauchst mir gar nichts zu beweisen, Junge. Ich weiß , dass wir zusammengehören. Das werden wir immer.«
     
    Die Zugpfeife schrie durch die Leere der Nacht. Angelo schlief, betäubt, und zuckte in unruhigen Träumen. Stella Gardner lag wach, blinzelte langsam die

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