Trapez
ihn nach all den Jahren fallenzulassen, weil Wayland gern Schmutz verbreitet?
Wenn wir uns jetzt trennen würden, wäre das dann nicht verdammt nah dran, zuzugeben, dass die Geschichte stimmt?«
»Da hast du recht«, gab Lionel zu und stand auf. »Ganz ehrlich, Matt? Nichts für ungut? Es war nicht das erste Mal , dass ich diese Geschichte gehört habe.« Mario wollte etwas sagen, aber Lionel winkte ab. »La ss mich zu Ende reden, ja? Dein privates Sittlichkeitsgefühl geht mich nichts an. Ich bin kein Provinzlaffel. Aber ich bin auch kein Kreuzritter. Ich habe zwei Dinge, mit denen ich Geld verdienen kann: ein paar schnelle Reflexe und den Namen Fortunati – und das Prestige, das damit verbunden ist. Und das werde ich nicht riskieren, um mit ein paar…«. Er zögerte, suchte nach einem Wort, das keine Beleidigung war.
»Das Wort, nach dem du suchst, ist Schwule«, sagte Mario mit ironisch gespitzten Lippen, und Lionel schüttelte niedergeschlagen den Kopf.
»Mit ein paar Jungs zu arbeiten, die sich selbst durch eine verflucht schreckliche Dummheit auf die Schwarze Liste gesetzt haben, ob Wayland nun gesehen hat, was er sagt, oder nicht. Vielleicht h abt ihr beide ja Judogriffe ge übt oder euch gegenseitig den Rücken gewaschen – das wär mir ganz gleich. Was mich stört, ist, dass du überhaupt nicht daran denk st, deinen Ruf zu bewahren, und den Namen Santelli. dass du für Wayland ein leichtes Ziel warst, um so eine Geschichte überhaupt erst in Umlauf zu bringen. dass du auf die Schwarze Liste gekommen bist.«
Mario ließ sein Gesicht auf seine Hände fallen. Lionel hatte ihn in seinem Schuldgefühl getroffen. »Ist das wahr, Lionel? Schwarze Liste?«
Lionel nickte. »Man redet darüber. Sieh mal, ich bin bereit, dir zu helfen, dagegen zu kämpfen, Matt, und wenn es bloß um Papa Tonys willen ist. Ich hab den alten Kerl geliebt. Aber du mu ss t auch mithelfen. Wenn du den Jungen jetzt fallenlä ss t, können wir es wahrscheinlich aus der Welt schaffen, bevor es sich weiter verbreitet. Aber wenn ihr darauf besteht, zusammenzubleiben – verdammt, das weißt du so gut wie ich. Wayland hat ein verdammt großes Maul, und wenn ihr zwei immer noch zusammen seid, nachdem er es ein Jahr lang aufgerissen hat, stinkt der Name Santelli von hier bis Sarasota.« Er fügte drängend hinzu. »Denk auch an den Jungen. Er ist ein netter Kerl. Willst du seine Karriere beenden, noch bevor sie angefangen hat? Ich habe selbst einen Jungen in dem Alter.«
Marios Mund verzog sich. »Und du bist bereit, deinen Sohn meiner angeblichen Verworfenheit auszusetzen?«
Lionel wollte lachen, aber es kam nicht so heraus.
»Sei doch nicht so, Matt. Du bist anständig – keiner, den Tony großgezogen hat, könnte etwas anderes sein.
Aber wenn du den Jungen gern hast, wenn es dir was ausmacht, was mit ihm passiert, bist du es ihm schuldig, euch zu trennen. Gib ihm eine Chance, auch von der Schwarzen Liste herunterzukommen.«
»Glaubst du, dass jeder so mit der Geschichte umgehen würde wie Woody?«
»Viele, Matt. Starr würde es tun, aber ich könnte Randy überreden, dir eine Chance zu geben. Und wenn du den Jungen jetzt fallenlä ss t, wird jeder einfach vermuten, dass Wayland ein Lügner ist, dessen Gedanken genauso schmutzig sind wie sein Mundwerk.«
Mario sah Lionel an, und einen Moment lang lag sein Gesicht völlig offen. »Ich – ich hab’ dem Jungen versprochen, dass ich bei ihm bleibe. Er vertraut mir.«
Lionel klang so besorgt wie sein junger Vetter. »Sei vernünftig, Matt. Ich könnte den Jungen sowieso nicht unter Vertrag nehmen; Starrs Grundsätze sind sehr streng: niemand unter 21 in einem Luftakt. Wenn es dem Jungen etwas bedeutet, was aus dir wird, wird er dich nicht zurückhalten wollen. Matt, geh nach Hause, rede mit dem Jungen, bring ihn dazu, zu verstehen, dass du für euch beide das Beste tust. Ich will dich bei mir haben, ich brauche einen festen Partner; ich kann es nicht ertragen, zu sehen, wie du so dein Leben ruinierst. Und um Onkel Tonys willen möchte ich erreichen, dass der Name Santelli aus dieser schmutzigen Sache herausgehalten wird.«
Mario saß ein paar Minuten völlig still, mit teilnahmslosem Gesicht, und er hörte tief in sich drin die jetzt für immer verstummte Stimme: Versprich mir etwas, Matty. Versprich mir, dich nicht wieder zu betrinken, weil es uns allen schadet, der ganzen Familie. Er war diesmal nicht betrunken, aber er hätte es ebensogut sein können. Er hatte das alles über
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