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Trapez

Trapez

Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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finster an. Er warf Tommy das in Musselin eing ewickelte Bündel zu, auf dem T. SANTELLI stand, das sein Paradekostüm enthielt. Mario wickelte sein eigenes aus, und nahm das wallende Kostüm heraus, das er in der Parade trug und fing an, es über seinen Straßenkleidern zuzuknöpfen.
    Johnny drehte sich um: »Hey, zieh dir lieber dein Trikot an, Matt. Du wirst nicht viel Zeit haben, dich für den Akrobatenakt umzuziehen.«
    Mario drehte seinen Kopf nicht. »Scher du dich um dein eigenes verdammtes Kostüm und la ss meins meine Sorge sein!«
    »Also Matt, ich hab’ bloß gesagt…«
    »Reite doch selbst auf dem verdammten Kamel, wenn du so besorgt darüber bist!« fauchte Mario.
    Johnny zog seine Hosen aus, legte den Lendenschurz seines Kostüms an und fing an, sich seinen Turban zu wickeln. »Okay, Signor Mario, aber wenn sie uns allen eine Strafe aufbrummen, weil wir einen Einsatz verpasst haben, weil du nicht angezogen warst, geht das von deinem Gehalt ab. Fertig, Tom?«
    Als sie auf den Wagen kletterten, durch das Durcheinander von zusammengetriebenen Tieren, Paradewagen und dürftig bekleideten Mädchen, murmelte Johnny aus seinem Mundwinkel: »Worum, zum Teufel, ging es eigentlich, Tom?«
    Tommy legte einen Arm um die wacklige Fahnenstange und murmelte, diesmal zu erschüttert, um vorsichtig zu sein: »Er hatte wohl bloß schlechte Laune und brauchte jemanden, an dem er sie auslassen konnte.«
    Johnny pfiff verächtlich. »Verdammt, Angelo ist der einzige, den ich kenne, der Matt geradebiegen könnte, wenn er mal wieder durchdreht. Aber hör zu, Tom, du mu ss t dir das nicht gefallen lassen. Ich werde mit Signor Mario selbst ein Hühnchen rupfen.«
    Obwohl seine Schulter schmerzte, und er sich verletzt und verzweifelt fühlte, konnte Tommy das nicht hinnehmen. »Ich kann für mich selbst kämpfen, Johnny.«
    »Lucky, du bist nur halb so groß wie er«, sagte Johnny mit ungewöhnlicher Sanftheit. »Und du mu ss t mit dem Kerl leben, und ich steh nicht einfach so rum und sehe zu, wie er dich zusammenschlägt!«
    »Hör bitte auf und kümmere dich um deine Sachen!«
    Gereizt erwiderte Johnny: »Okay, du kleines, freches Stück, aber komm nicht heulend angelaufen, wenn er dir mal den Hals bricht!«
    Unvermittelt lachte Tommy auf. Und Johnny fragte:
    »Was ist so verdammt komisch?«
    »Du und Mario«, sagte Tommy, »genau aus demselben Holz geschnitzt. Einer wie der andere.«
    Johnny grinste: »Klar, weiß ich, deshalb kommen wir wohl nicht miteinander aus.«
    Aber als sich der Wagen auf der Hippodrombahn in Bewegung setzte, fühlte Tommy wie sein Lachen versiegte.
    Er war ängstlich und wü tend zugleich; seine jahrelange Sicherheit verschwand, so als ob er hinausschwang und entdeckte, dass das Netz nicht an seinem Platz war. Er dachte an einen schlimmen Traum, den er mal gehabt hatte, konnte sich aber nicht genau erinnern.
    Er rang um seine Fassung. Lassen wir es nicht auf die Plattform. Was auch passiert. Wie wir uns auch streiten.
    Mario hatte so was noch nie vor einer Vorstellung getan, und Tommy wunderte sich, wie er überhaupt aufs Trapez klettern konnte, als ob nichts passiert wäre. Ihr Wagen rollte aus dem Eingang heraus, nachdem er die drei Manegen umkreist hatte, er sprang ab und zog sich den Turban vom Kopf, während er lief.
    Er hatte sich ein bi ss chen beruhigt, als sie zur hinteren Manege für den Akrobatenakt liefen. Er machte Flicflacs, ergriff Stellas Handgelenke und balancierte sie auf seinen Händen, warf sie auf Johnnys Schultern und zuckte nur ein bi ss chen zusammen, als er ein Rad schlug und das Gewicht auf seine verletzte Schulter drückte. Als sie wieder im Umkleidezelt versammelt waren und sich für den Trapezakt vorbereiteten, merkte er, wie aus dem Zittern eine merkwürdig gleichmäßige Ruhe geworden war. Mario umwickelte sein Handgelenk und fummelte mit dem Klebeband herum. Tommy ging direkt auf ihn zu. Er sagte mit klarer, vernehmlicher Stimme: »Hier, schnür dies für mich zu, ja?«
    Mario beugte sich über Tommys Handgelenk und fingerte an dem Lederband am Gelenkschutz herum. Plötzlich schaute er auf und sah in Tommys Augen. Sie blickten sich an, hart und unnachgiebig, mit einer so intensiven Gefühlsregung, dass Tommy einen Moment lang nicht wusste, ob es Leidenschaft oder Hass war. Gleichzeitig nickten sie sich an und ohne ein Wort zu sagen, wu ss ten sie, dass es so war, als ob sie ihren alten Schwur gesprochen hätten. Lassen wir es nicht auf die Plattform.
    Ruhig und

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