Trapez
aber ich muss es sagen.
Ich hab’ da was läuten hören, dass du diese drei Jahre damit verbracht hast – wie soll ich es sagen? –, dem Jungen ein paar Duo-Nummern beizubringen, die ihr nicht öffentlich vorführen könntet. Weißt du, was ich meine? Ich meine, ich hab’ gehört, dass sie euch bei Woods-Wayland gefeuert haben.«
Mario bewegte sich nicht, aber in seinen Augen lag flinke Wachsamkeit. »Sie haben mich bei Woods-Wayland gefeuert, weil ich den Bruder vom Bo ss verprügelt habe, als ich ihn betrunken in der Manege entdeckte.«
»Nur weiter. Erzähl deine Version.«
»Zuerst möchte ich wissen, welche Version der Geschichte du gehört hast. Ich hab diesen Winter vier verschiedene gehört.«
Lionel blickte unbehaglich auf die Gitter vor den Fenstern. »Was ich gehört habe, ist, dass du Coe Wayland verdroschen hast, weil er ohne zu klopfen in dein Zugabteil gekommen war und dich dort mit dem Jungen gefunden hat – und ihr habt nicht gerade eine Patience gelegt.«
Mario ballte eine Faust und rang um Fassung. »Papa Tony hätte Coe Wayland nicht erlaubt, aufs Trapez zu gehen. Er war ein mieser Fänger, und er war betrunken.
Jeder in der Show wu ss te es, und niemand konnte es beweisen, aber eines Tages hat Tommy ihn dabei erwischt, wie er, fünf Minuten bevor wir nach oben gingen, noch Whiskey gesoffen hat. Er fing an, herumzupoltern und bestand darauf, trotzdem mit uns aufzutreten, also habe ich ihn auf die Bretter geschickt und ausgezählt. Da hatten wir dann bei ihm verschissen, er schnüffelte rum und horchte an den Türen, bis er dachte, dass er uns was anhaben könnte. Am nächsten Tag kam er vorbei und versuchte, mich zu erpressen, ihn wieder in den Akt zu nehmen. Statt dessen habe ich ihm eins aufs Kinn gegeben, ihm ein paar Zähne ausgeschlagen und ihm gesagt, er soll doch mit seinem verdammten Tratsch woanders hausieren gehen. Da ist er zum Bo ss gegangen, hat es ihm gesteckt und ich war arbeitslos.«
»Aber konnte er dir wirklich was anhaben?«
»Lionel, ich geh’ bloß Karfreitag zur Beichte.«
Lionel grinste, wurde aber plötzlich wieder ernst.
»Wenn du – du persönlich, Matt – mir dein Ehrenwort gibst, dass Coe Wayland bloß schmutzige Lügen verbreitet hat, um dir eins auszuwischen, tue ich mein Bestes, um die Geschichte aus der Welt zu schaffen.«
»Ich weiß nicht, welchen Klatsch Wayland verbreitet hat«, sagte Mario frostig. »Wie schon gesagt, ich habe bis jetzt vier verschiedene Versionen gehört dies Jahr, und Gott weiß , wie viele noch im Umlauf sind. Ich kann nicht allen nachjagen und sie leugnen. Verdammt, den Gerüchten nach hatte sich Cleo ihr Rückgrat gebrochen, nicht bloß ein paar Knochen in ihrer Hüfte.«
Lionel seufzte. »Matt«, sagte er, »ich bin fast doppelt so alt wie du. Ich bin rumgekommen. Ich bin nicht leicht zu schockieren. Aber ich will dir einen Rat geben, als alter Freund. Du und der Junge, ihr solltet euch trennen, bevor euch die Geschichte anhängt und ihr sie nicht mehr loswerden könnt. Sucht euch alle beide neue Partner. Ich nehme dich, und wir finden noch einen anderen Flieger oder zwei – vielleicht ein Mädchen.«
»Vielleicht soll ich eine heiraten und die Geschichte endgültig zum Schweigen bringen?« sagte Mario, und seine schrägen Augenbrauen bebten vor Verachtung.
»Na ja, könnte nichts schaden«, sagte Lionel.
»Und einfach den Jungen fallenlassen? Zum Teufel damit, Lionel. Tom und ich sind ein Team.«
»Bei mir seid ihr’s nicht. Ich werde nicht euch beide nehmen, das gibt’s nicht. Schau, ich hab nichts gegen den Jungen – wie war sein Name noch? Zane? Soweit ich weiß , ist er ein netter Junge und Jim hat gesagt, er sei der vielversprechendste Flieger, den er seit Jahren gesehen hat.«
»Ist er auch. Du weißt , dass er verdammt gut werden wird. Du kennst genug vom Fliegen, um das zu wissen, Lionel.«
»Aber nicht mit so einer Geschichte, die ihm sein ganzes Leben hinterherhängt.«
Mario verknotete seine Finger. Schließlich sagte er:
»Nehmen wir mal an, nur für einen Moment, dass sich Coe Wayland die ganze Geschichte in dieser schmutzigen Kloake, die er sein Gehirn nennt, ausgedacht hat. dass das, was er gesagt hat, nie passiert ist. Sieh es mal von meiner Warte aus, und von Toms. Ich habe dem Jungen das Fliegen beigebracht, als er noch ein kleiner Kerl war.
Wir haben ihn direkt in die Familie aufgenommen. Lucia, Angelo – sie halten große Stücke auf ihn. Und wäre das jetzt nicht ein mieser Trick,
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