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Trapez

Trapez

Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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herunter und stellte sich neben Tommy.
    Sie beobachteten Mario mit den vier Jungen, Clay und die anderen drei von Clays Schule, die Mario unterrichtete.
    Tommy erkannte – vom Erwachsenenstandpunkt aus betrachtet – , dass Mario der geborene Lehrer war. Er hatte die seltene Gabe, vertraut und ungezwungen zu sein, ohne für einen Moment die wesentliche Lehrer-Schüler-Beziehung zu verlieren. Er konnte mit den Jungs lachen, sie necken, W itze machen und ihnen zuhören –und doch, wenn er mit den Fingern schnippte und sagte: »Okay, Kinder, Zeit für ein bi ss chen Arbeit«, kehrte sofort ernsthafte Aufmerksamkeit zurück. Tommy hatte noch keinen von ihnen widersprechen hören.
    Liss sah zu, wie sie nacheinander schwangen und ihre ersten ungeschickten Sprünge ins Netz machten. »Ich glaube nicht, dass einer von ihnen etwas taugen wird, nicht wirklich, nicht mal Clay.«
    »Ach was, es macht ihnen Spaß , und es tut Mario gut, sie um sich zu haben!« Tag für Tag konnte Tommy sehen, wie der alte Mario wieder zum Vorschein kam hinter dem verschlossenen, gebrochenen Fremden, der er in den Jahren geworden war. Er war immer noch angespannt, zu nervös, aber wenn er mit den Jungen arbeitete, war er fast wieder der Alte.
    Liss sah zu wie Mario einen Sicherheitsgürtel um Bobby Meredith’ Taille legte. »Ich kann es mir vorstellen.
    Matt sollte ein Dutzend Jungs haben.«
    Tommy sah sie schuldbewu ss t an, aber Liss beobachtete Mario mit einem heiteren Lächeln. Er erkannte, dass Liss gemeint hatte, dass er ein Dutzend Söhne haben sollte.
    »Es ist wirklich irgendwie tragisch, weißt du Tommy?
    Er war der Beste der Santellis, und er wird der letzte sein.
    Er hat keine Kinder außer dem Baby. Joes Kinder wollen nicht fliegen – Barbie hat schon aufgehört, und für Clay ist es bloß ein Spiel. Und Johnny wird keine Kinder haben, weil Stella nach ihrer Fehlgeburt keine bekommen kann. So haben die Santellis in vier Generationen mit Matt ihren Höhepunkt erreicht, und es wird alles mit ihm enden.«
    »Na ja«, sagte Tommy, »wenigstens wird es nach ihm nicht in Mittelmäßigkeit ausklingen, wie in dieser Schauspielerfamilie – drei großartige Stars in einer Generation und dann war jedes ihrer Kinder ein Niemand.«
    Liss berührte seine Hand und sagte: »Ich glaube, du wirst sein Sohn sein müssen. Der einzige, den er je haben wird. Sieht so aus.«
    Das auch, dachte Tommy, als er Mario auf der Plattform beobachtete. Und alles, was er sonst nicht hat. Er ist die einzige Familie, die ich habe. Die einzige, die ich je haben werde.
     
    Tommy kam eines Nachmittags herunter und fand Angelo im Übungsraum vor.
    »Ist Matt nicht da?«
    »Er ist oben und stellt für Lucia eine Mausefalle auf.«
    »Tom, ich kann dir ein paar Tage Arbeit auf dem Platz verschaffen, für Stürze , wenn du dich für Stunt-Arbeit eintragen lassen willst. Das bringt jedes Mal hundert Dollar.«
    »Danke, bei den Trapezkosten könnten wir weiß Gott das Geld gebrauchen.«
    »In Ordnung, du mu ss t mitkommen, dich eintragen und der Gewerkschaft beitreten.« Angelo setzte sich auf den Fußboden und lehnte sich mit seinem Rücken an die Wand. »Hast du Lust, mir zu erzählen, worüber ihr euch vor Jahren gestritten habt? Als du weggegangen bist.«
    Tommy starrte auf den polierten Fußboden . Es war tö richt neben Angelo zu stehen, also setzte er sich an seine Seite.
    »Ich war sauer, weil er bei Fortunati verpflichtet wurde, und ich nicht. Ich war eifersüchtig.«
    Angelo zuckte die Achseln. »La ss nur, du hast ihn immer gedeckt, nicht wahr? Ich sollte dir wohl dankbar sein, dass du ihn nach Haus gebracht hast, wie auch das vor sich gegangen ist. Lucia sind deswegen schon graue Haare gewachsen. Aber es wundert mich, Tom. Ihr zwei wart immer so gute Freunde und plötzlich – peng!«
    »La ss es, Angelo, ich war nur ein dummer Junge.«
    » Weißt du«, sagte Angelo mit unbeholfener Freundlichkeit: »Du hättest hierherkommen können, dies ist auch dein Zuhause. Papa Tony hat es immer so gewollt.
    Du warst genau wie wir ein Teil der Familie.«
    »Er war immer so gut zu mir. Ich werd’ ihn nie vergessen.«
    »War’s dann um Papas willen – dass du ihn aufgetrieben und nach Hause gebracht hast?«
    Tommy hob jetzt wieder verlegen die Achseln. »Ich habe nie mit jemand anderem als Mario gearbeitet. Und ich wollte wieder fliegen. Außer ich wollte eine Karriere bei der Armee machen, ist das alles, was ich kann.«
    »Und das ist auch nicht so gut.«
    »Nun, du hast

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