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Trapez

Trapez

Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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genauso viel wiege, und ich bin so groß wie Angelo. Gibt es einen Grund, warum ich nicht für dich fangen kann? Papa Tony hat es manchmal gemacht.«
    Mario zwinkerte. »Ein kleiner Kerl wie du?«
    »Ich bin nicht so klein. Du bist groß und dünn, und du siehst groß aus, aber du hast leichte Knochen. Meine Füße sind grö ss er als de ine und meine Hände auch. John ny hat Stella beigebracht, ihn zu fangen, und er ist grö ss er als sie.«
    Mario schüttelte den Kopf. »Ich hab’ mich immer daran gehalten, was Barney Parrish gesagt hat. dass der Fänger groß genug sein mu ss , um das Gewicht zu halten. Ich hab’ auch immer gedacht, du würdest das Fangen hassen.«
    »Nicht mehr als du«, erwiderte Tommy, obwohl es stimmte. Er liebte es zu fliegen und hatte wenig Interesse daran gehabt zu fangen. »Ich weiß nicht, ob ich dich bei den großen Tricks halten könnte, aber du fliegst jetzt auch keinen Dreifachen. Aber bis wir einen ständigen Fänger haben, werde ich eben meinen Teil fangen.«
    Mario sah besorgt aus. »Lucky, willst du das wirklich tun?«
    »Das ist doch nur ge recht«, sagte Tommy. »Ich mach’ meinen Teil.«
    Aber er bekam plötzlich Beklemmungen, als er anfing, den gleichmäßigen Pendelschwung kopfüber zu üben, der der erste Schritt der Fängerarbeit war. Er hatte ihn schon einmal beherrscht, aber er hatte es vergessen. Lucia kam herunter, um mit ihnen zu üben, und Mario die Stangen zu reichen. Trotz Tommys Protest beharrte sie darauf, dass das Fangtrapez mit einer ›Wiege‹ verstärkt werden sollte – die Fu ß klammer , die von weiblichen Fängern benutzt wurde. Mit seinen Fü ss en in der Klammer verlor der Fänger nicht so leicht seinen Halt wie bei der Beinhaltung erfahrener Männer. Lucia bestand darauf, denn dafür würde noch genug Zeit sein, wenn er sich erst mal an das Gewicht des Fliegers gewöhnt hätte. Einige Tage arbeitete er nur daran, seinen Schwung an das leere Fliegertrapez anzugleichen, während Lucia laut den Takt zählte.
    Schließlich sagte Mario nach vielen Versuchen: »Okay, dann los!«
    Tommy hatte vergessen, dass der Fänger nicht die Hände des Fliegers sehen konnte, nur die Drehung des herumschleudernden Körpers. Trotzdem streckte er instinktiv seine Hände aus, mit der alten Präzision, die das Uhrwerk in ihm auslöste, und ihre Handgelenke verschränkten sich mit einem kleinen Ruck.
    »Siehst du«, stichelte er, »nichts dabei.« Er dachte, wir bewegen uns, als ob wir bloß einen Herzschlag hätten und vergaß es sofort wieder. Er war überrascht zu entdecken, dass es nicht schwieriger war, Marios Gewicht zusätzlich zu seinem am Trapez zu halten. Die Belastung der Schultermuskeln war heftig, aber nur kurz.
    Er brauchte viel länger, um die zweite Hälfte der Fängerarbeit zu beherrschen: Den Flieger genau im richtigen Moment für seine Rückkehr zur Stange loszulassen.
    Lucia beobachtete sie tagelang bei der Arbeit mit skeptischem Schweigen, und ihr Schweigen war beunruhigend.
    Tommy wünschte, dass sie etwas sagen würde, wenn es auch nur Kritik wäre. Wie in den frühen Tagen seines Trainings bei den Santellis, war er immer schmerzhaft müde, zitterte vor Erschöpfung, seine Arme und Handgelenke waren wund und die ungeübten Muskeln würden noch Jahre brauchen, um sich für die Belastung zu verhärten.
    Angelo stand zu seinem Wort, und Tommy arbeitete fünf Tage als Stuntman in einer Slapstick-Komödie und fiel für den Star von Leitern und in Badewannen. Er fragte sich, warum Mario diese Arbeit nie versucht hatte, und ihm wurde zum ersten Mal klar, dass ihm vielleicht mit einer Vorstrafe einige Türen verschlossen sein könnten.
    Aber zufällig brachte Mario selbst das Thema auf.
    Es war spät, und Tommy war schon halb eingeschlafen in ihrem Zimmer – Lucia sprach immer wieder davon, ein anderes Zimmer h erzurichten, aber sie kam nie dazu –, als er bemerkte, dass Mario nicht neben ihm war, sondern schweigend am Fenster stand.
    »Was ist los?« Tommy wu ss te überhaupt nicht, dass etwas nicht in Ordnung war, bis er sich fragen hörte. Im ersten Moment hatte er gedacht, dass Mario einfach aufgestanden war, um ins Badezimmer zu gehen oder eine Zigarette zu rauchen. Aber erst, als die Worte in dem dunklen Zimmer widerhallten, bemerkte Tommy, dass tatsächlich etwas nicht stimmte. Und das ließ ihn hellhörig werden.
    »Tommy, magst du Stunt-Arbeit wirklich gern?«
    »Klar, und ich kann das Geld weiß Gott gebrauchen.«
    »Sind wir so pleite?«
    »Na

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