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Trapez

Trapez

Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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beweisen? Willst du, dass sie der Star wird? Willst du, dass ich zurücktrete?
    Willst du es übernehmen?«
    »Um Gottes willen, la ss uns keinen großen Streit anfangen.« Johnny wandte sich ab. »Ich steh hier in meinen verschwitzten Sachen und bekomme eine Lungenentzündung, und von der Höhe habe ich stechende Kopfschmerzen. Hacken wir hier jetzt nicht darauf rum, okay?«
    Tommy ging ins Umkleidezelt. Coe Wayland war nackt und zog sich seine Hosen an und sah ihn schlechtgelaunt an, als er hereinkam. Tommy legte sein Trikot ab und füllte Wasser aus seinem Eimer ab. Als er begann, seinen Schwamm in das eisige Wasser einzutauchen, merkte er, dass er schwach war und durch die Nachwirkungen zitterte. Er wünschte sich – o Gott, wie er es sich wünschte –, dass sie in der Abgeschlossenheit ihres Familienwohnwagens wären, so dass sie sich umziehen und baden und reden – und wenn nötig streiten – könnten, ohne dass zwei oder drei Dutzend anderer Artisten herumstanden, ein und aus gingen und sich umzogen. Tommy sah sich nicht um, als Mario hereinkam, aber als er mit dem Umziehen fertig war, wurde er gewahr, dass Mario sich auf seinen Koffer gesetzt hatte, immer noch im Kostüm, und dort bewegungslos saß .
    »Mario«, sagte er ruhig und lehnte sich über ihn, damit die anderen es nicht hörten. »Nützt es irgendwas, wenn du hier in deinem verschwitzten Trikot herumsitzt und dir eine Erkältung holst? Du hast es mir oft genug gesagt.«
    Mario hob sein verzerrtes Gesicht und fluchte: »Wirst du mich allein lassen, Tom? Wirst du mich bloß um Himmels willen allein lassen?« schrie er.
    Tommy zog zitternd und wütend einen Pullover aus seinem Koffer heraus, zog ihn über sein Hemd und stürmte zum Küchenzelt. Zum Teufel mit ihm. Soll er doch zum Teufel gehen.
    Kurz vor der Abendvorstellung knallte Johnny vor Mario eine entfaltete Zeitung auf den Tisch.
    »Sieh dir das an, verdammt. Glaubst du, dass diese Art Werbung uns was nützt?«
    Tommy lehnte sich vor, um lesen zu können: ZIRKUS-STREIT UNTERBR ICHT VORSTELLUNG BEI WOODS-WAY— LAND.
    »Hör dir das an«, sagte Johnny angewidert, »leidenschaftlicher Streit bei den Santellis während des Fliegens.
    Die Zuschauer, die heute Nachmittag in der Nähe des Bühneneingangs auf dem Zirkusplatz von Woods-Wayland saßen , wurden Ohrenzeugen, als die bekannte Zirkusfamilie auf dem Lufttrapez einen Streit anfing. Böse Worte wurden gewechselt, die sogar im Publikum zu hören waren, als die bezaubernde Stella Gardner und der Star der Nummer, Mario Santelli, sich lauthals zankten.
    Als Ergebnis dieses Streit verfehlte der Star Mario seinen groß angekündigten dreifachen Salto und zeigte sich so mi ss gelaunt, dass der Zirkusansager ihren Akt abpfiff. Als die Truppe die Manege verlassen hatte, kam es draußen noch zu einem heftigen Streit, der für das Publikum eine Sondervorstellung war.‹«
    Mario knallte mit der Hand auf die Zeitung. Sein kleiner Spiegel kippte um und fiel auf den Boden. »Woher hast du diesen Müll?« Er wandte sich zu Coe Wayland, der vor seinem Koffer saß . »Hast du diesen Tratsch verbreitet? Ich erwarte nicht, dass du dich wie ein Santelli benimmst, aber du solltest schlau genug sein, nicht in aller Öffentlichkeit unsere schmutzige Wäsche zu waschen!«
    Wayland warf seinen Kopf hoch. »Ach, hör auf zu zetern . Glaubst du, ich habe nichts anderes zu tun, als über euch Idioten zu reden? Wenn du es wissen willst, du Geck, die ganze Stadt konnte dich schreien hören. Du tust so, als ob ich Dreck unter deinen Fü ss en wäre, du Lackaffe, aber ich bin schon lange genug dabei, um zu wissen, dass man sich auf dem Trapez nicht streitet. Und trotz deiner großartigen Familientradition sieht es so aus, als ob du es nicht weißt .«
    Mario verstummte und schluckte, als ob Coe ihn geschlagen hätte – was er, wie Tommy nüchtern feststellte, irgendwie auch getan hatte.
    »Es gibt noch mehr«, sagte Johnny verächtlich. »Hör nur zu: ›Die Santelli-Truppe soll kurz vor der Auflösung stehen, seit ihr Manager, Zirkusveteran Tonio Santelli in Cincinnati zu Tode gestürzt ist und ihr Fänger nach einem Streit über ihr Management aufgehört hat…‹«
    »Wo haben sie das ganze Zeug her?« fragte Tommy.
    Coe Wayland sagte: »Der ganze Platz weiß es. Irgendwer hat es einem Reporter erzählt, das ist alles. Die meisten Leute aus der Show sprechen nicht mit den Leuten aus der Stadt, aber es gibt immer irgendeinen Handlanger oder Requisiteur, der knapp bei

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