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Trapez

Trapez

Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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trainieren.«
    »Ich nehme wohl nicht an, dass der Große von ihnen für uns einen Fänger abgeben würde.«
    »Soweit ich es beurteilen kann, nicht; wir können ihn uns merken, aber was wir tun sollten, ist, die drei zusammenzulassen , ihren eigenen Akt aufzubauen.« Der Große , Phil Lasky, war siebzehn; die anderen, Clays Freunde, waren Bobby und Carl Meredith, vierzehn und fünfzehn.
    »Glaubst du, dass Clay was taugen wird, Mario?«
    »Kann man noch nicht sagen. Er hat Interesse, das ist die Hauptsache, aber er könnte es verlieren, wie Barbie.
    Also, wenn sie mit uns fliegen wollte, würde ich sie in den Akt nehmen. Sie war mal gut genug, aber sie will es nicht. Es sieht so aus, als ob die Familie nicht mehr will.
    Weißt du, ich habe versucht, Tessa vor ein paar Tagen auf die Seile zu kriegen – Kannst du dir vorstellen, dass sie Angst hatte es zu versuchen? Lu sagte, dass sie immer Höhenangst gehabt hat; aber als sie noch ein kleiner Fratz war, zwei, drei Jahre alt, habe ich sie immer von irgendwo runterholen müssen. Einmal ist sie die Strickleiter ganz allein raufgeklettert; jetzt erinnert sie sich nicht mal mehr daran.«
    »Nach Angelos Ansicht ist das wohl auch gut so.«
    »Ich werde sowieso alle Hände voll mit diesen Jungs zu tun haben.«
    »Sie scheinen dich schon zu mögen.«
    Mario sah ihn scharf an. »Denkst du immer noch an den kleinen Chandler?«
    »Ach was!«
    »Ich dachte, dass du mir vielleicht mit kleinen Jungs nicht vertrauen würdest.«
    »Ich hätte gut reden, was?«
    »Hey!« Mario neigte seinen Kopf zur Seite, um zu lauschen. »Wer ist da auf der Treppe?«
    Die Tür des Übungsraums ging mit einem Knall auf, und jemand rief: »Matt!« Dann waren hastige Absätze auf dem ehemals heiligen Fußboden des Übungsraums zu hören, die Umkleideraumtür ging auf, und Liss warf sich in Marios Arme. Mit solcher Gewalt, dass er schwankte und einen Schritt nach hinten gehen mu ss te, bevor er sein Gleichgewicht wiederbekam.
    »O Matt, die ganzen Jahre. Ich hatte solche Angst. Ich hatte Angst, dass du irgendwo tot herumlagst. Als Lucia anrief, bin ich in mein Auto gestiegen und direkt hergefahren …« Sie vergrub ihren Kopf in seiner Schulter. » All diese Jahre, ohne zu wissen …«
    Marios Arme schlossen sich um sie, und er sah mit gezeichnetem, bleichem Gesicht über ihren Kopf hinweg.
    Dann nahm er ihre Schultern in seine Hände und hielt sie in Armeslänge von sich.
    »Ist ja schon gut, Kleines. Ich bin hier und mir geht es gut. Du brauchst doch nicht so laut zu schluchzen. Es ist doch keine Beerdigung!«
    Sie wischte über ihr verheultes Gesicht. »Matt, wie konntest du nur? All diese Jahre ohne ein Wort oder eine Postkarte. Und dann hast du mich nicht mal wissen lassen, dass du zurück warst. Ich hab’ es nicht gewu ss t, bis Lucia mich gestern anrief …«
    »Kleines, ich – ich hätte es ja getan, aber ich hab’ wohl einfach nicht gewu ss t, was ich dir sagen sollte. Pa ss auf, ich bin hier, okay?«
    Sie klammerte sich an seine Hand. »Matt, du siehst so dünn aus, so elend – und dein Haar wird grau…«
    Er drehte eine ihrer Locken an ihrer Schläfe um seinen Finger. »Na, nun hör sich einer das an, Kleines. Sieh mal, ich hätte mich schon mit dir in Verbindung gesetzt, ich konnte einfach – einfach nicht mit dir am Telefon spre chen. Wie geht es dir, Liebling? Sagst du nicht mal Tom guten Tag?«
    Sie klammerte sich an seinen Arm und versuchte, sich an ihr gutes Benehmen zu erinnern.
    »Hallo, Tommy. Ich hab’ gehört, du warst in der Armee. Du bist ja ganz erwachsen geworden. Ich hätte dich gar nicht erkannt.« Sie gab’ ihm ihre Hand. Sie fühlte sich sehr weich an und sah gepflegt aus, mit langen, gefeilten, lackierten Nägeln. Sie schien grö ss er zu sein, aber dann bemerkte Tommy, dass es bloß ihre hochhackigen Schuhe waren. Er hatte sie nie in etwas anderem als Ballettoder Trapezschuhen gesehen.
    Sie war runder, voller geworden. Die zarten Kurven ihrer Taille waren verwischt, fraulicher, und sie hatte ihr Haar kurzgeschnitten, ein weicher, flauschiger Wuschelkopf, der lange Zopf war weg. Das herzförmige Gesicht würde immer hübsch, die schlanken Hände immer anmutig sein –wie Lucias, dachte Tommy – aber sie war weich geworden. In ein paar Jahren würde sie wie Lucia sein, vielleicht sogar schwerer. Tommy war wider alle Vernunft traurig. Er hätte sich gerne an ihre schwalbenhafte Anmut erinnert, ihr fliegendes, langes Haar und ihre zarten Bewegungen, ohne dass die

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