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Trapez

Trapez

Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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uns verlassen, und wir haben es überstanden.« Wie bei einer anderen, lange vergangenen Gelegenheit erweckten Angelos Erkundigungen, so gutgemeint sie auch waren, Erbitterung und Verzweiflung.
    Verdammt, Angelo, hör auf. Ich weiß , was du aus mir herauszubekommen versuchst. Du willst wissen, ob ich mich von Matt getrennt habe, weil ich erfahren habe, dass er schwul ist. Und du würdest es zu gern von mir hören, dass er sich an mich herangemacht hat, und ich dann gegangen bin. Es war nur nicht so, und er konnte das noch nicht einmal sagen und ihm war vor Ärger leicht übel.
    »Ich meine, dass wir dir etwas schulden, Tommy.«
    »Wenn jemand jemandem etwas schuldet, bin ich es.
    Ich habe meinen Vertrag gebrochen. Mich hat niemand hinausgeworfen. Mario hat mich nicht gebeten zu gehen.«
    »Egal, ich fühle mich verantwortlich. Ich habe es zugelassen, dass ihr euch so anfreundet.«
    Tommy fragte sich, wieviel länger er sich würde beherrschen können, ohne zu explodieren. »Wie schon gesagt, ich bin mit einem Wutanfall weggegangen und war zu starrköpfig, um zurückzukommen.« Vage, wie halbvergessenes Zahnweh, fühlte er die schmerzvolle Erinnerung an die Nacht: Die Straßen , die er, ohne sie zu sehen, entlanggegangen war, verloren; wie er plötzlich in einem Café gelandet war, in dem Eddie Keno das einzige vertraute Gesicht war – er hatte weglaufen wollen, und am Ende dieser Nacht – er schnitt die Erinnerung ab. Ein sauberer Schnitt, aus den Augen verschwunden, vergessen. Angelo sah ihn unverwandt an, aber schließlich hoben und senkten sich seine schweren Schultern.
    »Okay, Junge, wenn du es so willst.«
    »So war es.«
    »Ich fühle mich schuldig«, sagte Angelo. »Ich war für dich verantwortlich, gesetzlich und moralisch. Ich hätte nie Woods-Wayland verlassen sollen, ohne dich mit mir zu nehmen.«
    »Ich wäre nicht mitgekommen.«
    »Das hättest du müssen. Du warst bei der Familie unter Vertrag, nicht beim Zirkus. Und da war ich dein Vormund. Glaubst du, ich weiß nicht, dass ihr wegen Matt gefeuert worden seid? Ich will nicht sagen, dass ich den ganzen schmutzigen Tratsch glaube, den Coe Wayland verbreitet hat.« – Er sah Tommy scharf an – »Aber Matt hat ihn verprügelt und euch beide in Schwierigkeiten gebracht.«
    »Wenn Matt ihn nicht verprügelt hätte, hätte ich es getan oder Johnny. Er war betrunken. Keiner von uns wäre mit ihm aufgetreten.«
    »Egal, wenn ich dabeigeblieben wäre oder dich mit mir genommen hätte…« Tommy boxte leicht seinen Arm.
    »Vergi ss es, Angelo.«
    »Matt hatte auch eine schwere Zeit, Junge. Ich will ihn nicht verteidigen, aber als er an dem Abend zum Haus kam und herausfand, dass du weg warst…«
    »Angelo, dies sind alles alte Geschichten. Können wir es nicht lassen? Wir haben es immer und immer wieder durchgekaut.«
    »Okay, okay, Junge. Ich verschaffe dir etwas Stunt-Arbeit. Wie schon gesagt, du wirst der Gewerkschaft beitreten müssen.«
    »Danke, ich kann’s gebrauchen.« Aber er war erleichtert, als Angelo den Übungsraum verließ .
    Als Mario einige Zeit später herunterkam, fragte er:
    »Was wollte Angelo überhaupt?«
    »Fragen, ob ich mit Stunt-Arbeit ein bi ss chen Geld machen wollte. Ich hab’ gesagt, klar.«
    »Ich wollte, du könntest ihn überreden zurückzukommen und für uns zu fangen. Mir sagt er ja nicht mal, wie spät es ist. Aber er hat fast immer alles getan, was du von ihm wolltest.«
    Tommy erwiderte freundschaftlich: »Eifersüchtig?«, bevor er bemerkte, dass Mario nicht in Stimmung war für diese Art von Sticheleien. »Ich hab’ es erwähnt, aber er hat kein Interesse. Mensch, Mario, er hat das gleiche Recht, nicht zu fliegen, wie wir weiterfliegen wollen.«
    »Ja, ich weiß .« Er sah mi ss gelaunt an die Wand. »Mir macht es ja nichts aus, für dich zu fangen, wenn wir üben. Aber verdammt, es bringt uns nicht weiter, und ich möchte wieder fliegen.«
    Wenn es je sein mu ss , Lucky, höre ich mit dem Fliegen auf und fange für dich. Wenn es die einzige Möglichkeit ist, dass wir zusammenbleiben können.
    Tommy hatte es damals gesagt und auch so gemeint: Ich würde es nicht zulassen.
    Er hätte nie darum gebeten, nicht einmal, wenn es ein freiwilliges Angebot gewesen wäre, eine Liebesgabe.
    Und Mario erinnerte sich nicht einmal an den Schwur.
    Und nun war es an ihm, zu handeln. Tommy sah nachdenklich am Trapez empor.
    »Wieviel wiegst du, Mario? Genau?«
    »Dreiundsechzig Kilo, in Unterhosen. Wieso?«
    »Weil ich fast

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